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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Angelegenheit dieses schrecklichen Pamphlets arretiert und verurteilt worden war. Larcher bewegte sich viel auf seinem Platze, er war zerstreut und schien von einem für den entsetzlichen Moment, der so bald kommen sollte, seltsamen Gedanken gepeinigt; er hörte nicht einmal auf die Ermahnungen seines Beichtvaters.
    Als der Karren am Fuße des Galgens anhielt, stieg Rambault zuerst aus, und während sich die Henkersknechte seiner bemächtigten, trat Charles Sanson de Longval auf Larcher zu, der, von seinen Fesseln beschwert, nur mit Anstrengung absteigen konnte.
    Er wandte sich darauf mit Lebhaftigkeit an meinen Ahnen und sagte zu ihm:
    »Es ist ein Unschuldiger, den Sie vom Leben zum Tode bringen werden; wollen Sie, daß er Ihnen den Anteil verzeihe, den Sie an dieser Ungerechtigkeit haben werden?«
    »Sprechen Sie, mein Herr.«
    »Mein Leichnam und die Hinterlassenschaft, die ich bei mir trage, werden sogleich in Ihren Händen sein; vielleicht wird die Frau, die meinen Namen trägt, sich verpflichtet glauben, meinen Körper zu reklamieren, um ihn begraben zu lassen. Schwören Sie mir, ihn ihr nicht auszuliefern, bevor Sie das Skapulier, das Sie auf meiner Brust finden, abgenommen haben; schwören Sie mir, dieses Skapulier aufzubewahren und meinem Sohne zu übergeben, wenn er zu Ihnen kommt, um von den letzten Augenblicken seines Vaters etwas zu erfahren.«
    Mein Ahne versprach dem armen Jean Larcher, was er so inbrünstig erbat.
    Er legte der Ausführung dieses letzten Willens unstreitig eine große Wichtigkeit bei, denn kaum war er von dieser Sorge befreit, so nahm sein Gesicht eine ruhige Heiterkeit an, und ohne aufzuhören, seine Unschuld zu beteuern, beschäftigte er sich nur noch mit dem Heile seiner Seele.
    Einige Minuten später schwebte sein Körper mit dem seines Gefährten am Galgen. Jean Larcher und Rambault hatten aufgehört zu leben.
    Aber seine Vermutungen erfüllten sich nicht. Die Frau Larcher tat keinen Schritt, um die Erlaubnis zu erlangen, ihrem Mann ein passendes Begräbnis zuteil werden lassen zu dürfen. Umsonst ließ mein Ahne drei Tage lang den Leichnam des Hingerichteten in dem unteren Saale des Schandhauses, nachdem er, dem Willen des Verstorbenen gemäß, das kostbare Skapulier in Sicherheit gebracht hatte.
Nicolas Larcher
Chavance.
    Sechs Jahre lang bewahrte mein Ahne die ihm anvertraute Hinterlassenschaft Jean Larchers.
    Im Jahre 1699 war er vierundsechzig Jahre alt, dieser Greis, der bis dahin sein Unglück mit männlicher und ernster Resignation ertragen hatte, aber um diese Zeit schien er der Last zu unterliegen.
    Am Dreikönigstage des Jahres 1709 war eine zahlreiche Gesellschaft bei Charles Sanson versammelt.
    Das alte Andenken dieses religiösen Festtages ist nur selten von meiner Familie nicht gefeiert worden. Wir legten einen sehr hohen Wert auf die stillen Freuden des häuslichen Herdes, die, so kurz auch die Einbildung sein mochte, einem der Unserigen den Königstitel gaben.
    An der Tafel meines Ahnen befanden sich zehn Gäste, und Charles Sanson hatte soeben den Kuchen in elf Teile geschnitten, einen für die Armen reservierend, als es an die Tür klopfte.
    Der erste Gedanke aller war, daß Gott den Armen, den man erwartete, schicke, und mein Ahne, ebenso wie die andern überzeugt, daß es so sein müsse, füllte einen großen Becher voll Wein und befahl einem seiner Knechte, den Fremden einzuführen.
    Einige Augenblicke später trat ein junger Mann von vier- bis fünfundzwanzig Jahren, von bescheidener, aber anständiger Haltung, der ein kleines Paket unter dem Arme trug, in den Saal.
    Er schien bestürzt, daselbst eine so zahlreiche Gesellschaft zu finden, und fragte Charles Sanson, der am Ende der Tafel saß, ob er hier wohl richtig bei dem Scharfrichter sei.
    Mein Ahne antwortete bejahend, und der Fremde bat, ihm einige Worte sagen zu dürfen.
    Charles Sanson versicherte, daß er sofort zu seinen Diensten stehe, aber er hoffe, jener werde sich vorher in Erwägung der Feierlichkeit, die Könige und Hirten zur gemeinschaftlichen Andacht vereinige, eine Weile an die Tafel dessen setzen, den er zu suchen gekommen sei.
    Der Fremde dankte mit bewegter Stimme; er nahm einen Stuhl und setzte sich in die Ecke am Kamin, wo der Knecht ihm den Becher und das Stück Kuchen präsentierte.
    Er nahm beides, und während er aß und trank, sah mein Ahne große Tränen über seine Wangen rollen.
    Die sanfte und traurige Miene des Unbekannten hatte schnell das Mitgefühl Charles Sansons

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