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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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ausdrückte, konnte man nicht jedes Wort verstehen; oft hörte sich seine Rede wie ein Gebrüll an. Einen Augenblick sagte er deutlich:
    »An deinem Urteil ist nichts gelegen; ich will es nicht hören; uns Revolutionäre richtet die Nachwelt, sie wird meinen Namen ins Pantheon und die eurigen auf das Hochgericht setzen.«
    Als Ducray wieder mit dem Lesen fortfuhr, unterbrach er ihn abermals, immer schrecklicher, und erging sich in Schmähungen gegen die Tyrannei, gegen das Tribunal, welches er einen Ort der Entehrung nannte, und gegen das Volk, das er der Dummheit beschuldigte. Man konnte ihn nicht zum Schweigen bringen, und Ducray mußte zu Ende lesen, ohne daß er ihn anhörte; endlich gelangte er, von den Schließern gestoßen und von den Gendarmen fortgezerrt, in das Vorzimmer. Sobald er die schon gefesselten Verurteilten und uns erblickte, nahm sein Gesicht so plötzlich einen ganz anderen Ausdruck an, daß man ihn nicht für denselben Mann hätte halten können, wenn er nicht von der vorhergegangenen Aufregung noch atemlos gewesen wäre. Er nahm eine gleichgültige, fast kalte Miene an; entschlossenen Schrittes ging er auf mich zu, fiel auf einen Stuhl, riß den Kragen von seinem Hemd und sagte zu mir:
    »Verrichte dein Geschäft, Bürger Sanson!«
    Ich vollzog es selber. Er hatte ungewöhnlich hartes Haar, wie Pferdehaar. Während dieser Zeit sprach er ununterbrochen und wendete sich an seine Freunde mit den Worten:
    »Das ist der Anfang vom Ende; jetzt wollen sie die Volksvertreter schubweise guillotinieren, aber Vereinzelung ist nicht Stärke. Komitees, die von Robespierre und dem lahmen Couthon geleitet werden … wenn ich ihnen noch meine Beine hinterlassen könnte, so möchte es noch einige Zeit aushalten … aber nein … und Frankreich wird in einer Pfütze von Blut und Kot erwachen.«
    Ein wenig später rief er noch:
    »Wir haben unsere Aufgabe vollendet, nun wollen wir schlafen gehen.«
    Die Bürger Hérault de Séchelles und Camille Desmoulins wurden zusammen herbeigeführt. Der erste schien gleichgültig; der zweite weinte und sprach in herzzerreißenden Worten von seiner Frau und seinem Kinde; sobald er uns aber sah, fand eine ebenso unmittelbare, aber ganz verschiedene Veränderung statt, wie bei Danton; er warf sich auf die Gehilfen, als ob diese die Verurteilten und er der Scharfrichter wäre – er stieß und schlug sie; seine Kleider wurden zerrissen in dem Kampfe, der erst ein Ende erreichte, als die Gendarmen sich einmischten. Er war nicht groß und ein wenig fett, dennoch leistete er ebenso lange Widerstand, als ob er ein sehr starker Mann gewesen wäre. Freilich befand er sich in einem Zustande, wo die Seele in die Muskeln übertritt. In einem Augenblicke waren seine Kleider zerfetzt. Als ihm das Haar abgeschnitten werden sollte, mußten vier Personen ihn auf dem Stuhle festhalten; bald warf er sich vor-, bald rückwärts, und schlug zwei von denen, welche ihn hielten, zu Boden. Bei diesem Kampfe schmähte er uns; seine Freunde versuchten, ihn zu beruhigen, Fabre mit sehr sanften Worten, Danton mit dem Nachdruck der Autorität. Letzterer sagte zu ihm:
    »Lasse doch diese Männer! Weswegen willst du dich an diesen Knechten der Guillotine vergreifen, sie verrichten ihr Handwerk, tue du deine Schuldigkeit!«
    Nun stürzten die Tränen stromweise aus Desmoulins' Augen, und er rief:
    »Lucile, komm zu mir, Lucile!« als ob die arme Frau ihn hätte hören können.
    Als er sie nicht kommen sah, wollte er wahrscheinlich zu ihr eilen und versuchte abermals, zu entkommen.
    Endlich waren wir mit allen fertig. Ducray, der dageblieben war, gab das Zeichen zum Fortgehen. Man stellte je einen Verurteilten zwischen zwei Gendarmen, und die übrigen Gendarmen bildeten eine zweite Schutzwehr um sie. So gingen wir fort.
    Die Repräsentanten und Westermann stiegen in den ersten Wagen. Ich stellte mich vornhin; Henri und ein Gehilfe hinten; in dem zweiten Wagen befanden sich vier Gehilfen mit den übrigen Verurteilten. Die Bedeckung war ebenso stark wie bei der Königin und den Bürgern von der Gironde.
    Danton stand hinter mir in der ersten Reihe aufrecht; neben ihm Hérault de Séchelles; dann kamen Fabre, Camille und Philippeaux; Chabot war der einzige, der saß; er schien stark zu leiden und erbrach sich unterwegs. Bazire kniete neben ihm, und war Henri soviel wie möglich behilflich, ihn zu unterstützen und zu ermutigen.
    In dem Augenblicke, als der Kärrner sein Pferd antrieb, rief Danton:
    »Die

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