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Tagebuch der Lust

Tagebuch der Lust

Titel: Tagebuch der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Pink
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brutal gewesen wäre? Oder Jethro? Hatten er oder Alisha überhaupt eine Ahnung davon, was für ein Monster ihr Vater war? Ich seufzte, weil ich die unausweichliche Gewissheit hatte, Caleb auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein. Der Gedanke an einen möglichen Freitod wurde mir immer sympathischer. Diese Tortur würde ich nicht bis ans Ende meiner oder Calebs Tage durchstehen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt war ich zu kraftlos, um etwas zu unternehmen. Ich würde, nein ich musste einen Ausweg finden. Irgendwann. Vielleicht schon bald. Ich wusste es nicht, aber ich war auch zu müde, um darüber nachzudenken.

Kapitel 4
    Vogelgezwitscher riss mich am nächsten Tag aus dem Schlaf. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, und so nahm ich an, dass es bereits später Vormittag war. Froh über die Erkenntnis, dass man mich hatte schlafen lassen, gähnte ich herzhaft. Als ich mich jedoch ausgiebig recken wollte, stellte ich fest, dass mein Körper von der langen Kutschfahrt und Calebs unsanfter Behandlung in der letzten Nacht, furchtbar schmerzte. Ich betätigte den Klingelzug, der neben meinem Bett hing, und nur wenige Augenblicke später erschien Molly. Ich sah sofort, dass Caleb sie wieder geschlagen hatte und mein Groll gegen ihn wuchs unaufhörlich.
    „Guten Morgen, Molly“, sagte ich freundlich und stieg aus dem Bett. „Wärst du so nett und bereitest mir ein Bad?“
    Sie nickte und ging sofort an ihre Arbeit. Alisha klopfte und steckte gleichzeitig den Kopf zur Tür herein.
    „Darf ich eintreten?“, fragte sie und ich nickte.
    „Ich hoffe, du hast gut geschlafen“, sagte sie und sah mich prüfend an.
    „Sehr gut, danke“, gab ich zurück und wich ihrem Blick aus.
    „Ich soll dir ausrichten, dass Vater heute Morgen weggefahren ist. Er wollte dich nicht stören, daher hat er sich nicht verabschiedet.“
    Ich lachte spöttisch auf.
    „Ja, das wird der einzige Grund sein“, erwiderte ich sarkastisch. „Wann kommt er zurück?“
    „In einer oder zwei Wochen, nehme ich an“, antwortete Alisha mit einem Schulterzucken. „Mach dir nichts draus, du wirst dich daran gewöhnen.“
    Ich grinste schief. Daran gewöhnen? Ich war heilfroh, dass Caleb weg war und ich meine Ruhe hatte. Natürlich sagte ich das Alisha nicht, sondern bat sie, mir später die Plantage zu zeigen.
    „Wir können einen Ausritt machen“, rief sie erfreut. „Jethro ist in der Stadt und kommt erst gegen Abend wieder. So haben wir Mädchen den ganzen Tag für uns.“
    „Das klingt gut“, lächelte ich. „Ich werde jetzt ein Bad nehmen und eine Kleinigkeit essen, danach können wir los. Lass doch schon mal die Pferde satteln“, schlug ich ihr vor.
    Das ließ Alisha sich nicht zweimal sagen. Aufgeregt rannte sie aus dem Zimmer, und ich hörte ihr fröhliches Lachen durch das Haus hallen.
    In dem heißen Badezuber entspannte ich mich ein wenig. Ich brauchte mich nicht zu fürchten, dass Caleb in der kommenden Nacht wieder in mein Bett wollte, und das gab mir ein gutes Gefühl. Ich würde die Tage ohne ihn genießen und Kraft schöpfen für die Zeit, wenn er wieder da war. Ich war jung und lebenslustig und wollte nicht, dass Caleb mich brach. Er konnte meinen Körper besitzen, nicht aber meinen Geist oder gar meine Liebe. Nach dem Bad zog ich ein tannengrünes Reitkleid an, welches meine Augenfarbe unterstrich. Mein Haar ließ ich, wie ich schon gerne als junges Mädchen tat, offen über den Rücken fallen. Ein kleines Hütchen, welches ich schräg auf den Kopf setzte, rundete das Bild ab. Ich lächelte meinem Spiegelbild zu und mir fiel auf, dass es das erste Mal seit Wochen war, dass ich mich auf etwas freute.
    Alisha erwartete mich im Speisezimmer, wo ein leichtes Frühstück für mich bereitstand. Erst jetzt merkte ich, welch großen Hunger ich hatte. Nicht sehr damenhaft fiel ich geradezu über das geröstete Brot und die Konfitüre her und erntete von Alisha ein belustigtes Lachen.
    „Entschuldige“, murmelte ich und wischte beschämt ein paar Krümel vom Mundwinkel.
    „Das macht nichts“, winkte sie, immer noch lachend, ab. „Ich habe mir überlegt, dass ich dir heute die Felder und die Sklavenunterkünfte zeige. Da es mein Vater nicht für nötig hält, dich den Arbeitern vorzustellen, übernehme ich es eben“, bestimmte sie.
    Ich nickte dankbar. Alisha war trotz ihrer Jugend sehr reif und hatte sich wirklich vorgenommen, mich zu unterstützen. Eine Frage brannte mir jedoch seit unserem Kennenlernen unter den

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