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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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geführt und Männer, Firmen und Schiffe zum Ruhme von Noble House zugrunde gerichtet hatte. Ein ganz anderer Mann als Robb, dachte Glessing. Robb mag ich.
    Gegen seinen Willen erschauerte er. Vielleicht war doch etwas Wahres an dem Zeug, das sich die Seeleute im ganzen Chinesischen Meer zuflüsterten, an diesem Gerede, daß Struan insgeheim den Teufel anbetete und der Teufel ihm als Gegenleistung die Macht auf Erden verliehen hatte. Wie sollte denn sonst ein Mann seines Alters so jung aussehen und so kräftig sein, so weiße Zähne und so volles Haar haben und dazu die Reaktionsfähigkeit eines jungen Menschen, während sonst die meisten Männer in diesem Alter gebrechlich, verbraucht und dem Tode nah waren? Ganz gewiß hatten die Chinesen eine furchtbare Angst vor Struan. ›Der alte grünäugige Rattenteufel‹ war der Beiname, den sie ihm gegeben hatten, und außerdem hatten sie eine Prämie auf seinen Kopf gesetzt. Prämien waren allerdings auf die Köpfe aller Europäer gesetzt, aber die für den Tai-Pan belief sich auf hunderttausend Silbertaels. Nur für den Toten. Denn lebendig würde ihn niemand fangen.
    Gereizt versuchte Glessing seine Zehen in den engen Schnallenschuhen zu bewegen. Die Füße taten ihm weh, und er fühlte sich in seiner mit goldenen Litzen besetzten Uniform nicht wohl. Der Teufel sollte diese Verzögerung holen! Zum Teufel mit der Insel, dem Hafen und dem unsinnigen Einsatz guter Schiffe und tüchtiger Männer. Er erinnerte sich an ein Wort seines Vaters: »Elende Zivilisten. Denken immer nur an Geld oder Macht. Ehrgefühl haben sie keins, nicht das geringste. Wenn ein Zivilist Befehlshaber ist, nimm Rückendeckung, mein Sohn. Und vergiß nicht, daß sogar Nelson sein Fernrohr an sein blindes Auge halten mußte, wenn ein Idiot das Kommando hatte.« Wie kann ein Mann wie Longstaff nur so töricht sein? Dieser Mann ist doch aus einer guten Familie, von tadelloser Herkunft – sein Vater war Diplomat am spanischen Hof – oder war es am portugiesischen?
    Und warum hatte Struan Longstaff dazu gedrängt, den Krieg zu beenden? Gewiß, wir bekommen einen Hafen, in dem die Schiffe der ganzen Welt vor Anker gehen können. Aber was sonst noch?
    Glessing betrachtete die Schiffe im Hafen. Struans 22-Kanonen-Schiff China Cloud. Die White Witch, 22 Kanonen, der Stolz von Brocks Flotte. Und die amerikanische 20-Kanonen-Brigg von Cooper-Tillman, Princess of Alabama. Eins schöner als das andere. Ein Seegefecht mit ihnen müßte ein Vergnügen sein, dachte er. Den Amerikaner könnte ich versenken, das weiß ich. Brock? Schwierig, aber ich bin besser. Struan?
    Glessing grübelte über ein Seegefecht mit Struan nach. Da wurde ihm bewußt, daß er Struan fürchtete. Und weil er Angst vor ihm hatte, stieg der Zorn in ihm hoch, und ihm wurde übel, wenn er an das Geschwätz dachte, daß Struan, Brock, Cooper und all die Chinahändler keine Piraten seien.
    Verdammt noch mal, fluchte er in sich hinein, sobald der Befehl heraus ist, werde ich ein Geschwader führen, das sie alle in die Luft gehen läßt.
    Aristoteles Quance saß mürrisch vor dem halbfertigen Gemälde auf seiner Staffelei. Er war ein kleiner Mann mit graumeliertem schwarzem Haar. Seine Kleidung, in der er unglaublich anspruchsvoll war, entsprach der letzten Mode: enge graue Hosen, weiße Seidensocken und schwarze geschnürte Schuhe, perlgraue Seidenweste und schwarzer Gehrock. Dazu hoher Kragen und eine Perle in der Krawatte. Halb Engländer und halb Ire, war er mit seinen achtundfünfzig Jahren der älteste Europäer im Osten.
    Er setzte seine Goldrandbrille ab und putzte sie mit einem blütenweißen Taschentuch, das mit französischer Spitze eingefaßt war. Ich bin traurig, daß ich diesen Tag erleben muß, dachte er. Verfluchter Dirk Struan! Wäre er nicht, gäbe es auch kein verdammtes Hongkong.
    Er wußte, daß er das Ende einer Epoche miterlebte. Hongkong wird Macao zerstören, dachte er. Es wird ihm den ganzen Handel stehlen. Alle englischen und amerikanischen Tai-Pane werden ihre Hauptquartiere hierher verlegen. Sie werden hier leben und hier bauen. Dann werden alle portugiesischen kaufmännischen Angestellten nachkommen. Und alle Chinesen, die von Europäern und vom Handel mit dem Westen leben. Aber ich lasse mich niemals hier nieder, schwor er sich. Von Zeit zu Zeit komme ich hierher, um Geld zu verdienen, aber meine Heimat wird stets Macao bleiben.
    Seit mehr als dreißig Jahren lebte er nun in Macao, und als einziger von allen

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