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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Meursin und Frau Joly de Fleury, kein Anschein einer Schwangerschaft vorhanden sei. Frau von Monaco zog in ehrenhafter Weise ihre Aussage in einem an Fouquier gerichteten Briefe zurück; sie wurden am 8. Thermidor guillotiniert. Die Herzogin von Beauvilliers war die einzige, welche dem sicheren Tode entrann.
    Am 7. Thermidor lieferten die Verschworenen des Gefängnisses von Saint Lazare noch immer das wichtigste Kontingent zum Schafott. Es sind nicht mehr allein die vornehmen Herren, die auf der Anklagebank sitzen: die Aristokratie des Geistes wird durch André Chénier und durch Roucher vertreten. Ersterer war nur einunddreißig Jahre alt! Nicht auf dem Schafott, sondern als er vor Gericht trat, rief André Chénier, indem er sich vor die Stirn schlug, aus:
    »Und doch besaß ich hier etwas!«
    Er hatte seine Rechnung mit dem Leben schon abgeschlossen, ehe der Urteilsspruch gefällt war. Er kannte diejenigen zu gut, die er »vom Gesetz schwatzende Henkersknechte« genannt hatte, als daß er sie hätte der Großherzigkeit fähig halten und hoffen können, sie würden einem Dichter verzeihen, durch dessen Verse sie für ewige Zeiten an den Galgen geheftet wurden. Mit Chénier und Roucher endigte Baron von Trenck auf dem Schafott die siebzig Jahre seines abenteuerlichen und romanhaften Lebens. Eine Berühmtheit anderer Art, der Rat Goezman, der komische Held in Beaumarchais' Memoiren, gehörte mit zu diesem Schub. Unter den achtzig Verurteilten bemerkte man noch die beiden Marquis von Montalembert und von Roquelaure, den Herzog von Créqui, den Grafen Bourdeilles, einen ehemaligen Bruder vom Orden Raoul.
    Die Sitzung vom 8. erschöpft die Listen der Verschworenen aus dem Lazare-Gefängnis.
Offener Angriff auf die Triumvirn
Cambon, Collot d'Herbois, St. Just, die Kommunen, Henriot.
    Ich habe im vorhergehenden Kapitel gesagt, daß der Zweifel, in welchem man über Robespierres wahre Absichten schwebte, mit der Zeit für die Mitglieder des Konvents quälender wurde als eine unmittelbare Proskription.
    Die geschickte Verstellung des Triumvirs sollte sich gegen ihn selber kehren.
    Er hatte zunächst zu Gegnern die Freunde Dantons und Camilles, einige Deputierte von der Ebene, die trotz seiner Gnade gegen die Dreiundsiebzig den 31. Mai nicht vergessen hatten, und endlich die Repräsentanten, die er wegen ihres Benehmens während ihrer im Auftrage des Konvents unternommenen Reisen unmittelbar angegriffen hatte. Seine Ansprüche auf Unbestechlichkeit, seine strengen dogmatischen Formen, das Ansehen, das er erlangt hatte, seine wirkliche Befähigung zum Staatsmann, wodurch er zu der ersten Stelle geeignet war, endlich sein Ehrgeiz und seine Verachtung der Vorurteile über Gerechtigkeit und Menschlichkeit: dies alles verschaffte ihm viele Neider. Als jeder sich bedroht glauben konnte, als viele berechtigt waren, vorauszusetzen, die Freiheit sei ebensowohl wie ihre Köpfe in Gefahr, vereinigten sich alle zu einer unversöhnlichen Feindschaft.
    Während seiner Zurückgezogenheit gewannen sie an Kühnheit und Zahl. Auf Einflüsterung Barères hatte ihm Vadier jenen grausamen Dolchstich von der »Mutter Gottes« gegeben. Robespierre war in das Komitee gekommen, um sich in Klagen zu ergehen; er hatte sich der Schriftstücke bemächtigt und sie mit sich genommen, und ein Mitglied antwortete Fouquier, der diese Papiere zur Einleitung des Prozesses wieder zurückverlangte:
    »Wir können den Prozeß nicht anstrengen, er will es nicht.«
    Tallien war am meisten erbittert; er hatte zwei Leben zu verteidigen: das seinige und das einer geliebten Frau, der Frau von Fontenay, einer Tochter des Bankiers Cabarrus, welche auf Robespierres unmittelbaren Befehl verhaftet worden war und aus dem Gefängnis an Tallien geschrieben hatte:
    »Ich sterbe mit der Schande, einen Feigling, wie du bist, geliebt zu haben!«
    Bald vereinigte sich fast die ganze Bergpartei in dem gemeinsamen Gedanken, daß der Sturz der Triumvirn, denn wenn man von Robespierre sprach, so waren St. Just und Couthon immer mit einbegriffen, für das Wohl aller notwendig sei. Dennoch beherrschte Robespierre, auf die Ebene gestützt und mit einigen ihm treu gebliebenen Mitgliedern der Bergpartei vereinigt, noch immer die Versammlung, der Zahl nach; es kam also darauf an, sich der Mitwirkung dieser Deputierten zu versichern. Der Sieg mußte denjenigen gehören, mit welchen die Repräsentanten stimmten, die man mit dem Beinamen der »Kröten des Sumpfes« gebrandmarkt hatte;

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