Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
manipulierte.
Zerbrach Stefano sich eigentlich jemals den Kopf über ihre Vergangenheit, vor allem über die mit ihrem Exfreund– Brad–, der immer noch in ihrer Nähe herumlungerte und bereit war, sogar sein Leben für sie zu geben? Stefano tat es wohl nicht, sonst hätte er dem einen Riegel vorgeschoben– aber nein, wie konnte Stefano irgendetwas einen Riegel vorschieben, das Elena tun wollte? Damon hatte den Zusammenprall dieser willensstarken Personen erlebt, selbst als Elena unmittelbar nach ihrer Rückkehr aus dem Jenseits im Geiste ein Kind gewesen war. In der Beziehung zwischen Stefano und Elena war definitiv sie diejenige, die das Sagen hatte. Oder wie die Menschen es nannten: Sie hatte die Hosen an.
Nun, bald genug würde sie sehen, wie ihr Haremshosen gefielen, dachte Damon und lachte im Stillen, obwohl seine Stimmung düsterer war denn je. Der Himmel über dem Wagen verdunkelte sich in Reaktion darauf noch weiter und der Wind riss die Sommerblätter vor ihrer Zeit von den Zweigen. Fette Regentropfen platschten auf die Windschutzscheibe, dann folgten Blitze und Donnergrollen.
Elena zuckte unwillkürlich leicht zusammen, wann immer ein Donnerschlag krachte. Damon beobachtete dies mit grimmiger Genugtuung. Sie wusste ja, dass er das Wetter kontrollieren konnte. Keiner von ihnen verlor auch nur ein einziges Wort darüber.
Sie wird nicht betteln, dachte er und verspürte wieder diesen schnellen, wilden Stolz auf sie, und schon war er wütend auf sich selbst, weil er so weich war.
Sie kamen an einem Motel vorbei, und Elena folgte dem Wirbel der elektrischen Beleuchtung mit den Augen und blickte über die Schulter, bis das Motel sich in der Dunkelheit verlor. Damon wollte keine Rast machen. Tatsächlich wagte er es nicht, Rast zu machen. Sie fuhren jetzt in ein wirklich unangenehmes Gewitter hinein und gelegentlich hatte der Mondeo mit Aquaplaning zu kämpfen, aber Damon schaffte es, das Auto unter Kontrolle zu halten– mit knapper Not. Er genoss es, unter diesen Bedingungen zu fahren.
Erst als ein Schild darauf aufmerksam machte, dass es bis zum nächsten Rastplatz noch über hundertfünfzig Kilometer seien, bog Damon, ohne sich mit Elena zu besprechen, in eine überschwemmte Motel-Einfahrt ein und parkte den Wagen. Die Wolken waren inzwischen aufgeplatzt; es regnete wie aus Eimern, und das Zimmer, das Damon bekam, befand sich in einem kleinen Nebengebäude abseits des Hauptmotels.
Diese Abgeschiedenheit kam Damon sehr gelegen.
Kapitel Acht
Während sie aus dem Wagen zu dem abgelegenen Motelzimmer hasteten, musste Elena ihre Beine zwingen, nicht unter ihr nachzugeben. Sobald die Tür des Zimmers hinter ihr zuschlug, machte sie sich auf den Weg ins Badezimmer, ohne auch nur eine Lampe einzuschalten. Ihre Kleider, ihr Haar und ihre Füße waren nass.
Die Leuchtstoffröhren im Badezimmer wirkten zu hell nach der Dunkelheit der Nacht und des Gewitters. Vielleicht lag das aber auch daran, dass sie langsam lernte, ihre Macht zirkulieren zu lassen.
Das war allerdings eine Überraschung gewesen. Damon hatte sie dabei nicht einmal berührt, aber der Schock, den sie währenddessen empfunden hatte, vibrierte noch immer in ihr. Und was das Gefühl betraf zu erleben, wie ihre Macht von außerhalb ihres Körpers manipuliert wurde– nun, es gab keine Worte dafür. Es war in der Tat eine atemberaubende Erfahrung gewesen. Noch jetzt zitterten ihr bei dem bloßen Gedanken daran die Knie.
Aber es war klarer denn je, dass Damon nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Elena stellte sich ihrem eigenen Bild im Spiegel und zuckte zusammen. Ja, sie sah aus wie eine ertrunkene Ratte, die rückwärts eine Meile durch den Rinnstein gezerrt worden war. Ihr Haar war feucht, was die seidigen Wellen in winzige Locken rund um ihren Kopf und ihr Gesicht verwandelte; sie war so weiß, als sei sie todkrank, und ihre blauen Augen blickten aus dem verkniffenen, erschöpften Gesicht eines Kindes.
Einen Moment lang erinnerte sie sich daran, vor einigen Tagen– ja, es waren nur Tage– in noch schlechterer Verfassung gewesen zu sein. Damals hatte Damon sie mit äußerster Sanftheit behandelt, als störe ihn ihr katastrophales Aussehen nicht im Mindesten. Aber diese Erinnerungen hatte Shinichi Damon genommen, und es war zu viel zu hoffen, dass dies seine wirkliche Gemütsverfassung gewesen war. Es war eine… Laune… gewesen, wie all seine anderen Launen.
Wütend auf Damon– und auf sich selbst, weil sie ein Brennen hinter ihren
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