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Takeover

Takeover

Titel: Takeover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Karnani
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organisiert hast. Und neben allem anderen, hast du mir geholfen, einen alten Traum aus meiner Jugend zu verwirklichen .«
    »Ach?«
    »Ich habe den Film über Rosa Luxemburg bestimmt 20-mal gesehen. Besonders die Szene, als sie mit Clara Zetkin auf einen Tisch steigt und mit einer Rede die Leute dazu aufruft, zu kämpfen.«
    »Du warst nicht schlecht heute, Rosa«, antwortete Diana.
    »Du auch nicht, Clara.«
    Beide Frauen umarmten sich lachend.

     
    Am selben Tag fiel um 21.21 Uhr in Frankfurt einer der zentralen Zugangsrechner aus und über 15.000 Nutzer wurden gleichzeitig aus dem Netz geworfen. Die meisten Nutzer wählten sich sofort wieder ein, der verbliebene Zugangsrechner wurde mit dem plötzlichen Ansturm der 15.000 Nutzer nicht fertig.

     
    Um 21.24 Uhr fiel auch dieser Rechner wegen Überlastung aus. Alle Nutzer wurden nun automatisch zum Zugangsrechner nach München geroutet . Die dortigen Zugangsrechner brachen wegen Überlastung um 21.28 Uhr zusammen. Zwar wurden die Frankfurter Rechner automatisch immer wieder hoch gefahren, sobald sie jedoch wieder im Netz waren, wurden sie sofort mit zehntausenden genervten Nutzern konfrontiert und fielen sofort wieder aus. Der Fehler setzte sich langsam im Netz fort, um 21.35 Uhr waren über 40 Prozent der Kapazität von GermanNet ausgefallen, um 21.39 Uhr ging nichts mehr, und auch das Call-Center von GermanNet war wegen der großen Zahl von Anrufen komplett zusammengebrochen.
    Der Fehler war im Operation Centre beim Ausfall des ersten Rechners um 21.21 Uhr bemerkt worden. Ein Mitarbeiter gab sofort die entsprechenden Daten in das Ticketsystem ein. Die Gefahr einer Überlastung der verbliebenen Rechner und das sich Hochschaukeln des Problems waren bekannt.
    Normalerweise hätte das OC-Team sofort Gegenmaßnahmen ergriffen und kaum einer der Nutzer hätte überhaupt bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Aber heute war kein normaler Tag.
    »Überlassen wir das System doch einfach mal sich selbst«, schlug Winfried einem Techniker vor, der nach der ersten Fehlermeldung aktiv werden wollte.
    »Gerade fällt auch der Rechner in München aus, wir müssen dringend etwas tun«, erwiderte der verblüffte Techniker.
    »Du bist nur ein unliebsamer Kostenfaktor. Eigentlich braucht man dich gar nicht, du bist nur hier, weil man es gut mit dir meint. Und wahrscheinlich wirst du bald zum Segen der Kapitalanleger nach Hause geschickt. Ich jedenfalls mache hier heute nichts mehr .«
    »Sämtliche Zugangsrechner in München sind ausgefallen«, erklärte der Techniker und begann die Daten in das Ticketsystem einzugeben, ließ es dann aber doch sein und lehnte sich statt dessen in seinem Stuhl zurück.
    »Hast du das schon einmal erlebt ?« , fragte Doris, die sich neben Winfried gestellt hatte, und auf den Bildschirmen die Fortpflanzung der Fehler beobachtete.
    »Nein, und um ehrlich zu sein, es fällt mir verdammt schwer, die Hände in den Schoß zu legen, während das ganze Netz den Bach runter geht«, sagte Winfried.
    »Geht mir nicht anders, wir haben bis jetzt schon an die 30.000 Nutzer rausgeworfen .«
    »Das hier ist der Albtraum, vor dem ich immer Angst gehabt habe. Ein ganzes Netzwerk, das in wenigen Minuten zum Teufel geht.«
    »Meinst du nicht, dass es jetzt reicht, und wir eingreifen sollten? Was zu beweisen war, haben wir bewiesen«, sagte Doris.
    »Vielleicht hast du Recht: Aber jetzt ist es zu spät dazu. Wir haben inzwischen ein derart komplexes Problem, selbst wenn wir wollten, könnten wir nichts mehr tun. Sobald wir ein Problem gelöst hätten, würden an anderer Stelle drei neue auftreten .«
    »Und nun, Chef?«
    »Abwarten, bis unsere Nutzer ins Bett gegangen oder genervt den Rechner ausgemacht haben. So gegen zwei oder drei Uhr heute Nacht, wenn kaum noch jemand im Netz ist, dann können wir anfangen aufzuräumen«, erwiderte Winfried. »Bis dahin können wir nur abwarten. Kommt jemand mit in den Pausenraum? Da haben wir wenigstens nicht ständig dieses Drama vor Augen .«
    Das Operation Centre war schnell leergefegt und alle drängten sich im Pausenraum, als wären sie dort vor dem zusammenbrechenden Netz in Sicherheit.

     
    An diesem Abend konnten über 150.000 Kunden von GermanNet nicht ins Internet gelangen und die Presse bekam sofort Wind davon.

8
    Die Zeitungen berichteten am nächsten Morgen ausführlich vom Zusammenbruch des Netzes von GermanNet . Aber auch der Aufstand der Mitarbeiter war ein Thema geworden. Eine der auflagenstärksten Zeitungen zeigte

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