Tagebuch der Lust
ich, wie Alisha mir einen besorgten Blick zuwarf.
„Ist dir nicht gut, Victoria?“, wollte sie wissen, doch ich winkte ab.
„Alles in Ordnung“, erwiderte ich atemlos. „Es ist nur sehr heiß heute.“
„Ja, du hast Recht“, sagte sie, mit einem Blick in den Himmel. „Matthew, sei so gut und sage Mister Cranton, wir warten am Fluss auf ihn.“
Abermals nickte Matthew und drehte sich dann um. Ich schaute auf seinen Po und wieder durchflutete mich eine Hitzewelle. Nur mit halbem Ohr hörte ich, was Alisha mir erzählte. Mechanisch folgte ich ihr zu den Pferden und saß auf. Meine Gedanken kreisten nur um den schönen Matthew, und ich wusste, von wem ich in dieser Nacht träumen würde.
Alisha und ich saßen im Schatten einer mächtigen Weide, als Mister Cranton, der Aufseher, zu uns stieß. Er war mir vom ersten Moment an unsympathisch, denn ich sah sofort, dass er ein unangenehmes Wesen hatte. Seine kleinen, gemeinen Augen musterten mich ungeniert und als sein Blick über meinen Körper glitt, leckte er sich mit der Zunge über die wulstigen Lippen. Ein Ekelschauer kroch mir den Rücken hoch, als er seine bräunlich verfärbten Zähne bleckte und mich lüstern angrinste.
„Mam“, sagte er langgezogen und tippte dabei an seine Hutkrempe.
Ich nickte ihm mit einem verächtlichen Blick zu. Für mich stand schon jetzt fest, dass ich mit diesem Menschen nichts zu tun haben wollte.
„Mister Cranton, darf ich Ihnen Victoria Sheldon vorstellen“, begann Alisha. Auch sie hielt einen gebührenden Abstand von dem Aufseher, und ich merkte ihr an, dass sie ihn auch nicht mochte.
Wieder grinste er mich auf seine widerliche Art an und streckte mir dann eine rote, aufgedunsene Hand entgegen.
„Freut mich, Mrs Sheldon. Ich hoffe, Sie leben sich gut bei uns ein. Vor dem Sklavenpack brauchen Sie sich nicht zu fürchten, die habe ich unter Kontrolle“, sagte er und deutete dabei auf die Peitsche, die über seiner Schulter hing.
„Ich denke nicht, dass das nötig sein wird, Mister Cranton“, erwiderte ich spitz, ohne seine ausgestreckte Hand zu beachten. „Ich würde mich glücklich schätzen, wenn Sie die Arbeiter nicht mehr schlagen.“
Mister Cranton ließ ein wieherndes Lachen hören und spuckte direkt vor meinen Füßen auf den Boden. Ich hätte ihm am liebsten mein Knie irgendwo hingerammt, besann mich aber auf meine gute Erziehung.
„Das lassen Sie mal meine Sorge sein, Missie“, meinte er gedehnt. „Ihr Mann hat mich genau dafür eingestellt, diesem Pack Manieren beizubringen, also mischen Sie sich nicht ein.“
„Nun, dann werde ich mit meinem Mann darüber reden, sobald er wieder da ist“, antwortete ich und drückte den Rücken durch. „Sie arbeiten jetzt auch für mich, Mister Cranton, und wenn ich Ihnen sage, Sie sollen die Sklaven nicht mehr schlagen, fügen Sie sich gefälligst.“
Alisha berührte leicht meinen Arm, um mich zur Ruhe zu bringen, doch ich war so wütend, dass meine Augen Blitze versprühten und meine Stimmlage etwas zu laut wurde.
Mister Cranton trat einen Schritt an mich heran und sein fauliger Atem schlug mir entgegen.
„Tun Sie das, Mrs Sheldon“, sagte er in einem ironischen Tonfall. „Wir werden ja sehen, was Ihr Ehemann von Ihren Ambitionen hält, die Plantage nach Ihren Regeln zu führen.“
Er rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle, sondern starrte mich nur feindselig an. Mein Herz drohte aus der Brust zu springen, denn ich merkte, dass Mister Cranton zu allem bereit wäre.
„Wenn sonst nichts mehr ist, Miss Alisha, würde ich jetzt gerne wieder an meine Arbeit gehen“, sagte er, ohne den Blick von mir zu nehmen.
Alisha nickte tonlos. Ihr hübsches Puppengesicht war aschfahl und ihre vollen Lippen zu einem Strich zusammengepresst.
„Das wäre alles. Danke, Mister Cranton“, stieß sie hervor, und endlich ließ der Aufseher von mir ab und verließ uns.
Ich fasste mir an die Brust und atmete schwer. Dieser Mann war so unverschämt, dass es mir die Sprache verschlug. Alisha funkelte mich wütend an und stemmte ihre schlanken Arme in die Hüften.
„Du bist wirklich zu weit gegangen, Victoria“, warf sie mir vor. „Mister Cranton ist gefährlich und wenn er das meinem Vater erzählt, wirst du nichts zu lachen haben. Ich sehe es genauso wie du, aber ich bitte dich, mische dich da nicht ein.“
Ich schüttelte traurig den Kopf und sah ihr fest in die Augen.
„Das kann ich nicht, Alisha“, sagte ich leise. „Eure Sklaven sind krank und haben
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