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Tagebuch für Nikolas

Tagebuch für Nikolas

Titel: Tagebuch für Nikolas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Gott, was für eine Katastrophe.«
    Katie erhob sich und ging in ihrem Apartment, auf das sie immer so stolz gewesen war, auf und ab. Sie hatte die meisten Arbeiten selbst erledigt, und auch jetzt noch tat sie nichts lieber, als sich ein T-Shirt überzustreifen, alte Jeans und Arbeitsschuhe anzuziehen und etwas Handwerkliches zu tun, so wie damals, als sie ihre Kleider-und Bücherschränke selbst zusammengebaut und aufgestellt hatte. Ihre Wohnung war voller echter, antiker Kiefernholzmöbel, alter Teppiche und kleiner Aquarelle, wie das mit der Brücke über den Pisgah südlich von Asheboro.
    Der Marmeladenschrank ihrer Großmutter stand in ihrem Arbeitszimmer, und die Regalbretter darin verströmten noch immer den Geruch von selbst gemachtem Sirup und Marmelade. In dem Schrank waren mehrere handgebundene Kochbücher aus Velinpapier aufbewahrt. Katie hatte sie selbst gemacht. Sie hatte das Buchbinderhandwerk an der Kunst-und Handwerksschule Penland in North Carolina erlernt.
    Es gab einen Satz, den sie liebte und nach dem sie auch lebte: »Hände für die Arbeit, Herzen für Gott.«
    In diesem Augenblick hatte sie viele Fragen, aber niemanden, der ihr Antwort darauf geben konnte. Nein, das war nicht ganz richtig … Sie hatte das Tagebuch.
    Suzanne.
    Katie mochte sie. Verdammt, sie mochte Suzanne. Sie hatte es nicht gewollt, aber nun war es so. Unter anderen Umständen wären sie vielleicht Freundinnen geworden. Katie hatte Freundinnen - Susan in New York, und auch zu Hause in North Carolina: Laurie, Robin, Susan, Gilda, Lynn. Alles gute Freundinnen.
    Suzanne war mutig und risikobereit gewesen, als sie Boston verlassen hatte und nach Martha’s Vineyard gezogen war. Sie hatte ihren Traum verfolgt, die Ärztin zu sein, die Frau, die sie sein musste. Sie hatte aus ihrem beinahe tödlichen Herzanfall gelernt: Sie hatte gelernt, jeden Augenblick wie ein Geschenk zu schätzen.
    Und Matt? Was war Katie für ihn gewesen? War sie nur eine von vielen Frauen in einer von vielen Affären, die von vornherein zum Scheitern verurteilt waren? Gott, sie fühlte sich, als müsste sie den scharlachroten Buchstaben tragen, mit dem man in früheren Zeiten Ehebrecherinnen gebrandmarkt hatte. Plötzlich schämte sie sich zutiefst. In ihrer Kinderzeit hatte der Vater ihr immer wieder dieselbe Frage gestellt: »Bist du mit Gott im Reinen, Katie?« Sie war sich dessen nicht mehr sicher. Sie wusste nicht, ob sie überhaupt mit irgendjemandem im Reinen war. Sie hatte sich noch nie so gefühlt, und es gefiel ihr nicht.
    »Du Schuft«, flüsterte sie. »Du Mistkerl. Nicht du, Guinevere - ich meine Matt! Zur Hölle mit ihm!«
    Warum hatte der Kerl ihr nicht einfach die Wahrheit gesagt? Hatte er vielleicht bei seiner perfekten Ehefrau geschwindelt? Warum hatte er nicht über Suzanne reden wollen? Oder über Nikolas?
    Und sie selbst - wie hatte sie zulassen können, dass Matt seine Vergangenheit vor ihr abschirmte? Sie hatte ihn nicht so sehr bedrängt, wie sie es hätte tun können, tun müssen. Warum nicht? Weil es nicht ihr Stil war, aufdringlich zu sein. Weil sie selbst nicht gerne bedrängt wurde. Konfrontationen konnte sie nicht ausstehen.
    Aber der eigentliche Grund, dass Katie nie nachgebohrt hatte, war ein anderer gewesen: Wann immer sie anfingen, über Matts Vergangenheit zu reden, hatte er sie seltsam angeschaut. Es lag eine tiefe Traurigkeit in seinen Augen - aber auch eine Andeutung von Zorn.
    Doch Matt hatte ihr geschworen, er sei nicht mehr verheiratet!
    Katie erinnerte sich immer noch an den schrecklichen Abend, als er sie verlassen hatte. Sie versuchte immer noch, einen Sinn darin zu erkennen. War sie ein Dummkopf gewesen, weil sie jemandem vertraut hatte, den sie liebte?
    Am Abend des 18. Juli hatte Katie ein besonderes Essen vorbereitet; obwohl sie eine gute Köchin war, hatte sie selten die Zeit, sich einer solch arbeitsintensiven Tätigkeit zu widmen. Sie stellte den gusseisernen Tisch auf ihre kleine Terrasse und deckte ihn mit dem schönen Porzellan von Royal Crown Derby und dem Silberbesteck ihrer Großmutter. Sie hatte ein Dutzend Rosen gekauft, rote und weiße. CDs von Toni Braxton, Anita Baker, Whitney Houston und Eric Clapton lagen bereit.
    Als Matt eintraf, hatte sie die beste und wunderschönste Überraschung für ihn: das erste Exemplar seines Gedichtbandes, den Katie in dem Verlag veröffentlicht hatte, bei dem sie beschäftigt war - sie hatte es aus Liebe getan. Außerdem hatte sie für Matt die sehr erfreuliche

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