Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
machte, aber sie tat es. Wahrscheinlich liegt es daran, daß ich nie mehr hingehen kann, vermutete sie. Und daran, daß sie so lange die Trendsetterin dort gewesen war, diejenige, auf die alle geschaut hatten. Sie konnte kaum glauben, daß diese Zeit endgültig und unwiderruflich für sie vorbei war.
„Du könntest irgendwo anders hingehen“, schlug Bonnie vor.
„Ich meine, wenn das alles hier vorbei ist, könntest du woanders die Schule zu Ende machen. Wo dich keiner kennt.
So wie Stefan.“
„Nein, ich glaube nicht.“ Elena war an diesem Abend in einer merkwürdigen Stimmung, nachdem sie den Tag in der Scheune verbracht und den Schnee beobachtet hatte. „Bonnie“, sagte sie plötzlich. „Würdest du noch einmal aus meiner Handfläche lesen? Ich möchte, daß du mir die Zukunft vorhersagst. Meine ganz persönliche Zukunft.“
„Ich weiß nicht, ob ich mich an all das Zeug erinnern kann, das meine Großmutter mir beigebracht hat... aber, okay, ich versuch's“, gab Bonnie schließlich nach. „Ich hoffe nur, daß diesmal keine dunkelhaarigen Fremden auftauchen. Denn davon hast du ja schon mehr als genug.“ Sie kicherte, als sie Elenas ausgestreckte Hand nahm. „Erinnerst du dich, als Caroline fragte, was man mit zweien anstellen kann, was nicht auch mit einem geht? Na, jetzt hast du ja reichlich Gelegenheit, es herauszufinden.“
„Lies nur aus meiner Hand, okay?“ „Gut, also, das ist Ihr Leben...“ Bonnies Geplapper brach ab, bevor es richtig angefangen hatte. Sie starrte auf Elenas Hand. Ihr Gesicht war ängstlich und besorgt. „Sie sollte bis hier unten gehen. Aber sie ist so kurz abgeschnitten...“ Sie und Elena starrten sich einen Moment lang schweigend an, während Elena fühlte, wie eine böse Vorahnung in ihr zur Gewißheit wurde. Dann mischte sich Meredith ein. „Natürlich ist die Lebenslinie kurz.
Das zeigt nur, was bereits geschehen ist, nämlich, als Elena ertrank.“ „Natürlich, das muß es sein“, flüsterte Bonnie. Sie ließ Elenas Hand los, und Elena zog sie langsam zurück. „Das ist es, natürlich“, erklärte Bonnie fester. Elena sah wieder in den Spiegel. Das Mädchen, das sie anschaute, war wunderschön.
Doch in seinen Augen lag
eine traurige Weisheit, die die alte Elena Gilbert nie besessen hatte. Sie merkte, daß Bonnie und Meredith sie beobachteten.
„Ja, das ist die Erklärung“, sagte sie leichthin, aber ihr Lächeln erreichte nicht ihre Augen.
9. KAPITEL
„Wenigstens bin ich diesmal nicht von einer fremden Macht übernommen worden“, seufzte Bonnie. „Ich bin diesen ganzen übernatürlichen Kram sowieso leid. Mir kommt das Ganze zu den Ohren heraus. Das war das letzte Mal, das schwöre ich euch.“
„Ist schon gut.“ Elena wandte sich vom Spiegel ab. „Reden wir von etwas anderem. Was habt ihr heute herausgefunden?“ „Ich habe mit Alaric gesprochen. Er will nächste Woche wieder ein Treffen veranstalten“, antwortete Bonnie. „Er hat Caroline, Vickie und mich gefragt, ob wir bereit sind, uns hypnotisieren zu lassen, um alles, was geschehen ist, besser verarbeiten zu können. Ich bin sicher, daß er nicht diese „andere Macht“ ist, Elena. Er ist zu nett.“
Elena nickte. Ihr waren schon Zweifel gekommen wegen ihres Verdachts, was Alaric betraf. Nicht weil er nett war, sondern weil sie vier Tage auf seinem Speicher geschlafen hatte. Hätte die „andere Macht“ sie wirklich dort ungestört ruhen lassen? Natürlich, Damon hatte Alaric beeinflußt zu vergessen, daß sie sich dort oben befand. Aber hätte die
„andere Macht“ sich Damons Kräften gebeugt? Wäre sie nicht viel stärker als Damon gewesen?
Es sei denn, ihre Kräfte sind aufgebraucht, dachte sie plötzlich.
So wie Stefans Kräfte nachließen.. Oder diese „andere Macht“
hatte nur so getan, als würde sie Damons Hypnose nachgeben.
„Wir werden ihn trotzdem noch nicht von unserer Liste streichen“, beschloß sie. „Wir müssen vorsichtig sein. Was ist mit Mrs. Flowers? Habt ihr etwas über sie herausgefunden?“
„Kein Glück“, erwiderte Meredith. „Wir sind heute morgen zur Pension gegangen, aber Mrs. Flowers hat nicht aufgemacht.
Stefan wollte versuchen, ihr heute nachmittag nachzuspüren.“
„Wenn jemand mich nur dorthin einladen würde, dann könnte ich sie ebenfalls beobachten“, überlegte Elena. „Ich hab das Gefühl, ich bin die einzige, die überhaupt nichts tut. Ich glaube...“ Sie hielt einen Moment inne und überlegte. Dann fuhr sie fort:
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