Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
kannte das…
Elena, mein Engel.
Es bedeutete Liebe.
Noch während Elena sich in ihrem Traum aufsetzte und sich umdrehte, streckte sie die Arme aus. Diese Person gehörte zu ihr. Er war ihre Magie, ihr Trost, ihr über alles Geliebter. Es spielte keine Rolle, wo er jetzt hergekommen oder was zuvor geschehen war. Er war der ewige Gefährte ihrer Seele.
Und dann…
Starke Arme, die sie zärtlich umfangen hielten…
Ein warmer Körper dicht an ihrem…
Süße Küsse…
Viele, viele Male…
Dieses vertraute Gefühl, während sie sich in seine Umarmung schmiegte…
Er war so sanft, aber beinahe wild in seiner Liebe zu ihr. Er hatte geschworen, nicht zu töten, aber er würde töten, um sie zu retten. Sie war für ihn das Kostbarste auf der ganzen Welt… Jedes Opfer würde es wert sein, wenn sie nur sicher und frei war. Sein Leben bedeutete nichts ohne sie, also würde er es mit Freuden hingeben, würde ihr mit seinem letzten Atemzug lachend eine Kusshand zuwerfen.
Elena atmete den wunderbaren Duft von Herbstblättern ein, den sein Pullover verströmte, und fühlte sich getröstet. Wie ein Baby ließ sie sich von einfachen, vertrauten Gerüchen einlullen, von dem Gefühl ihrer Wange an seiner Schulter und dem Staunen darüber, dass sie beide in perfektem Einklang atmeten.
Als sie versuchte, diesem Wunder einen Namen zu geben, stand dieser zuoberst in ihren Gedanken.
Stefano …
Elena brauchte nicht einmal in sein Gesicht aufzublicken, um zu wissen, dass Stefanos laubgrüne Augen tanzen würden wie das Wasser eines vom Wind aufgewühlten kleinen Teichs, und mit tausend verschiedenen Lichtpunkten funkelten. Sie verbarg den Kopf an seinem Hals und hatte irgendwie Angst, ihn loszulassen, obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte, warum das so war.
Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin, übermittelte sie ihm ohne Worte. Tatsächlich erinnerte sie sich an nichts vor diesem Augenblick, vor seinem Ruf. Alles davor waren nur verworrene Bilder.
Es spielt keine Rolle. Ich bin bei dir.
Furcht ergriff sie. Dies ist doch nicht … nur ein Traum, oder?
Kein Traum ist nur ein Traum. Und ich werde immer bei dir sein.
Aber wie sind wir hierhergekommen?
Pst. Du bist müde. Ich werde dich halten. Bei meinem Leben, ich schwöre es. Ruh dich einfach aus. Lass mich dich nur ein einziges Mal halten.
Nur ein einziges Mal? Aber …
Doch da überkam Elena ein Gefühl der Benommenheit und Verwirrung, und sie musste den Kopf in den Nacken fallen lassen, musste Stefanos Gesicht sehen.
Sie hob das Kinn und blickte in lachende Augen von unendlicher Dunkelheit in einem fein gemeißelten, bleichen und auf stolze Weise schönen Gesicht.
Sie schrie beinahe auf. Vor Entsetzen.
Pst. Pst, Engel.
Damon!
Die dunklen Augen, die in ihre schauten, waren voller Liebe und Glück. Wer sonst?
Wie kannst du es wagen – wie bist du hierhergekommen? Elenas Verwirrung wuchs.
Ich gehöre nirgendwohin, bemerkte Damon plötzlich und klang dabei sehr traurig. Du weißt, dass ich immer bei dir sein werde.
Das weiß ich nicht; ich weiß es nicht – gib mir Stefano zurück!
Aber es war zu spät. Elena nahm das Geräusch von tröpfelndem Wasser wahr und von lauwarmer Flüssigkeit, die um sie herumschwappte. Sie erwachte gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass ihr Kopf unter die Wasseroberfläche tauchte.
Ein Traum…
Körperlich fühlte sie sich erholt und erheblich wohler, aber der Traum machte sie traurig. Er war definitiv keine außerkörperliche Erfahrung gewesen– es war ihr eigener einfacher, verrückter, verworrener Traum.
Ich gehöre nirgendwohin. Ich werde immer bei dir sein.
Was sollte dieses Gefasel bedeuten?
Aber irgendetwas in Elena zitterte, noch während sie sich daran erinnerte.
Sie zog sich hastig an– nicht das Nachthemd mit Valenciennes-Spitze, sondern einen grauschwarzen Jogginganzug. Als sie aus dem Badezimmer trat, fühlte sie sich übermüdet und reizbar und bereit, einen Streit anzufangen, falls Damon irgendwie verraten sollte, dass er ihre schlafenden Gedanken aufgefangen hatte.
Aber Damon tat nichts dergleichen. Elena sah ein Bett, schaffte es, sich darauf zu konzentrieren, stolperte darauf zu und warf sich auf die Kissen, die wenig befriedigend unter ihrem Kopf einsanken.
Elena hatte gern feste Kissen.
Einige Sekunden lag sie da und genoss das Gefühl nach dem heißen Bad, während ihre Haut sich allmählich abkühlte– und ihr Kopf ebenfalls. Soweit sie es erkennen konnte, stand Damon genau
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