Tagebuch der Apokalypse 02
nach meinem Tempo urteilte, mussten meine Verfolger mich in fünf bis sieben Minuten einholen. Ein Stück weiter sah ich mindestens dreißig Untote in hellroten Latzhosen. COUNTY stand in Leuchtbuchstaben auf ihren Kücken. Die meisten Angehörigen dieser Gruppierung waren mit Beinfesseln und Ketten miteinander verbunden.
Es waren Häftlinge in Grüppchen, die aus drei bis fünf Mann bestanden. Dem Anschein nach waren nur wenige der Gestalten bewegungsunfähig. Eine war an den Rest eines verschrumpelten Menschenbeins gekettet. Die Gestalt ging herum und schleifte das Bein hinter sich her. Die Dinger konnten mich nicht sehen, also nutzte ich die fünf Minuten, bis die anderen aufholten, um auszutüfteln, wie ich an der Sträflingskolonne vorbeikam. Etwa dreißig Gestalten waren sichtbar. Während ich mir noch listenreiche Möglichkeiten überlegte, ihnen auszuweichen, indem ich auf Autos sprang oder an ihnen vorbeilief, tauchte hinter mir im Nebel mein erster Verfolger auf. Da ich der Meinung war, dass Denken momentan nichts brachte, schoss ich ihm ins Gesicht und rannte los.
Als ich die Kettensträflinge fast eingeholt hatte, wählte ich die linke Straßenspur für einen Ausbruchsversuch. Auf der rechten Spur bewegten sich mehr Angehörige der unbehinderten Art. Meine Taktik war einfach. Ich erledigte die Untoten am Anfang und am Ende des jeweiligen Trupps, so dass die in der Mitte buchstäblich an ihnen hängen blieben. Wenn ich nur fünf Figuren erledigte, hatte ich mein Ziel erreicht. Ich verbrauchte ein ganzes Magazin.
Ich weiß nicht genau, was mich so nervös machte: die schlechten Sichtverhältnisse; das Wissen, umzingelt zu sein; oder die Tatsache, dass ich eine riesige Bande untoter Verbrecher am Hals hatte. Jedenfalls rastete ich aus und schoss mir den Weg mit Gebeten und Kugeln gleichzeitig frei. Als ich mir einen Weg am Gros der Bande vorbeibahnte, musste ich ein leeres Magazin in einer Beintasche verstauen und ein neues einlegen.
Obwohl drei der Fünf Mann Teams nun in ihrer Bewegung behindert waren, latschten sie weiter, und die unbehinderten Teams marschierten an ihnen vorbei, um mir zu folgen. Das Klirren der über den Highway 59 schrammenden Ketten jagte mir eine solche Heidenangst ein, dass ich die Beine in die Hand nahm. Doch die Sträflinge waren dort draußen nicht die einzige Bedrohung. Als ich ihnen entkommen war, passierte ich weitere fünfzig Untote. Mein Rucksack war so schwer wie nie zuvor, als ich wieder zu meinem alten System (Laufen und Gehen) zurückkehrte. Vor mir begann sich der Nebel zu lichten ...
Ich lief weiter. Als ich später in klarere Verhältnisse zurückschaute, sah ich drei- bis vierhundert Meter hinter mir mindestens hundert Gestalten. Sie waren mir auf den Fersen. Ich erzeugte einen Untoten Schneeballeffekt. Sie erzeugten genug Lärm, um eine Kettenreaktion zu bewirken ... Jedes Wolfsrudel lockte mit seinem Geheul ein weiteres an.
Das Geräusch von Metall und Untoten kam näher, als ich erneut das Brummen hörte. Ich konnte dieses Tempo nicht ewig beibehalten. Ich glaubte auch nicht, dass man 'ich mal eben um die hundert Untote vom Hals schaffen kann. Als ich mich dem Ende des Stelzenabschnitts des Highway 59 näherte und zurückblickte, sah ich viel mehr als hundert Gestalten.
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. 9.50 Uhr. Ich war einen stundenlangen Umweg gelaufen. Als ich den Blick hob, sah ich in der Mitte der Untoten eine Explosion. Ich hielt mir instinktiv die Ohren zu und setzte mich auf den Boden. Als mein Hintern den Asphalt berührte, traf mich das überwältigende Geräusch der Explosion wie ein Hieb in den Magen und warf mich um. Ich sprang auf und stellte fest, dass die Explosion in der Verfolgermeute beträchtlichen Schaden angerichtet hatte. Ich hinterfragte nicht, was die Explosion bewirkt hatte oder warum ich den verfluchten Sträflingen begegnet war. Ich nahm alles einfach hin und machte mich schnellstens vom Acker.
Nach einer kurzen Frühstückspause, die ich mir im Trockenen unter der hochgeklappten Hecktür eines Kleinbusses gönne, werde ich an der Straße entlang weiter nach Süden ziehen, und Sümpfe, starke willkürlich erfolgende Explosionen und untote Kettensträflinge meiden.
21.48 Uhr
Am heutigen Abend habe ich auf einem alten Raffineriegelände pausiert, das hohe Maschendrahtzäune in verschiedene Abschnitte zerteilen. Die Ölpumpen rühren sich schon lange nicht mehr. Die meisten dieser Gerätschaften sind von Unkraut
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