Tagebücher 1909-1923
aus der Seele gesprochen. Mit Schubal will ich nicht reden, es tut mir sogar leid, daß ich ihm die Hand gereicht habe.
Und alle andern Leute hier sind Spreu. "
Und er gieng langsam in solchen Gedanken zum Heizer, zog dessen rechte Hand aus dem Gürtel und hielt sie spielend in der
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seinen. "Warum sagst Du denn nichts?" fragte er "Warum läßt Du Dir alles gefallen"
Der Heizer legte nur die Stirn in Falten, als suche er den Ausdruck für das was er zu sagen habe. Im übrigen sah er auf seine und Karls Hand hinab.
"Dir ist ja Unrecht geschehn wie keinem auf dem Schiff, das weiß ich ganz genau. " Und Karl zog seine Finger hin und her zwischen den Fingern des Heizers, der mit glänzenden Augen ringsumher schaute, als widerfahre ihm eine Wonne, die ihm aber niemand verübeln möge.
"Du mußt Dich aber zur Wehr setzen, ja und nein sagen, sonst haben ja die Leute keine Ahnung von der Wahrheit. Du mußt mir versprechen, daß Du mir folgen wirst, denn ich selbst, das fürchte ich mit vielem Grund, werde Dir gar nicht mehr helfen können. " Und nun weinte Karl, während er die Hand des Heizers küßte und nahm die rissige, fast leblose Hand und drückte sie an seine Wangen, wie einen Schatz, auf den man verzichten muß. – Da war aber auch schon der Onkel Senator an seiner Seite und zog ihn, wenn auch nur mit dem leichtesten Zwange, fort. "Der Heizer scheint Dich bezaubert zu haben"
sagte er und sah verständnisinnig über Karls Kopf zum Kapitän hin "Du hast Dich verlassen gefühlt, da hast Du den Heizer gefunden und bist ihm jetzt dankbar, das ist ja ganz löblich.
Treibe das aber, schon mir zuliebe, nicht zu weit und lerne Deine Stellung begreifen. "
Vor der Türe entstand ein Lärmen, man hörte Rufe und es war sogar, als werde jemand brutal gegen die Tür gestoßen. Ein Matrose trat ein, etwas verwildert,
und hatte eine
Mädchenschürze umgebunden. "Es sind Leute draußen" rief er und stieß einmal mit den Elbogen herum, als sei er noch im Gedränge. Endlich fand er seine Besinnung und wollte vor dem Kapitän salutieren, da bemerkte er die Mädchenschürze, riß sie herunter warf sie zu Boden und rie f: "Das ist ja ekelhaft, da haben sie mir eine Mädchenschürze umgebunden. " Dann aber
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klappte er die Haken zusammen und salutierte. Jemand versuchte zu lachen, aber der Kapitän sagte streng: "Das nenne ich eine gute Laune. Wer ist denn draußen?" "Es sind meine Zeugen" sagte Schubal vortretend "ich bitte ergebenst um Entschuldigung für ihr unpassendes Benehmen. Wenn die Leute die Seefahrt hinter sich haben, sind sie manchmal wie toll." –
"Rufen Sie sie sofort herein" befahl der Kapitän und gleich sich zum Senator umwendend sagte er verbindlich, aber rasch:
"Haben Sie jetzt die Güte, verehrter Herr Senator mit ihrem Herrn Neffen diesem Matrosen zu folgen, der sie ins Boot bringen wird. Ich muß wohl nicht erst sagen, welches Vergnügen und welche Ehre mir das persönliche
Bekanntwerden mit Ihnen, Herr Senator, bereitet hat. Ich wünsche mir nur bald Gelegenheit zu haben, mit Ihnen, Herr Senator wieder einmal unser unterbrochenes Gespräch über die amerikanischen Flottenverhältnisse wiederaufnehmen zu können und dann vielleicht neuerdings auf so angenehme Weise wie heute unterbrochen zu werden." "Vorläufig genügt mir dieser eine Neffe" sagte der Onkel lachend. "Und nun nehmen Sie meinen besten Dank für Ihre Liebenswürdigkeit und leben Sie wohl. Es wäre übrigens gar nicht so unmöglich, daß wir" – er drückte Karl herzlich an sich – "bei unserer nächsten Europareise vielleicht für längere Zeit zusammenkommen könnten. " "Es würde mich herzlich freuen" sagte der Kapitän.
Die beiden Herren schüttelten einander die Hände, Karl konnte nur noch stumm und flüchtig seine Hand dem Kapitän reichen, denn dieser war bereits von den vielleicht 15 Leuten in Anspruch genommen, welche unter Führung Schubals zwar etwas betroffen aber doch sehr laut einzogen. Der Matrose bat den Senator vorausgehn zu dürfen und teilte dann die Menge für ihn und Karl, die leicht zwischen den sich verbeugenden Leuten durchkamen. Es schien daß diese im brigen gutmütigen Leute den Streit Schubals mit dem Heizer als einen Spaß auffaßten, dessen Lächerlichkeit nicht einmal vor dem Kapitän aufhöre.
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Karl bemerkte unter ihnen auch das Küchenmädchen Line, welche, ihm lustig zuzwinkernd, die vom
Matrosen
hingeworfene Schürze umband, denn es war die ihrige.
Weiter dem Matrosen folgend
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