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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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inneren Höfe führte, hinausgestürzt, und er war auf einen Haufen Glasscherben gefallen; noch ganz betäubt von seinem Falle, hatte er sich in eine Gasse geschleppt, wo man ihn erst einige Stunden nachher auffand. Saint Just, Payan, Lescot, Fleuriot waren verhaftet.
    Robespierre der Ältere wurde auf eine Tragbahre gelegt und in den Konvent getragen. Charlier, der den Präsidentenstuhl einnahm, kündigte ihn der Versammlung mit den Worten an:
    »Der feige Robespierre ist da, ihr wollt doch nicht, daß er eintrete?«
    »Nein! Nein!« rief man von allen Seiten.
    Thuriot: »Den Leichnam eines mit allen Verbrechen behafteten Menschen in den Schoß des Konvents tragen, hieße, diesem schönen Tage allen Glanz, der ihm gebührt, rauben. Der Leichnam eines Tyrannen kann nur die Pest mit sich führen, der für ihn und seine Mitschuldigen passende Platz ist einzig der Platz der Revolution. Es ist nötig, daß die beiden Komitees Maßregeln ergreifen, daß das Schwert des Gesetzes ihn unverzüglich treffe.«
    Der Konvent nimmt nun einstimmig den Antrag Thuriots an.
    Robespierre wurde in einen der Säle des Komitees hinaufgetragen und auf einen Tisch gelegt; man gab ihm als Kopfkissen eine Kiste, welche Proviantproben enthielt; er blieb dort von drei bis acht Uhr morgens, den Spottreden derjenigen preisgegeben, welche vor drei Tagen noch vor ihm gezittert hatten.
    Eine Broschüre, betitelt: »Letzte Augenblicke Robespierres und seiner Partei«, gibt interessante Einzelheiten über diese Szene:
    »Er blieb beinahe eine Stunde lang in einem Zustande der Unbeweglichkeit, der fast vermuten ließ, er würde seinen Geist aufgeben. Endlich nach Verlauf einer Stunde fing er an, die Augen zu öffnen. Das Blut floß reichlich aus der Wunde, die er im linken unteren Kinnbacken erhalten hatte. Dieser Kinnbacken war zerbrochen und die Wange von einem Schuß durchdrungen. Seine Hand war blutig. Er war ohne Hut und ohne Halstuch. Er trug einen hellblauen Rock, eine Nankinghose und weiße baumwollene, auf die Fersen herabhängende Strümpfe. Gegen vier Uhr morgens bemerkte man, daß er in seinen Händen ein Säckchen aus weißem Leder hielt, auf welchem geschrieben stand:
    ›Dem großen Monarchen, Lecourt, königlichem Lieferanten und Lieferanten der königlichen Truppen, Straße Saint Honoré nahe bei der Straße des Poulies in Paris.‹
    Und auf der Kehrseite des Säckchens:
    ›A. M. Archier.‹
    Er bediente sich dieses Sackes, das geronnene Blut, welches aus seinem Munde kam, wegzunehmen. Die Bürger, welche ihn umringten, beobachteten alle seine Bewegungen. Einige von ihnen gaben ihm sogar, aus Mangel an Leinwand, weißes Papier, welches er zu demselben Zwecke verwendete, indem er sich nur der rechten Hand bediente und sich auf den linken Ellbogen stützte. Robespierre wurde zwei- oder dreimal von einigen Bürgern durch Schimpfworts beleidigt, besonders aber durch einen Kanonier aus seiner Heimat, der ihm als Soldat seine Treulosigkeit und Feigheit vorwarf. Gegen zehn Uhr morgens wurde ein Chirurg gerufen, der sich in dem Hofe des Nationalpalastes befand, um ihn zu verbinden; er gab ihm zur Vorsicht einen Schlüssel in den Mund. Er fand, daß der Kinnbacken zerschmettert war, zog ihm zwei oder drei Zähne aus, verband ihm die Wunde und ließ einen Napf mit Wasser neben ihn setzen. Robespierre bediente sich desselben von Zeit zu Zeit, nahm das Blut, das seinen Mund füllte, mit dem Stückchen Papier heraus, das er zu diesem Zwecke mit der rechten Hand allein mehrfach zusammenfaltete. Im Augenblicke, als man es am wenigsten vermutete, erhob er sich zum Sitzen, stützte sich auf die Arme, glitt plötzlich vom Tisch hinunter und lief nach einem Lehnstuhl. Sobald er saß, forderte er Wasser und weiße Leinwand. Als er wieder zu sich gekommen war, sah er alle, die ihn umringten, starr an, namentlich die Beamten vom Wohlfahrtskomitee, die er wiedererkannte. Er hob oft die Augen zur Decke empor; einige krampfhafte Bewegungen abgerechnet, zeigte er einen unerschütterlichen Gleichmut, selbst in dem Augenblicke, als seine Wunde verbunden wurde, was ihm die heftigsten Schmerzen verursachen mußte. Seine gewöhnliche gallichte Gesichtsfarbe war totenbleich.«
    Nachdem man seine Wunde verbunden hatte, brachte man ihn in die Conciergerie, ebenso wie Saint Just, Dumas und Payan. Couthon und mehrere von der Gemeinde wurden dort um neun Uhr in die Listen eingeschrieben.
    Gegen zehn Uhr abends hatte sich Fouquier in das Komitee begeben; er kehrte

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