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Tagebücher

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Titel: Tagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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meinem Zimmer und schrieb einen Brief, an dem mir sehr viel lag, da ich durch ihn eine gute Stellung im Ausland zu erreichen hoffte. Ich suchte dem Bekannten, an den er gerichtet war und mit dem ich jetzt nach 10jähriger Trennung zufällig durch einen gemeinschaftlichen Freund wieder in Verbindung kommen sollte, die längst vergangenen Zeiten wieder in Erinnerung zu bringen und gleichzeitig ihm begreiflich zu machen, wie mich alles aus meiner Heimat drängte und wie ich ohne sonstige, gute weitreichende Beziehungen wie ich war in ihn meine größte Hoffnung setzte.

    Der Magistratsbeamte Bruder kam erst gegen 9 Uhr abends aus seiner Kanzlei nachhause. Es war schon ganz dunkel. Seine Frau erwartete ihn vor dem Haustor, ihr kleines Mädchen hielt sie an sich gedrückt. "Wie steht es?" fragte sie. "Sehr schlecht" sagte Bruder "Komm nur ins Haus, ich erzähle Dir dann alles." Kaum waren sie ins Haus getreten, sperrte Bruder das Haustor ab. Wo ist das Dienstmädchen fragte er. "In der Küche" sagte die Frau. "Dann ist gut, kommt!" Im großen niedrigen Wohnzimmer wurde die Stehlampe angezündet, alle setzten sich und Bruder sagte: Die Sache steht also folgendermaßen. Die unsrigen sind vollständig im Rückzug. Das Gefecht bei Rumdorf ist wie ich aus zweifellosen Nachrichten die im Stadtamt eingelaufen sind, ersehen habe, gänzlich zu unsern Ungunsten ausgefallen. Es ist auch schon der größte Teil der Truppen aus der Stadt weggezogen. Man verheimlicht es noch, um den Schrecken in der Stadt nicht grenzenlos zu steigern. Ich halte das für nicht ganz vernünftig, es wäre besser offen die Wahrheit zu sagen. Aber meine Pflicht verlangt, daß ich schweige. Dir allerdings die Wahrheit zu sagen, kann mich niemand hindern. Übrigens ahnen auch alle das Richtige, das merkt man überall. Alles versperrt die Häuser, versteckt was versteckt werden kann.

    Der Magistratsbeamte Bruder kam erst um 10 Uhr abends aus seiner Kanzlei nachhause, trotzdem klopfte er sofort an die Tür, die sein Zimmer von der Wohnung des Möbelhändlers Rumford bei dem er eingemietet war, trennte. Er konnte zwar nur ein undeutliches Wort hören, trat aber dennoch ein. Rumford saß mit einer Zeitung beim Tisch, sein Fett plagte ihn an diesem heißen Juliabend, er hatte Rock und Weste auf das Kanapee geworfen; sein Hemd

    Einige Beamten des Stadtamtes standen an der steinernen Brüstung eines Rathausfensters und sahen auf den Platz hinunter. Der letzte Teil der Nachhut wartete dort auf den Befehl zum Abzug.
    Es waren junge große rotwangige Burschen die ihre hin- und herzuckenden Pferde straff im Zügel 170
    hielten. Vor ihnen ritten zwei Officiere langsam auf und ab. Sie warteten offenbar auf eine Nachricht. Öfters schickten sie einen Reiter fort, der in größter Eile in einer steil ansteigenden Seitenstraße des Ringsplatzes verschwand. Bisher war keiner zurückgekehrt.

    Zu der Gruppe am Fenster war der Beamte Bruder getreten, ein zwar noch junger aber vollbärtiger Mann. Da er einen höhern Rang hatte und infolge seiner Begabung in besonderem Ansehen stand, verbeugten sich alle höflich und ließen ihn bis zur Brüstung vor. "Das ist also das Ende" sagte er mit dem Blick auf den Platz "es ist ja zu offenbar. " "Sie glauben also Herr Rat sagte ein junger hochmütiger Mensch, der sich trotz der Ankunft Bruders von seinem Platze nicht weggerührt hatte und nun derart nah an Bruder stand, daß sie einander gar nicht ins Gesicht sehn konnten Sie glauben also daß die Schlacht verloren ist?" Ganz gewiß. Daran ist ja kein Zweifel. Wir sind im Vertrauen gesagt schlecht geführt. Wir müssen verschiedene alte Sünden büßen. Jetzt ist allerdings keine Zeit darüber zu reden, jetzt soll jeder für sich sorgen. Wir sind ja vor der endgiltigen Auflösung. Heute abend können die Gäste schon hier sein. Vielleicht warten sie nicht einmal bis abend sondern sind in einer 1/2 Stunde hier.

    12 VI 14

    Kubin. Gelbliches Gesicht, flach über den Schädel gelagertes weniges Haar, von Zeit zu Zeit angestachelter Glanz in den Augen. Angst wegen der Ansteckung, er hat sie unten geküßt, er sieht sich schon zerfallen, spricht vom "geliebten Weib" dem er dieses Unglück mitbringt. Greift die dümmste Beruhigung selig auf und entwindet sich ihr nach einem Weilchen sehr klug. - Wolfskehl, halb blind, Netzhautablösung, muß sich vor Fall oder Stoß hüten, sonst kann die Linse herausfallen dann ist alles zu Ende. Muß das Buch beim Lesen knapp an die Augen halten und aus

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