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Tagebuch eines Engels

Tagebuch eines Engels

Titel: Tagebuch eines Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolyn Jess-Cooke
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Margot und Toby erheblich erleichtert. Aber jetzt, wo ich sah, wie Margot sich bei Kit aussprach, wie er ihr einfach nur zuhörte und an den richtigen Stellen nickte, kamen mir langsam Zweifel. Vielleicht sollte sie mit Kit zusammenbleiben. Vielleicht tat er ihr gut.
    Â»Was kann ich bei all dem tun?«, fragte er und klemmte ihre kleinen blassen Hände zwischen seine wie Salatblätter zwischen zwei Sandwichhälften.
    Sie entzog sie ihm. »Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll«, sagte sie. »Theo macht genau das Gleiche wie ich. Wenn ich ihm sage, er soll es nicht tun, bin ich doch eine Heuchlerin.«
    Â»Nein, bist du nicht«, widersprach Kit. »Du bist seine Mutter. Dass du genau das Gleiche auch schon gemacht hast, macht dich nur noch glaubwürdiger, wenn du ihm jetzt in den Hintern trittst.«
    Sie kaute an einem Fingernagel. »Vielleicht sollte ich noch mal nach New York fliegen …«
    Kit lehnte sich zurück. Er dachte eine Weile nach, dann sagte er: »Hol ihn hierher. Ich will ihn endlich kennenlernen.«
    Margot schwieg. Sie dachte nach. War sie bereit dafür?
    Kurze Zeit später wurde Theo von einem hochgewachsenen Aborigine mit leicht ergrauter Flechtfrisur und Narben im Gesicht am Flughafen von Sydney abgeholt. Er stellte sich als Kit vor.
    Kit brachte Theo zu seinem ramponierten Jeep auf dem Flughafenparkplatz und forderte ihn auf, einzusteigen.
    Â»Wo fahren wir hin?«, gähnte Theo und setzte seinen Rucksack auf dem Nachbarsitz ab.
    Kit brüllte gegen den Motorenlärm an: »Mach die Augen zu und entspann dich, junger Mann. Wir sind gleich da.«
    Sie fuhren stundenlang. Theo schlief auf dem Rücksitz seinen Rucksack umarmend ein. Als er aufwachte, befand er sich mitten im Outback unter einem funkelnden Sternenhimmel, umgeben vom Zirpen der Grillen. Kit hatte den Wagen unter einem Baum geparkt. Theo sah sich um. Er vergaß einen Moment lang, dass er sich in Australien befand, und fragte sich dann, wo seine Mutter war.
    Da erschien Kit an der Beifahrertür. Allerdings trug er jetzt nicht mehr Polohemd und Chinos. Er war splitternackt bis auf ein rotes Tuch um die Lenden, sein Gesicht und sein breiter Oberkörper waren mit dicken weißen Kreisen bemalt. In der rechten Hand hielt er einen langen Stock.
    Theo erschrak zu Tode.
    Kit streckte die Hand aus. »Na, komm schon«, sagte er. »Spring raus. Wirst schon sehen, ich mach aus dir einen echten Ureinwohner.«
    Theo lehnte sich zurück, als würde er der ihm entgegengestreckten Hand ausweichen. »Wie lange dauert das?«
    Kit zuckte mit den Schultern. »Wie lang ist ein Stück Schnur?«
    Drei Wochen später flog Theo nach Hause. Abgesehen von der Zeit, die er bei Margot gewesen war, hatte er die Nächte unter freiem Himmel verbracht, war ab und zu mal aufgewacht, weil eine kleine Schlange sich an seinem Kissen entlangschlängelte, und hatte dann von einer leisen Stimme aus dem Schatten Anweisungen erhalten, wie er diese Schlange erlegen und häuten sollte. Tagsüber entfachte er mithilfe zweier Stücke trockenen Holzes Feuer oder stellte aus Stein und Wasser eine Paste her, die er sich dann auf die nackte Haut oder auf die Rückseite eines großen schwarzen Blattes schmierte.
    Â»Was ist dein Traum?«, fragte Kit ihn einige Male. Dann schüttelte Theo den Kopf und sagte Dinge wie: »Ich möchte bei den Knicks spielen« oder »Ich wünsche mir ein Motorrad zu Weihnachten«, und Kit schüttelte darauf ebenfalls den Kopf und zeichnete einen Hai oder einen Pelikan. »Was ist dein Traum?«, wiederholte er – bis Theo ihm eines Tages den Stock und die Paste aus der Hand nahm und ein Krokodil zeichnete.
    Â»Das ist mein Traum«, sagt er.
    Kit nickte und zeigte auf das Bild. »Das Krokodil tötet seine Beute, indem es sie unter Wasser zieht und so lange dort hält, bis sie ertrunken ist. Es nimmt dem Opfer jede Überlebenschance.« Mit dem Stock zeigte er auf Theo. »Wehe, du gibst so leicht auf, wenn es um dein Überleben geht.«
    Â»So«, sagte er und entfernte sich. »Jetzt sind wir fertig.«
    Theo blickte hinab auf seine Zeichnung, auf die weiße Bemalung seiner verbrannten Haut, auf die rote Erde, die sich hartnäckig unter seinen Fingernägeln hielt. Er dachte an das Krokodil. Unverwüstlich. Eine Waffe. So wollte er werden.
    Und so wurde er bis zu einem gewissen Grad auch. Als er

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