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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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seien, und auf Hermans Befehl erscheinen Gendarmen, um sie nach der Conciergerie abzuführen.
    Dies geschah nicht ohne Mühe.
    Danton, auf seiner Bank stehend, mit purpurrotem Gesicht, brüllte die heftigsten und beleidigendsten Reden; Lacroix häufte seine Spottreden auf Fouquier, Westermann erschöpfte sich in Verwünschungen; Desmoulins klammerte sich an die Lehne der Bank der Angeklagten und verteidigte sich gegen die, welche ihn fortzuschleppen versuchten; drei Gendarmen hatten Mühe, ihn zu überwältigen. Fabre d'Eglantine, der seit Eröffnung des Prozesses krank war, erhob sich von seinem Stuhl und rief:
    »Tod den Tyrannen!«
    Endlich gelang es, sie fortzubringen, und sie verloren sich auf den dunklen Flurgängen. Die Aufregung war so groß, daß, nachdem sie abgeführt, ein düsteres Schweigen in dem Saale der Freiheit herrschte, welches niemand zuerst zu unterbrechen wagte. Richter, Vorsitzender und Geschworene sahen sich bestürzt und bleich wie die Gespenster an.
    Endlich erklärten die Geschworenen auf Fouquiers Aufforderung, daß sie genügend unterrichtet seien. Herman gab einen umfassenden Bericht über die Verhandlung, und die Jury ging in ihr Beratungszimmer. Sie kehrte um drei Uhr morgens zurück und gab ein Verdikt ab, welches alle Angeklagten mit Ausnahme von Luillier für schuldig erklärte; der Gerichtshof verurteilte sie zum Tode.
    Fouquier-Tinville stellte das Ansuchen, daß in Anbetracht des heftigen Benehmens, dessen sich die Angeklagten schuldig gemacht, das Urteil ihnen im Gefängnisse verkündigt werden solle.
    Der Gerichtshof trat diesem Antrage bei.
Die Hinrichtung
Die Luxembourg-Verschwörung; Chaumette, Gobel.
    16. Germinal. Dem Befehl des Bürgers Fouquier zufolge blieb ich gestern bis am Abend im Gerichtshause. Da ich ebenso wie die vorhergehenden Tage nicht in den Saal der Freiheit, wo der Prozeß der Bürger-Deputierten verhandelt wurde, eintreten konnte, wo der Zudrang noch bedeutender als vorher war, so kehrte ich gegen neun Uhr nach Hause zurück. Heute morgen ging ich wieder beizeiten nach der Conciergerie. Als ich eintrat, klopfte mir ein Gendarm auf die Schulter und sagte:
    »Heute hast du Hochwild.« Rivière setzte hinzu: »Sie sind alle verurteilt.«
    Er täuschte sich, denn der Bürger Luillier war freigesprochen worden. Dieser ist aber so unbedeutend, daß es wohl verzeihlich ist, ihn zu vergessen! Es befanden sich schon Leute bei Richard, wahrscheinlich, um die Verurteilten herauskommen zu sehen; letztere mußten wichtige Personen sein, denn die Tür des Gefängnisses war noch nicht geöffnet, und jene Menschen hatten wahrscheinlich schon die Nacht dort zugebracht.
    Als ich in den Hof trat, um mich nach dem Gerichtshofe zu verfügen, begegnete mir der Aktuargehilfe Robert Wolf und forderte mich auf, mit ihm hinaufzugehen. In dem Zimmer des Kanzlisten war der Bürger Ducray, der zweite Amtsschreiber, noch mit einem anderen Gehilfen beschäftigt. Fabricius Paris ging mit langen Schritten auf und nieder. Letzterer hatte gerötete Augen, war niedergeschlagen und bleich, und seine Lippen bebten, als ob er vom Fieber befallen sei. Als er mich eintreten sah, nahm er seinen Hut und sprach:
    »Ich gehe.«
    Ducray wendete sich nach ihm um und fragte;
    »Wirst du unterzeichnen?«
    »Nein, nein, noch einmal nein,« antwortete der Bürger Fabricius; »lieber will ich mir die Hand abschneiden.«
    Als er hinausging, sah ich, daß seine Augen mit Tränen gefüllt waren. Dies setzte mich nicht in Erstaunen, denn er war ein vertrauter Freund des Bürgers Danton, und sein Mut verursachte mir innerliche Freude. Fouquier, der Vetter Desmoulins', der ihn früher eifrig beschützte, hat solche Gewissensbisse nicht gefühlt.
    Bald darauf kamen die Bürger Lescot-Fleuriot, der Vertreter des Anklägers, und zwei Departementsverwalter. Lescot fragte mich, ob meine Karren bereit wären; ich antwortete, daß sie kämen. Danach befahl er mir, hinabzugehen und zu warten, was ich auch tat.
    Ich hatte eine gute Stunde hoffend gewartet, als ein Gendarm kam und mich im Namen des Anklägers abrief. In seinem Kabinett fand ich eine Menge Bürger, unter welchen ich den alten Vadier, den Repräsentanten, und seinen Kollegen Amar erkannte; seiner sah ich Coffinhal, Arthur, Herman und andere, deren Namen mir unbekannt waren. Sobald Fouquier anwesend war, erteilte mir Lescot-Fleuriot den Befehl. Er sagte mir, die Verurteilten hätten sich gegen den Gerichtshof empört, und man müsse vermuten, daß sie sich

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