Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
Energie ihre wunderbaren Beine herabströmen bis zu den Füßen, wo sie sie in den Sohlen spüren konnte, während ihre Zehen sich einrollten und die Energie bereits auf dem Weg zurück zu ihrem Ausgangspunkt in Herznähe sein würde.
Damon hörte Elena schwach aufkeuchen, als der Schock sie zum ersten Mal traf, dann spürte er, wie ihr Herzschlag raste und ihre Wimpern flackerten, als die Welt für sie plötzlich viel leichter wurde; ihre Pupillen weiteten sich, als sei sie verliebt, und ihr Körper versteifte sich bei dem winzigen Geräusch eines Nagetiers im Gras– ein Geräusch, dass sie niemals gehört hätte, wäre nicht Macht in ihre Ohren dirigiert worden. So ging es durch ihren ganzen Körper, einmal und noch einmal, damit sie ein Gefühl für den Vorgang bekam. Dann ließ er sie los.
Elena war atemlos und erschöpft– dabei war er derjenige gewesen, der Energie verbraucht hatte. » Ich werde niemals… in der Lage sein… das allein zu können«, stieß sie hervor.
» Doch, das wirst du, mit der Zeit und mit ein wenig Übung. Und wenn du es kannst, dann hast du auch die Fähigkeit, deine ganze Macht zu kontrollieren.«
» Wenn du… es sagst.« Elenas Augen waren jetzt geschlossen, ihre Wimpern dunkle Halbmonde auf den Wangen. Es war klar, dass sie bis an ihre Grenzen gegangen war. Damon verspürte die Versuchung, sie an sich zu ziehen, aber er unterdrückte diesen Drang. Elena hatte klargestellt, dass sie seine Umarmungen nicht wollte.
Ich frage mich, wie viele Jungs sie schon weggestoßen hat, dachte Damon abrupt und verbittert. Er war ein wenig überrascht von dieser Bitterkeit. Warum sollte es ihn scheren, mit wie vielen Jungs Elena zu tun gehabt hatte? Wenn er sie zu seiner Prinzessin der Dunkelheit machte, würden sie beide auf die Jagd nach menschlichen Opfern gehen– manchmal zusammen, manchmal allein. Dann würde er auch nicht eifersüchtig sein. Warum sollte es ihm also jetzt so viel ausmachen, wie viele romantische Begegnungen sie gehabt hatte?
Aber er stellte fest, dass er verbittert war, verbittert und wütend genug, dass er ihr ohne Wärme antwortete: » Ich sage allerdings, dass du es lernen wirst. Üb einfach, es allein zu schaffen.«
Im Wagen gelang es Damon, sich seinen Ärger auf Elena zu bewahren. Dies war schwierig genug, da sie eine perfekte Reisegefährtin war. Sie plapperte nicht, versuchte nicht zu summen oder– dem Schicksal sei Dank– die Songs aus dem Radio mitzusingen, sie kaute nicht Kaugummi und rauchte nicht, nörgelte nicht an seinem Fahrstil herum, brauchte nicht zu viele Pausen und fragte niemals: » Sind wir bald da?«
Tatsächlich war es für jeden schwierig, ganz gleich ob männlichen oder weiblichen Geschlechts, Elena Gilbert lange böse zu sein. Man konnte nicht behaupten, dass sie zu überschwänglich war wie Bonnie oder zu rational wie Meredith. Elena war einfach süß genug, um ihren wachen, aktiven, stets planenden Geist aus sich heraussprudeln zu lassen. Sie war einfach mitfühlend genug, um ihre Freunde für ihren selbsteingestandenen Egoismus zu entschädigen, und verdreht genug, um sicherzustellen, dass niemand auf der Welt sie je als normal bezeichnen würde. Sie war ihren Freunden gegenüber zutiefst loyal und versöhnlich genug, um fast niemanden als Feind anzusehen– Kitsune und die Uralten der Vampirrasse ausgenommen. Sie war ehrlich und offen und liebevoll, und natürlich hatte sie einen dunklen Zug in sich, den ihre Freunde einfach als wild bezeichneten, den Damon jedoch als das erkannte, was er wirklich war. Er kompensierte die naive, weiche, offenherzige Seite ihres Wesens. Aber Damon war sich sehr sicher, dass er keine dieser Eigenschaften brauchte, erst recht nicht jetzt.
Oh ja… und Elena Gilbert war einfach großzügig genug, um all ihre negativen Wesenszüge vollkommen irrelevant zu machen.
Aber Damon war entschlossen, sich seinen Ärger zu bewahren, und er besaß einen so hinreichend starken Willen, dass er sich seine Laune für gewöhnlich aussuchen und dabei bleiben konnte, ob sie nun angemessen war oder nicht. Er ignorierte sämtliche Konversationsversuche Elenas und schließlich gab sie es auf. Er konzentrierte sich auf die vielen Dutzend Jungen und Männer, mit denen das exquisite Mädchen hier das Bett geteilt haben musste.
Warum nur war ausgerechnet er jetzt bei Elena?, dachte er mürrisch und fragte sich für den Bruchteil einer Sekunde, ob Shinichi nicht nur seine Erinnerungen nahm, sondern ihn auch
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