Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
Wirklichkeit werden, dachte Elena grimmig. „Okay“, erwiderte Margaret traurig. „Es tut mir leid, Herzchen.“ Elena setzte sich und umarmte sie. „Aber es muß sein.“ „Du bist so kalt.“ Margaret blickte Elena ins Gesicht.
„Bist du ein Engel?“ „Uh... nicht direkt.“ Eher das genaue Gegenteil, dachte sie spöttisch. „Tante Judith hat gesagt, du bist zu Mommy und Daddy gegangen. Hast du sie gesehen?“ „Ich... das ist schwer zu erklären, Margaret. Ich habe sie noch nicht gesehen. Und ich bin auch kein Engel, aber ich wäre gern dein Schutzengel, einverstanden? Ich werde über dich wachen, auch wenn du mich nicht sehen kannst.
Okay?“ „Gut.“ Margaret spielte mit ihren Fingern. „Heißt das, daß du nicht mehr hier wohnen kannst?“ Elena sah sich in dem pink- und weißfarbenen Schlafzimmer um, blickte auf die Stofftiere auf den Regalen, auf den kleinen Schreibtisch und das Schaukelpferd in der Ecke, das einmal ihr gehört hatte.
„Das heißt es wohl“, antwortete sie leise. „Als sie gesagt haben, daß du zu Mommy und Daddy gegangen bist, wollte ich auch dorthin.“ Elena blinzelte hart. „Oh, Schätzchen. Für dich ist noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen, glaub mir. Und Tante Judith liebt dich so sehr. Sie wäre schrecklich einsam ohne dich.“ Margaret nickte. Ihre Lider senkten sich. Aber als Elena sie sanft niederlegte und die Decke über sie zog, stellte Margaret ihr noch eine Frage: „Aber... liebst du mich denn nicht?“ „Natürlich! Ich liebe dich sehr... bis eben habe ich gar nicht gewußt, wie sehr. Aber ich komme schon zurecht, und Tante Judith braucht dich mehr. Und...“ Elena mußte tief Luft holen, um sich zu beruhigen. Als sie nach unten sah, waren Margarets Augen geschlossen, und ihr Atem ging gleichmäßig.
Sie war eingeschlafen. Dumm, dumm, dumm, schalt Elena sich, während sie sich einen Weg durch den angehäuften Schnee zur anderen Seite der Maple-Street bahnte. Sie hatte die Gelegenheit verpaßt, Margaret zu fragen, ob Robert zum Abendessen dagewesen war. Jetzt war es zu spät. Robert. Ihre Augen verengten sich plötzlich. Bei der Kirche war er draußen gewesen, und dann hatten die Hunde verrückt gespielt. Und heute abend war Margarets Kätzchen bösartig geworden. Nur einen kleinen Augenblick, nachdem Roberts Wagen aus der Einfahrt gefahren war. Robert wird eine Menge zu erklären haben, dachte sie. Aber Traurigkeit überfiel sie und lenkte ihre Gedanken ab. Sie kehrten zu dem hellen Haus zurück, das sie gerade verlassen hatte, zu den Dingen, die sie nie wiedersehen würde. All ihre Kleider, ihr Krimskrams, ihr Schmuck, was würde Tante Judith damit machen? Ich besitze gar nichts mehr, dachte sie. Ich bin eine Bettlerin. Elena? Erleichtert erkannte Elena die telepathische Stimme und den dunklen Schatten am Ende der Straße. Sie eilte auf Stefan zu, der die Hände aus den Taschen nahm, um ihre Hände zu wärmen. „Meredith hat mir gesagt, wo du hin wolltest.“ „Ich bin nach Hause gegangen.“
Das war alles, was sie hervorbrachte. Aber als sie sich trostsuchend gegen ihn lehnte, spürte sie, daß er sie verstand.
„Komm, laß uns einen Ort finden, an dem wir uns setzen können“, begann er und hielt frustriert inne. Alle Plätze, zu denen sie bisher gegangen waren, waren entweder zu gefährlich oder für Elena jetzt verschlossen. Die Polizei hatte Stefans Auto immer noch beschlagnahmt. Schließlich gingen sie zur High School, wo sie sich unter ein Vordach setzten und den herabfallenden Schnee beobachteten. Elena erzählte ihm, was in Margarets Zimmer vorgefallen war. „Ich werde Bonnie und Meredith bitten, überall zu verbreiten, daß auch die Katzen angreifen können. Die Leute sollten das wissen. Und ich glaube, jemand sollte Robert beobachten“, schloß sie. „Wir werden ihn beschatten“, sagte Stefan, und Elena mußte lächeln. „Es ist komisch, wie sehr du dich schon der modernen Zeit angepaßt hast“, sagte sie. „Ich habe länger nicht darüber nachgedacht, aber als du hier ankamst, warst du viel fremdländischer, ja exotischer. Jetzt würde keiner mehr auf die Idee kommen, daß du nicht schon dein ganzes Leben hier wohnst. „Wir passen uns schnell an. Wir müssen es“, erwiderte Stefan. „Es gibt immer neue Länder, neue Zeitalter, neue Situationen. Du wirst es auch schaffen.“ „Werde ich das?“
Elenas Blick blieb auf die glitzernden Schneeflocken gerichtet.
„Ich weiß nicht...“ „Du wirst es lernen. Nach und
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