Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
Weil ich zu sehr mit mir - mit uns - beschäftigt war, um ihr genug Aufmerksamkeit zu schenken. Und jetzt, wo sie... nicht mehr bei uns ist... möchte ich nicht, daß dasselbe mit Margaret passiert.“ „Was willst du damit sagen?“ „Ich kann dich nicht heiraten. Jedenfalls nicht so schnell, wie wir geplant hatten.
Vielleicht auch nie.“ Ohne ihn anzusehen, sprach sie leise weiter. „Margaret hat schon zuviel verloren. Ich möchte nicht, daß sie das Gefühl bekommt, auch mich zu verlieren.“ „Sie wird dich nicht verlieren, sondern im Gegenteil einen neuen Freund gewinnen. Denn ich werde viel öfter bei euch sein. Du weißt, wieviel sie mir bedeutet.“ „Es tut mir leid, Bob. Aber ich sehe das anders. „Das kann nicht dein Ernst sein! Nach all der Zeit, die ich hier verbracht habe, nach allem, was ich getan habe...“
Tante Judiths Stimme war müde, aber unbeirrt. „Es ist mein Ernst.“ Von ihrem Sitz draußen auf der Fensterbank betrachtete Elena Robert neugierig. Eine Ader pochte auf seiner Stirn, und sein Gesicht war ganz rot geworden.
„Morgen wirst du anders darüber denken“, sagte er. „Nein, bestimmt nicht.“ „Du meinst das nicht so...“ „Doch. Und gib dir keine Mühe, mich vom Gegenteil zu überzeugen, es wird dir nicht gelingen.“
Einen Moment lang sah Robert sich frustriert um, dann verdüsterte sich sein Blick. Als er sprach, war seine Stimme nüchtern und kalt. „Verstehe. Wenn das dein letztes Wort ist, gehe ich jetzt wohl besser.“
„Bob.“ Tante Judith schien damit nicht gerechnet zu haben und drehte sich erschrocken um. Robert war bereits aus der Tür.
Sie stand auf, unsicher, ob sie ihm nicht doch folgen sollte.
Ihre Finger kneteten den roten Stoff, den sie hielt. „Bob!“ rief sie drängender und wollte den Kimono auf Elenas Bett legen, bevor sie ihrem Verlobten nachlief. Aber als sie sich umgedreht hatte, holte sie erschrocken Luft und blieb wie erstarrt stehen. Ihre Hand flog zu ihrem Mund. Fassungslos starrte sie Elena durch die silbern glänzende Fensterscheibe an. Einen langen Moment sahen die beiden sich in die Augen, ohne sich zu bewegen. Dann ließ Tante Judith die Hand fallen und schrie auf.
4. KAPITEL
Etwas riß Elena aus dem Baum. Sie schrie aus Protest auf, als sie stürzte, zunächst geschmeidig wie eine Katze auf den Füßen landete und dann doch schmerzhaft auf die Knie fiel. Sie fuhr zurück, die Finger zu Klauen gekrümmt, um den anzugreifen, der das gewagt hatte. Damon schlug ihre Hand einfach weg.
„Warum hast du mich so runtergezerrt?“, fragte sie wütend.
„Warum bist du nicht dort geblieben, wo du solltest?“ fuhr er sie an.
Sie starrten sich an, beide gleich wütend. Dann wurde Elena abgelenkt. Das Schreien ging oben weiter, das Fenster wurde heftig aufgerissen. Damon drängte sie gegen die Hauswand, von wo aus sie nicht von oben gesehen werden konnten.
„Machen wir, daß wir von dem Lärm hier wegkommen“, meinte er gelangweilt und schaute hoch. Ohne auf eine Antwort zu warten, packte er sie am Arm. Elena wehrte sich.
„Ich muß da rein!“ „Das geht nicht.“ Er schenkte ihr ein spöttisches Lächeln. „Und ich meine es wörtlich. Du bist nicht eingeladen worden.“ Einen Moment war Elena überrascht und ließ zu, daß er sie ein paar Schritte fortzog. Dann blieb sie wieder stehen. „Aber ich brauche mein Tagebuch!“ „Was?“
„Es ist im Schrank, unter den Dielenbrettern. Ich brauche es!
Ohne mein Tagebuch kann ich nicht schlafen.“ Elena wußte selbst nicht, warum sie solche Umstände deswegen machte, aber es schien sehr wichtig zu sein.
Damon war aufgebracht. Dann hellten sich seine Züge auf.
„Hier“, sagte er ruhig mit einem Glitzern in den Augen. Er zog etwas aus seiner Jackentasche. „Nimm's.“
Elena betrachtete zweifelnd, was er ihr da anbot. „Das ist doch dein Tagebuch, nicht wahr?“ „Ja, aber mein altes. Ich will mein neues.“ „Das wird den gleichen Zweck erfüllen müssen, denn ein anderes kriegst du nicht. Komm jetzt, bevor sie die ganze Nachbarschaft aufwecken.“ Seine Stimme war wieder kalt und befehlend.
Elena betrachtete das Büchlein in seiner Hand. Es war klein, mit einem blauen Samteinband und einem Messingschloß. Nicht gerade neu, aber es kam ihr bekannt vor. Sie beschloß, daß es annehmbar war.
Und ließ zu, daß Damon sie in die Nacht hinausführte. Elena fragte nicht, wohin sie gingen. Es war ihr egal. Aber sie erkannte das Haus in der Magnolia Avenue. Dort wohnte
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