Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebücher

Tagebücher

Titel: Tagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
Vom Netzwerk:
Ball gegen den Hintern flog, beim Hals, würgte ihn in großer Wut, stieß ihn bei Seite und schimpfte. Gieng dann weiter und sah das Mädchen gar nicht an. Man vergißt ganz an seine irdische Existenz, weil man so ganz von Wut erfüllt ist und glauben darf, daß man bei Gelegenheit ebenso mit noch schöneren Gefühlen vollständig sich erfüllen wird

    28. III (1912) Aus dem Vortrag der Fr. Fanta "Berliner Eindrücke": Grillparzer wollte einmal nicht in eine Gesellschaft gehn, weil er wußte, daß auch Hebbel, mit dem er befreundet war, dort sein würde. "Er wird mich wieder über meine Meinung über Gott ausfragen und wenn ich nichts zu sagen wissen werde, wird er grob werden." - Mein stockiges Benehmen.

    29 III 12

    Die Freude am Badezimmer. - Allmähliches Erkennen. Die Nachmittage die ich mit den Haaren verbrachte.

    1 IV 12 Zum erstenmal seit einer Woche ein fast vollständiges Mißlingen im Schreiben. Warum?
    Ich habe auch vorige Woche verschiedene Stimmungen durchgemacht und das Schreiben vor ihrem Einfluß bewahrt; aber ich fürchte mich darüber zu schreiben.

3 IV (1912) - So ist ein Tag vorüber - Vormittag Bureau, nachmittag Fabrik, jetzt abends Geschrei in der Wohnung rechts und links, später die Schwester von Hamlet abholen - und ich habe mit keinem Augenblick etwas anzufangen verstanden

    8 (6. ) IV 12 Charsamstag.

    Vollständiges Erkennen seiner selbst. Den Umfang seiner Fähigkeiten umfassen können, wie einen kleinen Ball. Den größten Niedergang als etwas Bekanntes hinnehmen und so darin noch elastisch bleiben.

    Verlangen nach einem tiefernSchlaf, der mehr auflöst. Metaphysisches Bedürfnis ist nur Todesbedürfnis

    Wie ich heute vor Haas, weil er Maxens und meinen Reisebericht lobte, geziert gesprochen habe, um mich des Lobes, das auf den Bericht nicht zutrifft, wenigstens dadurch würdig zu machen oder um die erschwindelte oder erlogene Wirkung des Reiseberichtes im Schwindel fortzusetzen oder in der liebenswürdigen Lüge des Haas, die ich ihm zu erleichtern suchte 131

    Heft 6

    6 Mai 1912 11 Uhr zum erstenmal seit einiger Zeit vollständiges Mißlingen beim Schreiben. Das Gefühl eines geprüften Mannes.

    Traum vor kurzem: Ich fuhr mit meinem Vater durch Berlin in der Elektrischen. Das Großstädtische war vorgestellt von unzähligen regelmäßig aufrechtstehenden zweifarbig gestrichenen, am Ende stumpf abgeglätteten Schlagbäumen. Sonst war alles fast leer, aber das Gedränge dieser Schlagbäume war groß, Wir kamen vor ein Tor, stiegen ohne es zu fühlen aus, traten durch das Tor ein. Hinter dem Tor stieg eine sehr steile Wand aufwärts, die mein Vater fast tanzend erstieg, die Beine flogen ihm dabei so leicht wurde es ihm. Es lag sicher auch einige Rücksichtslosigkeit darin, daß er mir gar nicht half, denn ich kam nur mit der äußersten Mühe, auf allen Vieren, häufig wieder zurückrutschend hinauf, als sei die Wand unter mir steiler geworden.
    Peinlich war dabei auch, daß sie mit Menschendreck bedeckt war, so daß mir Flocken davon vor allem auf der Brust hängen blieben. Ich sah sie mit geneigtem Gesicht an und fuhr mit der Hand darüber hin. Als ich endlich oben war, flog mir gleich mein Vater, der schon aus dem Innern eines Gebäudes kam, an den Hals und küßte und drückte mich. Er hatte einen mir aus der Erinnerung gut bekannten altmodischen, kurzen, im innern sophaartig gepolsterten Kaiserrock an. "Dieser Dr. von Leyden! Das ist doch ein ausgezeichneter Mensch" rief er immer wieder. Er hatte ihn aber durchaus nicht als Arzt besucht sondern nur als kennenswerten Mann. Ich hatte ein wenig Angst, daß ich auch zu ihm hineinmüßte, es wurde aber nicht verlangt. Links hinter mir sah ich in einem förmlich mit lauter Glaswänden umgebenen Zimmer einen Mann sitzen, der mir den Rücken zuwandte. Es zeigte sich, daß dieser Mann der Sekretär des Professors war, daß mein Vater tatsächlich nur mit ihm gesprochen hatte und nicht mit dem Professor selbst, daß er aber irgendwie durch den Sekretär hindurch die Vorzüge des Professors leibhaftig erkannt hatte, so daß er in jeder Hinsicht zu einem Urteil über den Professor genau so berechtigt war, wie wenn er persönlich mit ihm gesprochen hätte.

    Lessingteater: Die Ratten

    Brief an Pick, weil ich ihm nicht geschrieben habe. Karte an Max, aus Freude über Arnold Beer.

    9. V. (1912) Gestern abend mit Pick im Kaffeehaus.

    Wie ich mich gegen alle Unruhe an meinem Roman festhalte, ganz wie eine Denkmalsfigur die in die Ferne

Weitere Kostenlose Bücher