Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
mich, wie viele junge Leute der »Ich-Generation« während des Seuchenausbruchs gestorben sind, als sie auf ihre Smartphones geglotzt oder irgendein dämliches Update auf Fratzenbuch gepostet haben.
Vielleicht etwas in dieser Art:
OMG, sie schlagen die Tür ein!
So ichbezogen diese Gören auch waren, es wäre mir lieber, sie hätten überlebt. Leider habe ich einen Haufen magerer hosentragender Wichte in den Dreck zurückgeschickt, aus dem sie, seit all dies angefangen hat, gekommen sind.
Der Captain hat mich vor einigen Tagen über den Auftrag aufgeklärt, der uns zur Insel Oahu bringt. Ich bin, ehrlich gesagt, nicht überrascht über die Einzelheiten, sondern nur darüber, welches Risiko wir eingehen, obwohl noch längst nicht feststeht, ob sich unsere »Investition« überhaupt lohnt. Laut Militärgeheimdienst war der gegen Honolulu gerichtete Atomschlag erfolgreich, denn er hat die ganze Stadt und all ihre Vororte ausradiert.
Larsen wirkt sehr optimistisch. Er glaubt, dass der gegen Hawaii gerichtete Atomschlag wirkungsvoller in der Vernichtung der Untoten war als die Bombardements in den Vereinigten Staaten. Er wettet, dass sich die Masse der Kreaturen zur Zeit der Detonation in der Stadt befand. Meine berufliche Meinung: Seine Bewertung ist leichtsinnig. Aber er ist der Captain dieses Bootes, und ich bin hier an Bord nur ein beratender Gast. Ich habe mich allerdings nicht zurückgehalten, ihm meine Bewertung der Sachlage zu erläutern.
Meine persönliche Meinung ist, dass wir unseren chinesischen Übersetzer an Bord behalten und ihm die Aufgabe übertragen sollten, den an Bord befindlichen Funkaufklärungssammler zu bedienen, um für Selbstschutz und etwaige Warnungen chinesischer Militäraktivitäten zu sorgen. Die Möglichkeit, dass wir den Übersetzer an die Kreaturen verlieren, wenn wir ihn auf der Insel lassen und uns nach Westen, nach China, begeben, ist sehr hoch. Außerdem gibt es keine Garantie, dass die Kunia-Sensoren noch funktionieren, nachdem Hawaii so lange ohne Strom ist. Das größte Wagnis: Wir haben überhaupt keine Vorstellung, in welcher Lage sich Kunia befindet. Der größte Teil des Stützpunktes liegt unter der Erde und könnte überspült, von verstrahlten Untoten überrannt oder sogar von einer fehlgeleiteten Atomrakete plattgemacht worden sein. Das erfahren wir erst, wenn wir auf der Hauptinsel an Land stiefeln, was wiederum ein Vorhaben ist, das ich weder im Moment noch sonst irgendwann gutheißen kann.
Maximale Klimmzüge: 5
Liegestütze: 65
1 km Laufband: 4:58.
Ich hoffe, dass das Laufband weiterhin funktioniert. Ich bin von dem Luxus verwöhnt, aus sportlichen Gründen zu rennen – statt um meinen Hals zu retten.
Einundzwanzig
Südost-Texas
»Ist es das, was ich vermute, Billy?«
»Was denn?«
Doc schaltete den Laser ein und richtete ihn einige Hundert Meter weit aufs Feld hinaus. »Das da.«
»Sieht so aus, als hätte jemand mit einem Pflug Furchen gezogen. Durch das NSG kann man kaum mehr erkennen.«
»Laut Karte müsste die Abwurfstelle hier sein. Wir trennen uns und pirschen zum Feld rüber. Bleib dicht bei mir.«
»Verstanden.«
Die beiden Männer sprangen über die Umzäunung, duckten sich und gingen auf das vernarbte Gelände zu, das vor ihnen lag. Der Wind drehte sich. Man roch den fauligen Mief, den die Untotenhorde in der Ferne abgab.
»Gottverdammt, stinkt das, und vom Gegenteil kann mich keiner überzeugen«, sagte Doc leise. »Noch hundert Meter. Sieht so aus, als wäre die Ladung hier runtergekommen und vom Fallschirm fortgezerrt worden. Mal sehen, wohin die Spuren führen.«
»Ich bleib an dir dran«, sagte Billy. »Lass uns aber trotzdem ein paar Meter weit ausschwärmen, okay?«
»Okay, schwärm aus, bleib aber in Sichtweite und schau alle paar Sekunden zu mir rüber. Ich mach es auch so.«
»Klingt gut, gehen wir.«
»Ja, gehen wir.«
Sie folgten der Bodenrinne etwa vierhundert Meter weit bis zum Gipfel eines flachen Hügelkamms. Als sie ihn erreichten, hörten sie etwas, das wie im Wind knatternde Wäsche auf der Leine klang. Sie schauten über den Kamm hinweg und erspähten ihr Ziel – eine in Kunststofffolie verpackte umgekippte Palette hing an einem zerfetzten Fallschirm, der wie ein Kometenschweif wild hinter ihr hin und her wehte.
Das Klatschen musste die Kreaturen in den Tagen und Wochen nach dem Abwurf angelockt haben. Mehrere Dutzend Gestalten standen starr unterhalb des Hügels und warteten darauf, dass etwas Lebendiges des
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