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Tagebuch der Lust

Tagebuch der Lust

Titel: Tagebuch der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Pink
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an und widmete sich dann wieder dem Kind.
    „Es ist krank“, sagte sie tonlos. „Aber Mister Caleb will uns keine Medizin geben. Es wird sterben.“
    „Nein, das wird es nicht“, versprach ich. „Ich werde mich darum kümmern.“
    An diesem Abend sah ich noch weitere, ähnliche Zustände. Kranke Menschen, die keinerlei medizinische Versorgung erhielten. Die nicht genug Nahrung bekamen und trotzdem Tag für Tag in der brütenden Hitze arbeiten mussten. In meinem Hals bildete sich ein Kloß, den ich nur mit Mühe hinunterschlucken konnte. Hier musste etwas geschehen und zwar schnell. Ich würde mit Jethro darüber sprechen, sobald er endlich nach Hause kam. Daher ging ich zurück zu Ghost und stieg auf.
    „Ihr werdet Hilfe erhalten“, rief ich den Sklaven zum Abschied zu und ritt davon.

Kapitel 5
    Ich kam nicht weit. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Gestalt vor mir auf und versperrte den Weg. Ghost erschrak fürchterlich, scheute und bäumte sich auf. Ich fiel mit einem lauten Aufschrei von seinem Rücken und landete unsanft auf dem Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, versuchte ich mich aufzurappeln und Ghost zu halten, doch er suchte fluchtartig das Weite. Ich rieb mir die schmerzende Kehrseite und erhob mich schwerfällig. Der Schatten kam auf mich zu und packte mich unsanft an den Haaren. Wieder schrie ich panisch auf und versuchte mich zu befreien. Erst jetzt bemerkte ich, dass es Mister Cranton war.
    „Lassen Sie mich los!“, brüllte ich, doch Mister Cranton kam meiner Aufforderung nicht nach.
    „Was schleichen Sie hier herum, Missie?“, zischte er. „Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen sich nicht einmischen?“
    „Sie werden mich auf der Stelle loslassen, Mister Cranton, ansonsten werde ich dafür Sorge tragen, dass Sie die Plantage mit Schimpf und Schande verlassen müssen“, drohte ich erneut, bekam als Antwort jedoch nur ein hämisches Lachen.
    „Und wer soll mich entlassen? Ihr Ehemann? Wachen Sie auf, Kindchen. Sie haben hier nichts zu sagen, rein gar nichts. Wie, glauben Sie, findet es Ihr Ehemann, dass Sie sich mitten in der Nacht bei den Sklaven herumtreiben? Sie sind genauso ein störrisches Weibsbild, wie es seine erste Frau war, bevor er ihr Gehorsam eingebläut hat. Und genau das werde ich jetzt auch tun, Missie. Dir Gehorsam beibringen.“
    Während er mit einer Hand noch immer mein Haar festhielt, knöpfte Mister Cranton sich mit der anderen die Hose auf.
    „Was haben Sie vor?“, keuchte ich und wehrte mich nach Leibeskräften.
    Doch je mehr ich mich wand, desto härter packte er zu. Schließlich drückte er mich auf den Boden und legte sich auf mich. Ich strampelte panisch mit den Beinen, versuchte nach ihm zu schlagen, doch sein Gewicht raubte mir die Luft zum Atmen. Mit seiner freien Hand nestelte er an meinem Kleid herum und zog es nach oben. Dann strich er mit seiner schwieligen Hand an meinen Schenkeln entlang, und ich musste an mich halten, um mich nicht zu übergeben. Seine dreckigen Finger drangen in mich ein, und ich schrie unter Tränen auf. Gerade als er im Begriff war, mit seinem wahrscheinlich ebenso schmutzigen Schwanz in meine Scham zu stoßen, brach er mit einem gurgelndem Laut auf mir zusammen. Als ich aufblickte, sah ich, dass Matthew mit einem Knüppel in der Hand über uns stand. Unsanft stieß er Mister Cranton zur Seite und half mir auf die Beine. Dann wandte er sich wieder dem bewusstlosen Aufseher zu und schlug ihm erneut auf den Kopf. Immer wieder ließ er den Knüppel auf den bereits blutenden Schädel sausen, und bei jedem Mal zuckte ich zusammen. Ich hielt die Hände auf den Mund gepresst, um nicht laut zu schreien oder zu schluchzen, dennoch wünschte ich mir, ich wäre es, die Mister Cranton totschlug. Als Matthew sicher war, dass jeglicher Lebensfunke aus dem Aufseher gewichen war, packte er den Leichnam bei den Beinen und schleifte ihn zum Fluss. Ohne die geringste Spur des Bedauerns warf er den toten Mister Cranton in die Fluten und wusch sich danach die Hände in dem klaren Wasser.
    „Was hast du getan, Matthew?“, wisperte ich, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.
    „Sie gerettet, Miss Victoria“, antwortete er schlicht. „Es war schon längst überfällig.“
    „Aber Matthew! Wenn Mister Caleb das herausfindet, prügelt er dich zu Tode. Du hättest nicht …“ Meine Stimme versagte und ich brach in Tränen aus.
    „Es ist alles gut, Miss Victoria“, versuchte er mich zu beruhigen und berührte scheu meinen Arm.

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