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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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als ich zum Zahnarzt musste. Mutter und Margot gingen mit und waren einverstanden, dass ich mein Fahrrad mitnahm. Als wir beim Zahnarzt fertig waren und wieder vor der Tür standen, sagten Margot und Mutter ganz fröhlich, sie gingen nun in die Stadt, um etwas anzuschauen oder zu kaufen, ich weiß es nicht mehr so genau. Ich wollte natürlich mit, aber das durfte ich nicht, weil ich mein Fahrrad dabeihatte. Vor Wut sprangen mir Tränen in die Augen, und Margot und Mutter fingen laut an zu lachen. Da wurde ich so wütend, dass ich ihnen auf der Straße die Zunge rausstreckte, als zufällig gerade ein kleines Frauchen vorbeikam und mich ganz erschrocken anschaute. Ich fuhr mit dem Fahrrad nach Hause und habe noch lange geweint. Seltsam, dass bei den unzähligen Wunden, die Mutter mir zugefügt hat, ausgerechnet diese immer noch anfängt zu brennen, wenn ich daran denke, wie wütend ich damals war.
    Das Zweite fällt mir sehr schwer, dir zu erzählen, denn es geht um mich selbst. Ich bin nicht prüde, Kitty, aber wenn die anderen so oft im Detail darüber sprechen, was sie auf der Toilette erledigen, habe ich doch das Gefühl, dass ich mich mit meinem ganzen Körper dagegen wehre.
    Gestern habe ich nun einen Artikel von Sis Heyster gelesen, über das Erröten. Sie spricht darin so, als meinte sie mich persönlich. Obwohl ich nicht so schnell rot werde, passen aber die anderen Dinge genau. Sie sagt so ungefähr, dass ein Mädchen in der Zeit der Pubertät still wird und anfängt, über die Wunder nachzudenken, die in ihrem Körper passieren. Auch ich habe das, und deshalb fange ich in der letzten Zeit an, mich zu genieren. Vor Margot, Mutter und Vater. Margot hingegen, die sonst viel schüchterner ist als ich, geniert sich überhaupt nicht.
    Ich finde es so sonderbar, was da mit mir passiert, und nicht nur das, was äußerlich an meinem Körper zu sehen ist, sondern das, was sich innen vollzieht. Gerade weil ich über mich und vor allem über so etwas nie mit anderen spreche, spreche ich mit mir selbst darüber. Immer, wenn ich meine Periode habe (das war erst dreimal), habe ich das Gefühl, dass ich trotz der Schmerzen, des Unangenehmen und Ekligen ein süßes Geheimnis in mir trage. Deshalb, auch wenn es mir nur Schwierigkeiten macht, freue ich mich in gewisser Hinsicht immer wieder auf diese Zeit, in der ich es wieder fühle.
    Sis Heyster schreibt auch noch, dass junge Mädchen in diesen Jahren nicht sehr selbstsicher sind und erst entdecken, dass sie selbst ein Mensch mit Ideen, Gedanken und Gewohnheiten sind. Ich habe, da ich schon mit kaum dreizehn Jahren hierher gekommen bin, früher damit angefangen, über mich nachzudenken, und früher gewusst, dass ich ein eigenständiger Mensch bin. Manchmal bekomme ich abends im Bett das heftige Bedürfnis, meine Brüste zu betasten und zu hören, wie ruhig und sicher mein Herz schlägt.
    Unbewusst habe ich solche Gefühle schon gehabt, bevor ich hierher kam. Ich weiß, dass ich einmal, als ich abends bei Jacque schlief, mich nicht mehr halten konnte, so neugierig war ich auf ihren Körper, den sie immer vor mir versteckt gehalten und den ich nie gesehen hatte. Ich fragte sie, ob wir als Beweis unserer Freundschaft uns gegenseitig die Brüste befühlen sollten. Jacque lehnte das ab. Ich hatte auch ein schreckliches Bedürfnis, sie zu küssen, und habe das auch getan. Ich gerate jedes Mal in Ekstase, wenn ich eine nackte Frauengestalt sehe, zum Beispiel in dem Buch über Kunstgeschichte eine Venus. Manchmal finde ich das so wunderbar und schön, dass ich an mich halten muss, dass ich die Tränen nicht laufen lasse.
    Hätte ich nur eine Freundin!

Donnerstag, 6. Januar 1944
    Liebe Kitty!
    Mein Verlangen, mit jemandem zu sprechen, wurde so groß, dass es mir irgendwie in den Kopf kam, Peter dafür auszuwählen. Wenn ich manchmal in Peters Zimmerchen kam, bei Licht, fand ich es dort immer sehr gemütlich, aber weil er so bescheiden ist und nie jemanden, der lästig wird, vor die Tür setzt, traute ich mich nie, länger zu bleiben. Ich hatte Angst, dass er mich schrecklich langweilig finden könnte. Ich suchte nach einer Gelegenheit, unauffällig in seinem Zimmer zu bleiben und ihn am Reden zu halten, und diese Gelegenheit ergab sich gestern. Peter hat nämlich plötzlich eine Manie für Kreuzworträtsel entwickelt und tut nichts anderes mehr, als den ganzen Tag zu raten. Ich half ihm dabei, und schon bald saßen wir uns an seinem Tisch gegenüber, er auf dem Stuhl, ich auf der

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