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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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zurückzuziehen. Gleichzeitig versprach sie ihm, um die Bitterkeit dieses Rates zu mildern, ihm von jetzt an Briefe zukommen zu lassen, und da sie die ärmlichen Kleider, die er trug, bemerkte, nahm sie aus einer Schublade einige Goldstücke und ließ sie in seine Tasche gleiten; endlich umarmte sie, geteilt in ihren Gefühlen als Mutter und Gattin, ihren Sohn mit aller mütterlichen Zärtlichkeit, wiederholte ihre Bitten, daß er fliehen möge, weinte über die Grausamkeit dieser Trennung und führte den Unglücklichen, den sie an die Schulter gefaßt hatte, bis vor die Tür, die er hinter sich geräuschvoll schließen hörte.
    Da war es, daß er, ehe er sich entfernte, daran dachte, von demjenigen, der den letzten Seufzer Jean Larchers in Empfang genommen hatte, das zu hören, wonach er vergeblich seine Mutter gefragt hatte.
    Seit sechs Jahren hatte mein Ahne nie Jean Larcher vergessen, und nie hatte dessen letzte Protestation im Augenblicke, wo er vom Galgen in die Ewigkeit überging, aufgehört, an seinen Ohren widerzuhallen.
    Wie der Gefreite, der den armen Buchbinder arretiert hatte, so war auch er überzeugt, daß derselbe nicht schuldig gewesen sei.
    Er überbrachte ihm die letzten Grüße seines Vaters, nahm aus einem Koffer das Skapulier, das Jean Larcher ihm geboten hatte, wenn er tot sei, von seinem Körper zu nehmen, und stellte es dem jungen Manne zu.
    Nicolas wurde nicht müde, mit seinen Küssen diese Reliquie des armen Märtyrers zu bedecken und sie mit seinen Tränen zu benetzen, bis Charles Sanson ihn fragte, ob er nicht begierig sei, zu erfahren, was dieses Skapulier enthalte.
    Nicolas untersuchte es nun mit mehr Aufmerksamkeit.
    Es war eines dieser Beweise der merkwürdigen Geduld, welche der Mensch in der Gefangenschaft sich zu eigen macht.
    Es bestand in einem Stück schwarzen Tuches, das in mehrere doppelte Falten gelegt war, die mit Haaren aneinander genäht worden. Die beiden Nadeln, die wahrscheinlich bei dieser Arbeit gedient hatten, waren noch darin in Kreuzesform auf einer der Außenseiten des Skapuliers festgesteckt.
    Der arme junge Mann zögerte, die Naht zu öffnen; zweifellos dachte er an alles, was sein Vater gelitten hatte, als seine Finger diesen Stoff zusammenfügten; mein Ahne nahm ihm denselben aus der Hand und schnitt ihn mit einer Schere in zwei Teile.
    Das Skapulier enthielt ein anderes Stück schwarzen Tuches, auf das der Verurteilte mit Haaren, die man an ihrer Weiße für die seinigen erkannte, einen Namen in sehr leserlichen und vollständig ausgeführten Schriftzügen gestickt hatte.
    Dieser Name hieß Chavance.
    Mein Ahne war ganz nachdenklich geworden; er sah Nicolas Larcher an. Er bemerkte, daß eine sonderbare Veränderung in dem sanften, weißen und fast weiblichen Gesichte des Jünglings vorgegangen war; seine Augen funkelten, und sein Gesicht war durch einen drohenden Ausdruck entstellt.
    Am anderen Morgen mit Tagesanbruch klopfte Nicolas Larcher an die Zimmertür meines Ahnen, der sich bereits ankleidete, um auszugehen.
    Er schien noch bewegter als abends zuvor; meinem Ahnen zeigte er ein englisches Geldstück von fünfundzwanzig Livres und erklärte ihm, er erkenne es für eines derjenigen, die er seinem Vater geschickt habe.
    Hier war kein Mißverständnis möglich; dieses Geldstück war das erste, das er in England verdient hatte – es trug das Bild der Königin Anna; da es sehr selten war, hatte der junge Mann es behalten wollen und das Datum des Tages, an dem er es empfangen, auf der Rückseite eingraviert.
    Charles Sanson untersuchte das Geldstück, bat, es ihm anzuvertrauen, und ging aus, nachdem beide ein Zusammentreffen im Sprengel Notre-Dame, gegenüber der Kapelle Saint-Denis-du-Pas verabredet hatten.
    Zwei Stunden später fanden sie sich wirklich an diesem Orte zusammen. Mein Ahne führte Nicolas Larcher an einen entlegenen Ort am Ufer des Flusses, und nachdem er ihn aufgefordert hatte, sich mit Stärke und Mut zu waffnen, teilte er ihm mit, was er von seinem Freunde, dem Gefreiten, in Erfahrung gebracht hatte.
    Einige Monate nach der Abreise Nicolas' hatte Jean Larcher einen Gesellen namens Chavance in seine Werkstatt aufgenommen. Dieser Mensch war damals sechsundzwanzig Jahre alt und verstand unter einer frommen, bescheidenen Außenseite sehr geschickt die verderbtesten Gefühle zu verbergen.
    Die freiwillige Verbannung ihres Sohnes hatte Frau Larcher in eine Art von Verzweiflung versetzt. Chavance hatte geschickt daraus Vorteil gezogen, um sich

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