Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt
zulassen...“ „Glaubst du im Ernst, daß ihr mich aufhalten könntet,
selbst, wenn ihr es versucht?“ Er sah sie an. Ein unbehagliches Schweigen folgte. Während Bonnie seinen Blick erwiderte, kam es ihr so vor, als ob Stefan sich vor ihren Augen veränderte.
Sein Gesicht schien schärfer, seine Haltung anders, als wollte er sie an die harten durchtrainierten Muskeln des Jägers unter seinen Kleidern erinnern. Plötzlich schien er abwesend, fremd.
Furchteinflößend. Bonnie schaute fort. „Seien wir doch vernünftig.“ Matt änderte seine Taktik. „Bleiben wir ganz ruhig und reden darüber...“ „Es gibt nichts zu reden. Ich gehe. Ihr nicht.“ „Du schuldest uns mehr als das“, sagte Meredith, und Bonnie fühlte Dankbarkeit beim Klang ihrer kühlen Stimme.
„Okay, du kannst uns Stück für Stück auseinanderreißen, keine Frage. Das haben wir kapiert. Aber nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben, verdienen wir eine ausführlichere Diskussion, bevor du davonstürmst.“ „Du hast einmal behauptet, es sei auch der Kampf der Mädchen“, fügte Matt hinzu. „Wann hast du deine Meinung geändert?“ „Als ich herausgefunden hatte, wer der Killer ist!“ Stefan schrie beinahe. „Nur meinetwegen ist Klaus hier.“ „Nein, das stimmt nicht“, protestierte Bonnie. „Hast du etwa Elena dazu angestiftet, Katherine zu töten?“
„Ich bin schuld, daß Katherine zu Klaus zurückgekehrt ist. So hat alles angefangen. Und ich habe Caroline mit hineingezogen. Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte sie niemals Elena so gehaßt und etwas mit Tyler angefangen. Ich trage ihr gegenüber eine schwere Verantwortung.“ „Ach, das redest du dir doch bloß ein!“ Auch Bonnie wurde immer hitziger. „Klaus haßt uns alle! Glaubst du wirklich, er wird dich ungeschoren davonkommen und uns danach einfach in Ruhe lassen?“
„Nein.“ Stefan nahm den Ast, der gegen die Wand lehnte. Er holte Matts Messer aus seiner eigenen Tasche, begann die Zweige abzuhacken und verwandelte das Holz in einen weißen Speer.
„Na, toll. Du läßt dich also auf ein Duell ein“, sagte Matt wütend. „Merkst du denn nicht, wie dumm das ist? Du rennst geradewegs in seine Falle.“ Er machte einen Schritt auf Stefan zu. „Du denkst vielleicht, daß wir drei dich nicht aufhalten können...“
„Nein, Matt.“ Meredith' tiefe, nüchterne Stimme kam vom anderen Ende des Zimmers. „Es hätte keinen Zweck.“ Stefan sah sie mit einem harten Blick an. Doch sie wandte die Augen nicht ab. Ihr Gesicht war ruhig und gefaßt. „So, du bist fest entschlossen, Klaus von Angesicht zu Angesicht zu bekämpfen, Stefan. Gut. Aber bevor du gehst, mußt du dir wirklich sicher sein, daß du überhaupt eine Chance gegen ihn hast.“ Kühl begann sie, den Kragen
ihrer Bluse aufzuknöpfen. Bonnie spürte einen scharfen Stich, obwohl sie dasselbe erst vor einer Woche angeboten hatte.
Aber das war privat geschehen, dachte sie. Dann zuckte sie mit den Schultern. Öffentlich oder privat, was für einen Unterschied machte es schon? Sie schaute zu Matt, der sichtlich verwirrt schien. Dann beobachtete sie, wie Matt die Stirn runzelte und sich die störrische Entschlossenheit auf seinem Gesicht ausbreitete, die die Trainer der gegnerischen Footballteams immer das Fürchten lehrte. Seine blauen Augen begegneten ihren, und sie nickte, das Kinn vorgestreckt.
Schweigend machte sie den Reißverschluß ihrer Windjacke auf, und Matt zog im selben Moment sein T-Shirt aus. Stefan starrte die drei, die sich in seinem Zimmer mit starren Mienen auszogen, der Reihe nach an, und versuchte, seinen eigenen Schock zu verbergen. Aber er schüttelte den Kopf und hielt den weißen Speer wie eine Waffe vor sich. „Nein.“ „Sei kein Blödmann, Stefan“, fuhr Matt ihn an. Selbst in der Verwirrung dieses schrecklichen Moments hielt Bonnie unbewußt inne, um seine bloße Brust zu bewundern. „Wir sind zu dritt. Du könntest viel nehmen, ohne einen von uns zu verletzen.“ „Ich sagte, nein! Nicht aus Rache und nicht, um Böses mit Bösem zu bekämpfen! Ich dachte, gerade du würdest das verstehen.“ Stefans Blick auf Matt war bitter. „Ich kapiere nur, daß du da draußen sterben wirst!“ schrie Matt. „Er hat recht.“
Bonnie biß sich auf die Lippen. Die Vorahnung brach durch ihre Abwehr. Sie wollte es nicht, doch sie hatte keine Kraft mehr, ihr zu widerstehen. Mit einem Schauder fühlte sie sie hervorbrechen und hörte die Worte in ihrem Kopf. „Niemand kann ihn
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