Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
tugendhaften Augenaufschlag. Du wirst mich nicht dabei erwischen, etwas zu verraten, bedeutete sie ihm.
Stefan ging hinaus und konnte nur hoffen, daß sie diesen Vorsatz halten würde. Vickie Bennett kam gerade herein, als er herausging, und er mußte ihr ausweichen. Dabei trat er Matt in den Weg, der versuchte, so schnell wie möglich über den Flur zu entkommen.
Ohne groß nachzudenken, packte Stefan ihn am Arm. „Matt, warte!“ „Laß mich los!“ Matt hob die Faust. Dann schaute er seine Hand überrascht an, als ob er nicht sicher wäre, warum er wütend war. Trotzdem versuchte er sich mit aller Kraft aus Stefans Griff zu befreien.
„Ich möchte mit dir reden. Nur eine Minute, okay?“ „Hab keine Zeit.“ Endlich sah Matt ihm in die Augen. Doch sein Blick war leer, wie bei jemandem, der unter einem fremden Zwang steht.
Aber Stefan fiel schnell auf, daß es keine geheimnisvolle fremde Macht, sondern Matt selber war, der diesen Zwang ausübte. So reagierte der menschliche Verstand, wenn er mit etwas konfrontiert wurde, was er nicht verarbeiten konnte.
Matt hatte es verdrängt, hatte einfach abgeschaltet. „Übrigens, Was da Samstagnacht geschehen ist...“ begann Stefan vorsichtig. „Ich weiß nicht, wovon du redest. Hör mal, ich muß weg.“ Dieses Ableugnen glich einer unüberwindlichen Mauer, hinter der Matt sich verschanzte. Doch Stefan mußte weiter versuchen, zu ihm vorzudringen. „Ich mache dir keinen Vorwurf, daß du sauer bist. An deiner Stelle wäre ich fuchsteufelswild. Und ich weiß, wie es ist, wenn man nicht nachdenken will. Besonders, wenn einen die Gedanken in den Wahnsinn treiben können.“ Matt schüttelte nur den Kopf.
Stefan sah sich auf dem Flur um. Sie waren fast allein, und die Verzweiflung ließ ihn ein Risiko eingehen. „Aber vielleicht möchtest du zumindest wissen, daß Elena wach ist und sehr...“ „Elena ist tot!“ schrie Matt und lenkte die Aufmerksamkeit aller auf sich, die vereinzelt an den Schließfächern
standen. „Und ich habe gesagt, du sollst mich gehen lassen!“
fügte er hinzu, ohne sich um die Zuschauer zu kümmern. Er stieß Stefan hart zurück. Das kam so unerwartet, daß Stefan gegen die Schließfächer flog und fast auf dem Boden gelandet wäre. Er sah Matt fassungslos an. Aber Matt warf nicht einmal einen Blick zurück, als er den Flur hinunterrannte.
Stefan verbrachte den Rest der Zeit damit, nur auf die Wand zu starren. Dort hing ein Poster für den Winterball, und als die Mädchen rauskamen, kannte er jeden Zentimeter davon.
Trotz allem, was Caroline versucht hatte, ihm und Elena anzutun, konnte er sie nicht hassen. Ihr kastanienbraunes Haar hatte jeden Glanz verloren, und ihr Gesicht war hager und verkniffen. Wie eine Blüte, die verwelkt ist, dachte Stefan, als er ihr nachsah.
„Alles okay?“ fragte er Bonnie. während sie nebeneinander hergingen. „Klar, was sonst? Alaric weiß eben, daß wir drei -
Vickie, Caroline und ich - viel durchgemacht haben, und möchte uns im Gegenzug dazu wissen lassen, daß wir seine volle Unterstützung haben.“ Doch selbst ihre glühende Begeisterung für den Geschichtslehrer klang ein wenig gezwungen. „Keine von uns hat ihm jedoch was erzählt. Er will nächste Woche in seinem Haus eine weitere Zusammenkunft veranstalten“, fügte sie fröhlicher hinzu.
Toll, dachte Stefan. Normalerweise hätte er dazu etwas gesagt, aber im Moment wurde er abgelenkt. „Da ist Meredith.“ „Sie muß auf uns gewartet haben. Nein, sie geht zum Geschichtsklassenzimmer. Komisch, ich hab mich doch ausdrücklich hier draußen mit ihr verabredet.“
Mehr als komisch, dachte Stefan. Er hatte nur einen kurzen Blick auf Meredith erhascht, bevor sie um die Ecke bog, doch der hatte sich in seinem Gedächtnis eingebrannt. Der Ausdruck auf Meredith' Gesicht war wachsam und berechnend gewesen, ihr Schritt verstohlen. Als ob sie versuchte, etwas zu tun, ohne dabei gesehen zu werden.
„Sie wird in einer Minute wieder hier sein, wenn sie merkt, daß wir schon fort sind“, erklärte Bonnie. Doch es dauerte fast zehn Minuten, bis Meredith zurückkam, und sie schien total überrascht, daß Stefan und Bonnie auf sie warteten.
„Tut mir leid, ich bin aufgehalten worden“, entschuldigte sie sich kühl. Stefan mußte wider Willen ihre Selbstbeherrschung bewundern. Aber er fragte sich auch, was dahintersteckte, und nur Bonnie hatte Lust auf eine Unterhaltung, als sie drei die Schule verließen.
„Letztes Mal hast du Feuer
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