Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
Rakete getroffen. Captain Larsen glaubt, dass der hawaiianische Wetterkreislauf einen Teil der Strahlungspartikel übers Meer geweht hat. Ich würde trotzdem an allen großen metallenen Dingen wie Schulbussen oder Zugmaschinen vorbeigehen, wenn sie möglicherweise in Sichtweite der Atomexplosion standen. Sie sind vermutlich so heiß wie ein Feuerwehrauto in Tschernobyl. Das ist aber eigentlich eure geringste Sorge. Aus unbekannten Gründen hat sich die Strahlung grundlegend auf die Untoten ausgewirkt.«
Huck unterbrach ihn erneut. »In den Meldungen steht, dass sie etwas schneller sind als die anderen. Damit werden wir schon fertig.«
»Okay, Huck, wenn du schon alles weißt, kannst du den Auftrag jetzt in Angriff nehmen. Meine Arbeit hier ist getan. Viel Glück.«
»Halt die Schnauze, Huck, lass den Mann ausreden«, sagte ein anderer. »Ich mach mir Notizen. Es interessiert mich einen Scheiß, was du von den Meldungen hältst. Ich höre dir zu, Mann. Bleib bitte hier und mach mit dem Thema weiter.«
Kil hatte damit gerechnet, deswegen wandte er sich um und fuhr fort, als sei nichts geschehen. »Na schön, wie gesagt, die Strahlung macht sie schneller und gerissener. Ihr müsst euch aber nicht nur dessen ständig bewusst sein. Von mir aus nennt mich verrückt, es ist mir egal, aber in der Nacht des … Moment mal, ich muss kurz nachschlagen.«
Kil blätterte seine Notizen durch und suchte den Eintrag, bei dem Huck vielleicht ein Licht aufging. »Hier steht es. Ich war auf der Flucht. Ich hatte mich in einem verlassenen Haus verkrochen. Als ich das Parterre filzte, fiel etwas aus meinem Tornister, was eine Kreatur vor dem Haus auf mich aufmerksam machte. Sie ging mit einem Beil auf die Tür los, um reinzukommen. In dieser Nacht bin ich durch ein Fenster im ersten Stock entwischt. Am nächsten Tag bin ich auf die Motorhaube eines Schulbusses geklettert, um meinen Kram zu verstauen, doch dasselbe Ding ging wieder mit dem Beil auf mich los. Um wen es sich handelte, wusste ich, weil ich am Tag zuvor einen Blick durch das Guckloch in der Haustür riskiert hatte. Die Leiche unterschied sich eindeutig von den anderen. Ich hatte sie laufen und manchmal nachdenken sehen, zumindest auf einer niedrigen Ebene. Ich habe auch gesehen, dass manche sich nach einem Treffer tot stellten. Ich habe einen Marineinfanteristen auf einem Kutter der Küstenwache an sie verloren, einem Schiff, das von ein paar verstrahlten Untote übernommen wurde. Untote mit solchen Fertigkeiten nenne ich ›das begabte Zehntel‹. Ich habe festgestellt, dass einer von zehn anders ist als der Rest. Ich möchte auch noch etwas hinzufügen, das ich eigentlich nicht beweisen kann. Vielleicht tritt es aber irgendwann auf. Diese Insel wurde dort bombardiert, wo sie am bevölkerungsreichsten war. Ich gehe jede Wette ein, dass meine auf dem Festland gültige Begabtes-Zehntel-Theorie hier nicht gilt. Die Ratio ist wahrscheinlich zugunsten der Verstrahlten viel höher. Hier könnten vermutlich drei bis vier von zehn verstrahlt worden sein.«
Der Mann, der ihn Minuten zuvor gegen Huck verteidigt hatte, stellte nun ebenfalls eine Frage. »Ich heiße Rex, für den Fall, dass du’s vergessen hast. Ich möchte was über deine Erfahrungen in Sachen Bewegen und Ausweichen wissen. Gibt es da was, das wir unbedingt wissen sollten?«
»Gute Frage. Drei Meter Leerraum in meinem Umkreis war die beste Methode, Überraschungen aus dem Weg zu gehen. Du weißt schon, jene Art Überraschung, die einen durch ein offenes Fenster in einen Wagen reinzieht oder einem die Hand abbeißen will, wenn man in einem verlassenen Ladengeschäft in eine Tiefkühltruhe greift.«
»Häh?«, machte Rex verdattert.
»Es ist das Gegenteil von dem, was man gemacht hat, bevor die Toten wieder aufstanden«, fuhr Kil fort. »Früher war man eher geneigt, dicht an einer Deckung zu bleiben, an einer Mauer oder so. Heute bringt das einen angesichts dieser Kreaturen vielleicht um. Mit was für Nachtsichtgeräten seid ihr ausgerüstet?«
»Wir haben PVS-15er und PVS-23er. Wir haben auch ein sensorfusionsfähiges Zielfernrohr, Nachtsicht mit einer thermischen Überlagerung. Ist gut, um warme Körper visuell zu identifizieren. Warum?«
»Vielleicht wisst ihr es schon, aber die Augen von Untoten reflektieren sich in diesen Brillen nicht wie die von lebenden Menschen. Verlasst euch also nicht nur auf die Körperwärme.«
»Kapiert.«
Kil trat näher an die Männer heran und schüttelte ihnen die Hände.
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