Tagebücher 1909-1923
Purimspiele
Ein schoen neu Achaschweroschspiel
Abraham Goldfaden, 1876/77 russisch-türkischer Krieg, russische und galizische Armeelieferanten hatten sich in Bukarest angesammelt, Goldf. hatte sich auch herverirrt auf der Suche nach Verdienst hörte das Publikum in den Kafehäusern Jargonlieder singen und bekam Mut zur Teatergründung. Frauen konnte er hier noch nicht auf die Bühne bringen.
1883 wurden Jargonaufführ. in Rußland verboten. 1884
begannen sie in London und New York (Lateiner Horowitz) J.
Gordin 1897 in einer Jubileumschrift des jüd. Teaters in New York: Das Jargonteater hat ein Publikum von Hunderttausenden, aber es darf das Heraufkommen eines Schriftstellers mit mächtigem Talent nicht erhoffen, solange die Mehrzahl seiner Autoren Leute sein werden wie ich, die nur durch Zufall dramatische Autoren geworden sind, die nur unter dem Zwange ihrer Lebensverhältnisse Stücke schreiben und die wie ich vereinsamt zurückbleiben und rings um sich nur Unwissenheit, Neid, Feindschaft und Gehässigkeit erblicken.
Beckermann (Sch.) Gitil die kremerke, sehr a interessanter Roman, wos die Leser wellen sein zufrieden. Vilna 1898
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Missionärbuch: Beweise aus den alten Propheten, dos der Messias schon gekommen 1819 London
31. I 12. Nichts geschrieben. Weltsch bringt mir Bücher über Goethe, die mir eine zerstreute, nirgends anwendbare Aufregung verursachen. Plan eines Aufsatzes "Goethes entsetzliches Wesen". Furcht vor dem 2 stündigen Abendspaziergang, den ich jetzt für mich eingeführt habe.
4. II 12 Vor 3 Tagen Wedekind: Erdgeist.
Wedekind und seine Frau Tilly spielen mit. Klare gestochene Stimme der Frau. Schmales mondsichelförmiges Gesicht. Der beim ruhigen Stehn sich seitlich abzweigende Unterschenkel.
Klarheit des Stückes auch im Rückblick, so daß man ruhig und selbstbewußt nachhause geht. Widersprechender Eindruck des durchaus festgegründeten und doch fremdbleibenden.
Als ich damals ins Teater gieng, war mir wohl. Wie Honig schmeckte ich mein Inneres. Trank es in ununterbrochenem Zug. Im Teater vergieng es gleich. Es war übrigens der vorige Teaterabend: "Orpheus in der Unterwelt" mit Pallenberg. Die Aufführung war so schlecht, Beifall und Lachen um mich im Stehparterre so groß, daß ich mir nur dadurch zu helfen wußte, daß ich nach dem 2. Akt weglief und dadurch alles zum Schweigen brachte.
Vor-Gestern guten Brief nach Trautenau wegen eines Gastspiels von Löwy geschrieben. Jedes Lesen des Briefes beruhigte und stärkte mich, so sehr war darin unausgesprochener Bezug auf alles Gute in mir genommen.
Der mich ganz durchgehende Eifer mit dem ich über Goethe lese (Goethes Gespräche, Studentenjahre, Stunden mit Goethe, Ein Aufenthalt Goethes in Frankfurt) und der mich von jedem Schreiben abhält.
Schmerler, Kaufmann, 32 Jahre alt, konfessionslos, philosophisch gebildet, für schöne Litteratur hauptsächlich nur soweit interessiert, als sie sein Schreiben betrifft. Runder Kopf,
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schwarze Augen, kleiner energischer Schnurrbart, festes Wangenfleisch, gedrungene Gestalt. Studiert seit Jahren von 9
Uhr bis 1 Uhr in der Nacht. Gebürtig aus Stanislau, Kenner des Hebräischen und des Jargon. Verheirathet mit einer Frau, die nur durch die ganz runde Gesichtsform den Eindruck der Beschränktheit macht.
Seit zwei Tagen Kühle gegen Löwy. Er fragt mich danach.
Ich leugne es.
Ruhiges, zurückgezogenes Gespräch mit Fräulein T. im Zwischenakt des Erdgeist auf der Gallerie. Man muß förmlich, um ein gutes Gespräch zu erreichen die Hand tiefer, leichter, verschlafener unter den zu behandelnden Gegenstand schieben, dann hebt man ihn zum Erstaunen. Sonst knickt man sich die Finger ein und denkt an nichts als an die Schmerzen.
Geschichte: Die Abendspaziergänge. (Erfindung des raschen Gehns) Einleitendes schönes dunkles Zimmer.
Frl. T. erzählte von einer Szene ihrer neuen Geschichte, in welcher einmal in die Nähschule ein Mädchen mit schlechtem Ruf eintritt. Der Eindruck auf die andern Mädchen. Ich meine, bedauern werden sie diejenigen, welche die Fähigkeit und Lust, zu schlechtem Ruf zu kommen, deutlich in sich fühlen und damit zugleich unmittelbar sich vorstellen können, in was für ein Unglück sich zu stürzen, das bedeutet.
Vor einer Woche Vortrag Dr. Theilhaber im Festsaal des Jüdischen Rathauses ber den Untergang der deutschen Juden. Er ist unaufhaltbar denn 1.) sammeln sich die Juden in den Städten, die jüdischen Landgemeinden verschwinden. Das Streben
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