Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
benutzt“, wunderte sich Elena. „Das war, weil wir Stefan gesucht haben, also eine bestimmte Person“, erwiderte Bonnie. „Diesmal wollen wir die Zukunft vorhersagen. Wenn es sich nur um deine persönliche Zukunft handeln würde, würde ich aus deiner Handfläche lesen. Aber wir versuchen ja, etwas Allgemeines herauszufinden.“
Meredith betrat das Zimmer mit einer Porzellanschüssel, die bis zum Rand mit Wasser gefüllt war. In der anderen Hand hielt sie eine Kerze. „Hier sind die Sachen“, sagte sie.
„Wasser galt bei den Druiden als heilig“, erklärte Bonnie, während Meredith die Schüssel auf den Boden stellte und die Mädchen sich im Kreis darum herumsetzten. „Anscheinend war bei den Druiden so ziemlich alles heilig“, spottete Meredith.
„Shh. Jetzt stecke die Kerze in den Kerzenhalter und zünde sie an. Dann werde ich das geschmolzene Wachs in das Wasser gießen, und die entstehenden Formen werden mir die Antworten auf eure Fragen verraten. Meine Großmutter hat geschmolzenes Blei verwendet und ihre Großmutter Silber.
Aber Wachs tut es auch.“
Als Meredith die Kerze angezündet hatte, schaute Bonnie zur Seite und holte tief Luft. „Also, von Mal zu Mal fürchte ich mich mehr davor, diese Sachen zu machen.“ „Niemand zwingt dich dazu, Bonnie“, flüsterte Elena.
„Ich weiß. Aber dieses eine Mal möchte ich es noch. Außerdem machen mir die Rituale keine Angst. Es ist dieses... Übernommenwerden, das so schrecklich ist. Ich hasse es. Es ist, als ob jemand anderes in meinen Körper schlüpft.“
Elena runzelte die Stirn und öffnete den Mund. Aber Bonnie redete schon weiter. „Okay, fangen wir an. Mach das Licht aus, Meredith. Gebt mir eine Minute Zeit, mich einzustimmen, dann stellt eure Fragen.“
In dem Schweigen, das in dem verdunkelten Zimmer herrschte, beobachtete Elena, wie das Kerzenlicht flackernd über Bonnies gesenkte Wimpern und Meredith' ernstes Gesicht strich. Sie schaute auf ihre eigenen Hände in ihrem Schoß, die sich bleich von dem schwarzen Pullover und den schwarzen Leggings abhoben, die Meredith ihr geliehen hatte. Dann blickte sie in die tanzende Flamme.
„Gut“, sagte Bonnie leise und nahm die Kerze. Elena verschränkte die Finger und drückte sie vor Anspannung fest zusammen, aber sie sprach leise, um die Stimmung nicht zu stören. „Wer ist die ,andere Macht' hier in Fell's Church?“
Bonnie neigte die Kerze. Heißes Wachs floß wie Wasser in die Schüssel und formte runde Kugeln. „Das habe ich befürchtet“, murmelte Bonnie. „Keine Antwort, nichts. Versuche eine andere Frage.“ Enttäuscht setzte Elena sich zurück und bohrte die Fingernägel in die Handflächen. Es war Meredith, die schließlich sprach. „Können wir diese ,andere Macht' finden, wenn wir nach ihr suchen? Und können wir sie besiegen?“ „Das sind zwei Fragen“, flüsterte Bonnie, während sie die Kerze wieder neigte. Diesmal formte das Wachs einen Kreis, einen knotigen, weißen Ring. „Das bedeutet Einheit! Das Symbol für Menschen, die einander die Hand reichen. Es heißt, wir können es schaffen, wenn wir zusammenhalten.“ Elenas Kopf fuhr hoch. Fast dieselben Worte hatte sie zu Stefan und Damon gesagt. Bonnies Augen leuchteten vor Aufregung. Die drei Mädchen lächelten sich an. „Paß auf. Du gießt immer noch“, warnte Meredith. Bonnie richtete schnell die Kerze auf und schaute wieder in die Schüssel. Das letzte Wachs hatte eine lange, dünne Linie geformt. „Das ist ein Schwert“, erklärte sie langsam. „Es bedeutet ein Opfer. Wir können es schaffen, wenn wir zusammenhalten, aber nicht ohne ein Opfer. „Was für ein Opfer?“ fragte Elena. „Keine Ahnung.“ Bonnie sah besorgt aus.
„im Moment ist das alles, was ich sagen kann.“ Sie steckte die Kerze wieder in den Halter. „Uff.“ Meredith atmete heftig aus, während sie aufstand und das Licht wieder anmachte. Elena erhob sich ebenfalls. „Zumindest wissen wir, daß wir es besiegen können“, sagte sie und zog an den Leggings, die zu lang für sie waren. Dabei erhaschte sie einen Blick von sich in Meredith' Spiegel. Mit Elena Gilbert, dem Modevorbild der High School, hatte sie keine Ähnlichkeit mehr. Ganz in Schwarz sah sie bleich und gefährlich aus. Wie ein Schwert in einer Scheide. Ihr Haar fiel wirr auf die Schultern.
„In der Schule würden sie mich sicher nicht wiedererkennen“, sagte sie leise und spürte einen scharfen Stich. Komisch, daß sie sich jetzt noch Gedanken um die Schule
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