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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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einmal eine junge Dame, die kennenzulernen sich lohnte! Sie würde wahrhaftig eine gute Frau abgeben.
    Er verhielt den Schritt. Zum erstenmal hatte er tatsächlich an Mary als mögliche Ehegefährtin gedacht.
    Wieso eigentlich nicht? fragte er sich. Du kennst sie schon seit zwei Jahren, und sie ist die Schönste in ganz Macao. Sie führt das Haus der Sinclairs tadellos und behandelt Horatio wie einen Fürsten. Dort bekommt man auch das beste Essen in der ganzen Stadt, und das Personal regiert sie mit dem kleinen Finger. Außerdem spielt sie zauberhaft Harfe und singt wie ein Engel. Offensichtlich mag sie dich auch – denn weshalb hätte sie dich sonst aufgefordert, zum Essen zu kommen, wann immer du Lust hast, sobald ihr beide in Macao seid, du und Horatio? Warum also nicht sie als Ehefrau? Aber sie ist niemals in der Heimat gewesen. Sie hat ihr ganzes Leben unter Heiden verbracht. Sie hat auch kein Vermögen. Ihre Eltern sind tot. Doch was macht das schon aus? Pfarrer Sinclair war zu seinen Lebzeiten ein in ganz Asien geachteter Mann, und Mary ist schön und erst zwanzig Jahre alt. Meine Aussichten sind glänzend. Ich verdiene fünfhundert im Jahr und werde eines Tages das Gutshaus und alle Ländereien erben. Wirklich, sie könnte die Richtige für mich sein. Wir könnten in der englischen Kirche in Macao heiraten und uns ein Haus mieten, bis dieses Kommando beendet ist und wir nach Hause zurückkehren können. Sobald's an der Zeit ist, werde ich zu Horatio sagen: »Horatio, alter Junge, ich möchte gern mit dir über etwas reden …«
    »Was soll denn diese Verzögerung, Käpt'n Glessing?« Brocks rauhe Stimme störte ihn aus seinen Träumereien auf. »Um acht Glasen hätte die Flagge geheißt werden sollen; es muß schon 'ne Stunde drüber sein.«
    Glessing fuhr herum. Einen so anmaßenden Ton war er höchstens vom Vizeadmiral aufwärts gewohnt. »Die Flagge wird geheißt, Mr. Brock, wenn von zwei Möglichkeiten die eine oder die andere eintritt. Entweder kommt Seine Exzellenz an Land, oder es wird vom Flaggschiff aus durch einen Kanonenschuß ein Signal gegeben.«
    »Und wann soll'n das sein?«
    »Wie ich festgestellt habe, ist man hier noch nicht vollständig versammelt.«
    »Sie meinen Struan?«
    »Selbstverständlich. Ist denn nicht er der Tai-Pan vom Noble House?« Glessing hatte es mit Absicht gesagt, denn er wußte, es würde Brock reizen. Dann fügte er hinzu: »Ich schlage Ihnen vor, sich in Geduld zu fassen. Niemand hat einen von Ihnen, einen von den Händlern, meine ich, hier ans Ufer befohlen.«
    Brock stieg die Röte ins Gesicht. »Es wäre gescheiter, wenn Sie sich merken würden, daß es einen Unterschied zwischen Kaufherren und Händlern gibt.« Er schob den Klumpen Kautabak in die andere Wange und spuckte neben Glessings Füße. Ein paar Speichelspritzer verunzierten nun den bisher makellosen Glanz der Schuhe mit den Silberschnallen.
    »Verzeihung«, sagte Brock mit gespielter Unterwürfigkeit und stolzierte davon.
    Glessings Gesicht erstarrte. Wäre nicht dieses ›Verzeihung‹ noch gefallen, er hätte den Kerl zum Duell gefordert. Schweinehund, gemeiner Pöbel, dachte er voller Verachtung.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte der Stabswachtmeister und grüßte, »Signal vom Flaggschiff.«
    Glessing kniff die Augen gegen den scharfen Wind zusammen. Die Flaggensignale lauteten: ›Alle Kapitäne um vier Glasen an Bord melden.‹ Glessing war in der vergangenen Nacht bei einer vertraulichen Unterredung zwischen dem Admiral und Longstaff zugegen gewesen. Der Admiral hatte dabei erklärt, der Opiumschmuggel sei die Ursache aller Schwierigkeiten in Asien. »Gottverdammt, Sir, sie haben alle kein Anstandsgefühl«, hatte er hervorgestoßen. »Sie denken an nichts weiter als an Geld. Schluß mit dem Opium, und wir werden keine verdammten Schwierigkeiten mehr mit den verdammten Heiden oder den verdammten Kaufleuten haben. Die Royal Navy wird Ihre Befehle durchsetzen, bei Gott!« Und Longstaff hatte ihm zugestimmt – mit Recht. Ich nehme an, daß der Befehl heute bekanntgegeben wird, dachte Glessing, und es fiel ihm schwer, seine Freude zu unterdrücken. Gut. Und höchste Zeit. Möchte wohl wissen, ob Longstaff Struan gerade davon unterrichtet hat, daß er diesen Befehl ausgeben wird.
    Er warf einen Blick zurück auf das Langboot, das sich gemächlich näherte. Struan faszinierte ihn. Er fühlte Bewunderung und Abscheu zugleich – für diesen Handelsschiffskapitän, der Schiffe auf allen Weltmeeren

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