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Tagebücher: 1909-1923

Tagebücher: 1909-1923

Titel: Tagebücher: 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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gibt, nahe Möglichkeiten, die ich noch nicht kenne, aber nur den Weg zu ihnen finden und wenn ich ihn gefunden habe, wagen! Dieses bedeutet sehr viel: es gibt Möglichkeiten, es bedeutet sogar, daß aus einem Schuft ein ehrenhafter Mensch werden kann, ein in Ehrenhaftigkeit glücklicher Mensch.

    Deine Halbschlafphantasien in letzter Zeit.
    27 (Februar 1922) Ein schlechter Nachmittagsschlaf, alles verändert, die Not wieder an den Leib gerückt
    28 (Februar 1922) Blick auf den Turm und den blauen Himmel. Ruhend.
    1 III (1922) Richard III. Ohnmacht

      5 III (1922) Drei Tage im Bett. Kleine Gesellschaft vor dem Bett. Umschwung. Flucht. Vollständige Niederlage. Immer die in Zimmern eingesperrte Weltgeschichte.

    6 III (1922) Neuer Ernst und Müdigkeit
      7 (März 1922) Gestern der schlimmste Abend, so als sei alles zu ende
      9 (März 1922) Das war aber nur Müdigkeit, heute aber neuer den Schweiß aus der Stirn treibender Angriff. Wie wäre es wenn man an sich selbst erstickte? Wenn durch drängende Selbstbeobachtung die Öffnung durch die man sich in die Welt ergießt, zu klein oder ganz geschlossen würde? Weit bin ich zu Zeiten davon nicht. Ein rücklaufender Fluß. Das geschieht zum großen Teil schon seit langem.

      Das Pferd des Angreifers zum eigenen Ritt benützen. Einzige Möglichkeit. Aber was für Kräfte und Geschicklichkeiten verlangt das? Und wie spät ist es schon!
      Buschleben. Eifersucht auf die glückliche, unerschöpfliche und doch sichtbar aus Not (nicht anders als ich) arbeitende, aber immer alle Forderungen des Gegners erfüllende Natur. Und so leicht, so musikalisch.

      Früher wenn ich einen Schmerz hatte und er verging, war ich glücklich, jetzt bin ich nur erleichtert, habe aber das bittere Gefühl: “wieder nur gesund, nicht mehr”

    Irgendwo wartet die Hilfe und die Treiber lenken mich hin.
    9 III (1922) Die Jämmerlichkeit. Die Beschimpfungen. Der innere Feind (Hardt)
      13 (März 1922) Das reine Gefühl und die Klarheit über seine Gründe. Der Anblick der Kinder, besonders eines Mädchens (aufrechter Gang, kurze schwarze Haare) und eines andern (blond, unbestimmte Züge, unbestimmtes Lächeln), die aufmunternde Musik, der Marschschritt. Das Gefühl eines der in Not ist und es kommt Hilfe, der sich aber nicht freut, weil er gerettet wird – er wird gar nicht gerettet – sondern weil neue junge Menschen kommen, zuversichtlich, bereit den Kampf aufzunehmen, zwar unwissend hinsichtlich dessen was bevorsteht, aber in einer Unwissenheit, die den Zuschauenden nicht hoffnungslos macht, sondern ihn zur Bewunderung, zur Freude, zu Tränen bringt. Auch Haß gegen den, dem der Kampf gilt, mischt sich ein (aber wenig jüdisches Gefühl, wie ich glaube)
    15 (März 1922) Einwände genommen aus dem Werk: Popularisierung undzwar mit Lust – und Zauberei. Wie er an den Gefahren vorbeikommt. (Blüher)
      Sich flüchten in ein erobertes Land und bald es unerträglich finden, denn man kann sich nirgendhin flüchten
    16 (März 1922) Die Angriffe, die Angst. Ratten, die an mir reißen und die ich durch meinen Blick vermehre
    17 (März 1922) 37 4
    18 (März 1922) Die beliebige Begegnung (mit H. und Th.) das Zusammenzucken, der umherirrende krampfhafte Blick, die Müdigkeit nachher, fast Bedürftigkeit sich irgendwo anzulehnen, Klagelaute
      Noch nicht geboren und schon gezwungen zu sein, auf den Gassen herumzugehn und mit Menschen zu sprechen

    19 (März 1922) Hysterie (Bl.) schlagend und aus unbekannten Gründen beglückend.

    20 (März 1922) Gestern mißlungener, heute verlorener (?) Abend. Schwerer Tag. Träumereien Bl. betreffend. Auch, ängstlicher, Mi.
      Die Abendessensunterhaltung über Mörder und Hinrichtung. Unbekannt jede Angst in der ruhig atmenden Brust. Unbekannt der Unterschied zwischen vollbrachtem und geplantem Mord

    22 (März 1922) Nachmittag Traum vom Geschwür an der Wange. Die fortwährend zitternde Grenze zwischen dem gewöhhlichen Leben und dem scheinbar wirklicherem Schrecken.
    24 (März 1922) Wie es lauert! Auf dem Weg zum Arzt z. B., so häufig dort.
    29 (März 1922) Im Strom

      4 April (1922) Wie weit ist der Weg von der inneren Not etwa zu einer Szene wie der im Hof und wie kurz ist der Rückweg. Und da man nun in der Heimat ist kann man nicht mehr fort

      6 (April 1922) Schon seit 2 Tagen geahnt, gestern ein Ausbruch, weitere Verfolgung, große Kraft des Feindes. Einer der Anlässe: Gespräch mit der Mutter, Scherze über die Zukunft. –

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