Tagebuch der Lust
blondes Haar strich und mir zulächelte, schoss mir eine heiße Woge durch den Körper.
„Guten Morgen, Victoria“, begrüßte er mich und bedachte mein Äußeres mit einem anerkennenden Blick. „Ich hoffe, du hast gut geschlafen.“
„Danke“, murmelte ich und senkte den Blick. „Du bist schon früh auf den Beinen.“
„Ja“, antwortete er etwas entnervt. „Wenn Vater nicht da ist, muss ich mich um alles kümmern. Ich habe Mister Cranton gesucht, aber der liegt wahrscheinlich irgendwo herum und ist betrunken.“
Ich biss mir auf die Lippen und wagte nicht, ihn anzusehen. Stattdessen wechselte ich das Thema.
„Jethro, ich war gestern mit Alisha bei den Sklaven und musste feststellen, dass dort katastrophale Zustände herrschen. Viele sind krank und unterernährt. Ist es möglich, dass ein Arzt kommt und sie behandelt?“
Jethro sah mich einen Moment amüsiert an und hob die Augenbrauen.
„Ein Arzt? Victoria, dein Mitgefühl in allen Ehren, aber du wirst in Atlanta keinen Arzt auftun, der Sklaven behandelt.“
„Finde einen!“, sagte ich mit Nachdruck. „Oder ich reite selbst in die Stadt und suche einen Doktor, der bereit dazu ist.“ Als Unterstützung für meine Worte verschränkte ich energisch die Arme vor der Brust.
„Du kannst nicht alleine in die Stadt“, warf Jethro ein und ging in Richtung Speisezimmer. „Es ist nicht sicher für dich, und außerdem kennst du nicht aus.“
„Es ist nicht sicher für mich?“ Ich lachte spöttisch auf. „Ist es denn hier sicher für mich? Bei deinem Vater?“
Jethro warf mir einen unergründlichen Blick zu und packte mich unsanft an den Armen. Obwohl er mir wehtat, erregte mich seine Berührung gleichermaßen. Sein Gesicht war meinem so nah, dass mir sein männlicher Duft in die Nase kroch. Er war verschwitzt von dem Ausritt, gleichzeitig schwang eine herbe Note seiner maskulinen Pheromone mit. Mein Körper reagierte augenblicklich und ich fühlte die sanfte Feuchte zwischen meinen Beinen.
„Ich weiß, wer mein Vater ist und was er tut“, zischte Jethro wütend. „Und ich weiß auch, wie er dich und alle anderen behandelt. Wie er meine Mutter behandelt hat. Es geht nicht darum, ob mein Vater es für sicher hält, wenn du alleine reitest. Es geht um mich, Victoria. Ich will dich nicht alleine gehen lassen.“ Sein Atem stockte für ein paar Sekunden, als er mir in die Augen sah, dann ließ er mich schlagartig los und schlug mit der Faust gegen die Wand.
„Verflucht, Frau, was machst du mit mir?“
Jethro rannte an mir vorbei und stieß mich unsanft zur Seite. Ich stand nur da und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Mir war, als hätte mir jemand einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gegossen. Jethro begehrte mich und ich begehrte ihn.
Und das war schlimmer als alles, was ich mit Matthew getan hatte.
Kapitel 6
Die Tage und Wochen vergingen, und ich fühlte mich immer noch fremd in meinem neuen Heim. Solange Caleb unterwegs war, traf ich mich hin und wieder mit Matthew, doch als mein Ehemann nach Hause kam, wagte ich es nicht, auch nur laut Luft zu holen. Er hatte sich nicht verändert. Er nahm kaum Notiz von mir, sondern kam abends in mein Schlafzimmer und bestieg mich. Ich lag wieder nur wie eine Leiche unter ihm, denn ich hasste diesen Mann aus vollstem Herzen. Wenigstens konnte ich mir bei unserem Beischlaf Matthews Körper ins Gedächtnis rufen, und das machte die Sache halbwegs erträglich.
Jethro hatte es tatsächlich geschafft, einen Arzt zu finden, der sich unserer Sklaven annahm, doch als Caleb herausfand, dass ich dahinter steckte, bekam ich zum ersten Mal in unserer Ehe eine Ohrfeige von ihm. Es sollte nicht die letzte gewesen sein, wie ich später feststellte. Mister Cranton blieb nach wie vor spurlos verschwunden, und Caleb mutmaßte, er sei betrunken in den Fluss gestürzt. Und ganz wie es Calebs Art entsprach, nahm er die Sache geschäftsmäßig in die Hand. Kurzerhand engagierte er einen neuen Aufseher, der die Sklaven auch nicht viel besser behandelte als Mister Cranton. Ich konnte nichts dagegen tun, denn solange Caleb zu Hause war, verfügte er über mich wie eine Gefangene. Nacht für Nacht kam er zu mir, stieß mir seinen Schwanz in meine trockene Höhle in der Hoffnung, mich endlich zu schwängern. Doch sein Samen fiel auf unfruchtbaren Boden, und ich dankte Gott dafür.
Der Sommer neigte sich langsam dem Ende zu, und die Abende wurden angenehm kühl. Eines Tages kam Alisha zu mir und teilte mir mit, dass
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