Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
Margarets Gesicht gerichtet, genauso wie bei Chelsea und Doug Carson.
„Nein!“ Elena sah sich verzweifelt nach etwas um, das sie auf das Fenster werfen konnte, nach etwas, das Lärm machte. Sie konnte nicht näher heran. Die äußeren Zweige des Baums würden ihr Gewicht nicht tragen. „Margaret, wach auf!“
Aber der Schnee, der sich wie eine Decke um sie herum ausbreitete, erstickte ihr Rufen. Ein leises, drohendes Zischen erklang aus Snowballs Kehle, während ihr Blick zwischen dem Fenster und Margarets Gesicht hin- und herwanderte.
„Margaret, wach auf!“ schrie Elena. In dem Moment, in dem das Kätzchen mit ausgefahrenen Krallen die Pfote zum Angriff hob, warf sie sich gegen die Scheibe. Später konnte sie nicht mehr sagen, wie es ihr gelungen war, sich festzuhalten. Auf dem schmalen Fenstersims war kein Platz zum Knien. Aber ihre Fingernägel krallten sich
in das weiche, alte Holz, und mit einer Stiefelspitze fand sie darunter einen Halt. Mit ihrer ganzen Kraft klopfte sie gegen das Fenster und schrie.
„Mach, daß du von ihr wegkommst! Margaret, wach auf!
Margarets Augen flogen auf, sie fuhr hoch und schleuderte Snowball nach hinten. Die Krallen des Kätzchens verfingen sich in der gehäkelten Bettdecke, als es versuchte, sich aufzurichten. Elena schrie wieder. „Schnell aus dem Bett, Margaret! Öffne das Fenster! Beeil dich!“ Das Gesicht der Vierjährigen war voll schläfriger Überraschung, aber es zeigte keine Angst. Sie stand auf und stolperte zum Fenster, während Elena die Zähne zusammenbiß. „Braves Mädchen... jetzt sage: Komm herein. Schnell, sag es!“ „Komm herein“, wiederholte Margaret brav, blinzelte und trat einen Schritt zurück. Das Kätzchen sprang hinaus, als Elena ins Zimmer fiel. Sie wollte danach greifen, aber es war zu schnell. Einmal draußen, kletterte es blitzartig die Äste des Ahorns hinunter, machte einen Satz in den Schnee und verschwand. Eine kleine Hand zog an Elenas Pullover. „Du bist zurückgekommen!“ Margaret umarmte Elenas Hüften. „Ich habe dich vermißt.“ „Oh, Margaret. Ich habe dich auch vermißt...“ begann Elena und erstarrte. Tante Judiths Stimme klang von der Treppe herauf.
„Margaret, bist du wach? Was geht da oben vor?“ Elena hatte nur eine Sekunde, um ihre Entscheidung zu treffen. „Verrate ihr nicht, daß ich hier bin“, flüsterte sie und ließ sich auf die Knie fallen. „Es ist ein Geheimnis, verstehst du? Sag, daß du das Kätzchen rausgelassen hast, aber nicht, daß ich hier bin.“
Die Zeit reichte nicht für mehr. Elena kroch unter das Bett und konnte nur noch beten. Von dort unten sah sie Tante Judiths bestrumpfte Füße ins Zimmer kommen. Sie preßte ihr Gesicht in die Dielenbretter und wagte kaum zu atmen. „Margaret! Was machst du da? Komm sofort zurück ins Bett“, sagte Tante Judith. Dann knarrte das Bett unter Margarets Gewicht, und Elena hörte, wie die Tante Margaret zudeckte. „Deine Hände sind ja eiskalt. Warum, um alles in der Welt, steht das Fenster auf?“ „Ich hab es aufgemacht, und Snowball ist rausgesprungen“, erklärte Margaret. Elena atmete erleichtert auf. „Und jetzt ist der ganze Boden voller Schnee. Ich kann es nicht fassen... Mach das Fenster ja nicht wieder auf, hörst du!“
Tante Judith schloß das Fenster, machte sich noch einmal kurz an Margarets Bettwäsche zu schaffen, dann verließ sie das Zimmer. Elena wand sich unter dem Bett hervor. „Braves Mädchen“, flüsterte sie, während Margaret sich aufsetzte. „Ich bin stolz auf dich. Morgen wirst du Tante Judith sagen, daß du das Kätzchen weggeben willst. Erklär ihr einfach, daß es dir angst macht. Ich weiß, du willst das nicht...“ Sie hob die Hand, um Margarets protestierendes Geheul im Keim zu ersticken.
„...aber es muß sein. Denn ich weiß, daß es dir weh tun wird, wenn du es weiter behältst. Und das willst du doch nicht, oder?“ „Nein“, antwortete Margaret mit Tränen in den blauen Augen. „Aber...“ „Und du möchtest doch auch nicht, daß das Kätzchen Tante Judith weh tut, oder? Sag Tante Judith, daß du kein Kätzchen, keinen Hund, nicht mal einen Vogel haben willst, bis... Na, jedenfalls für eine Weile. Du darfst ihr nicht verraten, daß du mich gesehen hast. Erkläre ihr, daß du dich fürchtest, nach dem, was mit den Hunden vor der Kirche passiert ist.“ Es ist besser, einem kleinen Mädchen Alpträume zu verschaffen, als daß diese Alpträume in seinem Schlafzimmer zur schrecklichen
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