Tagebücher der Henker von Paris
Sohn des berühmten Naturforschers. Als er das Schafott bestieg, blieb er auf der Plattform stehen und wendete sich an das Volk mit den Worten des Vorwurfs:
»Ich bin der Sohn Buffons.«
Ein anderer, Caradeuc de la Chalotais, war anerkanntermaßen in einem Zustande der Verrücktheit. »Aber,« wie Dumas sagte, »man weiß, woran man sich in bezug auf die Moralität eines ehemaligen Staatsanwalts vom Parlament von Rennes zu halten hat«, und die Verrücktheit wurde bei der Prüfung seiner früheren Amtsverrichtung nicht weiter berücksichtigt.
Vom 15. Messidor ab sinkt die Zahl der täglichen Opfer niemals unter dreißig, beläuft sich einigemal auf sechzig.
Das Verfahren, mit dessen Hilfe man das Luxembourggefängnis gereinigt, hatte sich zu gut bewährt, als daß man hätte Anstand nehmen sollen, dasselbe auch auf andere vollgepfropfte Gefängnishäuser anzuwenden; die Zahl belief sich bereits auf mehr als achttausend Gefangene. Es war abermals Hermans Bureau, welches die Anzeigen erhielt oder vielmehr hervorrief, und zwei andere Aufführungen der Luxembourgkomödie, oder vielmehr -tragödie, führten einundfünfzig Gefangene von den Karmelitern und siebenundsiebzig aus dem Gefängnisse Saint Lazare auf die Bänke des Tribunals.
Die bei den Karmelitern Verhafteten waren beschuldigt, einen Plan zur Flucht gemacht zu haben; elendes Geklatsch vervollständigte eine Reihe von Beschuldigungen, welche das öffentliche Ministerium zu einer großen Verschwörung stempelte!
Am folgenden Tage, dem 6.Thermidor, erschienen ihrerseits die Gefangenen von Saint Lazare. Ein Gipsgießer namens Manini und ein Schlosser Coquery waren die Aufwiegler bei diesem letzten Komplott. Diese waren aber nicht so geschickt wie Boyenval und Beausire. Sie sagten aus, es seien ihnen ungeheure Summen geboten worden, wenn sie einwilligen würden, die Eisenstäbe eines Fensters im ersten Stockwerke zu durchsägen. Diese Fabel war im höchsten Grade abgeschmackt, denn jenes Fenster war das einzige, welches mit solchen Eisenstangen versehen war, und es blieb wenigstens ungeschickt, zu behaupten, daß die Gefangenen gerade diesen Weg erwählt haben sollten. Jenes Fenster lag freilich einer Terrasse gegenüber, von welcher man leicht ins freie Feld hinabsteigen konnte, dazwischen befand sich aber noch ein Raum von 25 Fuß, und außerdem stand gerade unter dem vergitterten Fenster eine Schildwache bei Tag und Nacht. Sie bemäntelten ihre schlecht erfundene Fabel, indem sie versicherten, daß die Mäuse ihre Falle nicht bloß hätten zernagen wollen, um die Freiheit zu erlangen, sondern daß sie danach strebten, ein großes Blutbad unter den Katzen anzurichten, die Komitees, den Konvent, die Nationalgarde und vielleicht alle Franzosen niederzumetzeln. Diese Angabe machte natürlicherweise die Wahrscheinlichkeit ihrer früheren Aussagen unnütz. Einer anderen Ungeschicklichkeit zufolge hatten sie ganz unbedeutende Gefangene als Häupter der Verschwörung angegeben, wodurch das Tribunal sich gerade nicht von dem Vorwurf, den ihm der Konvent gemacht hatte, reinigen konnte: nämlich von dem Vorwurfe, daß es die großen Schuldigen verschone und sich auf unbedeutende Verdächtige richte. Herman half diesem Übelstande ab, indem er den Urhebern der Verschwörung zwei moutons beifügte, welche die Verwaltung in Saint Lazare unterhielt. Auf diese Weise kam man zu einer Liste, die sich sehen lassen konnte. Auf derselben standen unter anderen die beiden de Vergennes, Vater und Sohn, die ehemalige Äbtissin von Montmartre, Marie Louise von Laval-Montmorency, der Herzog von Beauvilliers und seine Gemahlin; Joly de Fleury, ehemaliger Generaladvokat beim Pariser Parlament; die Prinzessin von Monaco; der Baron de Bléset; Albert de Berulle, erster Präsident des Parlaments zu Grenoble. In dieser Sitzung machte Fouquier-Tinville ein scheußliches Wortspiel, das eine traurige Berühmtheit erlangt hat. Frau von Laval-Montmorency war taub. Als Coffinhal, der den Vorsitz führte, sie verhörte, schwieg sie still, und als Fouquier das Wort an sie richtete, bemerkte einer der Anwesenden, daß die Angeklagte nicht hören könne.
»Das ist gut, das ist gut« – murmelte Fouquier – »wir werden im Urteil schreiben, sie habe sich sourdement (taub und heimlich) verschworen.«
Fünf der verurteilten Frauen erklärten sich für schwanger. Die Gesundheitsbeamten vom Tribunal gaben ihr Gutachten dahin ab, daß in bezug auf drei von ihnen: die Baronin von Hinisdal, die Frau
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