Takeover
vor, als ob wir gegen einen unwirklichen Gegner kämpfen .«
»Nein. Ich habe nie jemanden aus dem Syndikat getroffen. Aber Jeff ist dem Syndikat von Angesicht zu Angesicht begegnet. Er hat diese Begegnung nicht überlebt .«
Judith sah Michaela erschrocken an. Ihr wurde wieder bewusst, dass ihr Leben wirklich in Gefahr war.
Michaela musste zurück nach Vancouver und sie verabschiedeten sich voneinander. Ferry und Judith versprachen, sich sofort zu melden, sobald sie verwertbare Information gefunden hatten.
Auf dem Rückflug nach Seattle waren beide in Gedanken versunken.
»Nach dem Gespräch mit Michaela ist mir zum ersten Mal richtig bewusst geworden, wie mächtig und gut organisiert unser Gegner ist, Ferry .«
»Ja, mir geht es genauso. Und ich frage mich, ob unser Vorhaben, das Syndikat zu Fall zu bringen, wirklich eine gute Idee ist.
»Ich habe Angst, Ferry. Ich komme mir ziemlich dilettantisch vor. Wahrscheinlich war es ziemlich naiv von uns, zu glauben, dass wir sie einfach so austricksen können .«
Das Flugzeug setzte zur Landung auf dem Lake Union an und das ersparte Ferry eine Antwort.
»Was machen wir jetzt ?« , fragte Judith, als sie wieder in Seattle gelandet waren.
»Was hältst du davon, wenn wir uns heute Abend zur Abwechslung mal keine Gedanken mehr über das Syndikat und unsere mögliche Ermordung machen, sondern stattdessen schick und ausgiebig essen gehen. Ist vielleicht ein komischer Vorschlag, aber ich denke, wir sollten uns zwingen, für ein paar Stunden mal alles zu vergessen. Morgen haben wir dann hoffentlich eine paar neue Ideen, wie wir weiter vorgehen? Ich möchte einfach mal wieder leben .« »Klingt gut. Mich erinnert diese Stadt immer an den Film Schlaflos in Seattle .«
»Mich auch, aber ich denke, das geht vielen so. Vor allem jenen, die noch auf der Suche nach der großen Liebe sind.«
Sie fanden ein Restaurant am Pike Place Market mit Blick auf den Puget Sound. Es gelang ihnen tatsächlich, das Syndikat für einige Stunden zu vergessen. Es wurde ein schöner Abend, an dem sie sich vergnügt unterhielten und viel lachten. Ihre gute Stimmung war ansteckend, die Bedienung mochte sie und sie bekamen eine Flasche Wein auf Kosten des Hauses serviert. Ferry bemerkte, wie die anwesenden Männer Judith interessiert musterten und ihn neidisch ansahen. Die Situation gefiel ihm.
Es war fast ein Uhr nachts, als sie sich auf den Weg in ihr Hotel machten. Im Hotelgang vor ihren Zimmern verabschiedeten sie sich voneinander. Beide standen etwas unschlüssig herum. Es war ein wundervoller Abend gewesen.
»Es tut mir leid, Ferry, es geht nicht«, sagte Judith schließlich.
»Was geht nicht ?«
»Ich mag dich und wahrscheinlich sogar mehr als das. Ich würde dich gerne fragen, ob du auf einen letzten Drink mit in mein Zimmer kommen möchtest. Aber es geht einfach nicht. Das hat nichts mit dir zu tun, glaube mir .«
Ferry sah, dass Judith Tränen in den Augen hatte, und nahm sie in die Arme. Aber sie befreite sich und schrie: »Fass mich nicht an !«
Judith war von einem auf den nächsten Augenblick wie verwandelt.
»Müsst ihr Männer immer alle gleich sein. Ihr kotzt mich so an .«
Ferry stand hilflos da und wusste weder, was er sagen noch was er tun sollte. Judith ließ ihn einfach stehen und rannte weinend in ihr Zimmer.
Ferry setzte sich in die Sitzgruppe im Hotelgang und überlegte, was er falsch gemacht hatte. Es war so ein schöner Abend gewesen. Nach einer Weile kam Judith zurück und setzte sich zu ihm. Sie schien sich wieder etwas beruhigt zu haben. Eine Zeit lang saßen sich beide schweigend gegenüber.
»Es tut mir leid, es hat wirklich nichts mir dir zu tun«, sagte Judith schließlich.
»Willst du nicht darüber reden ?« Ferry hätte die Situation gern mit Judith geklärt. Doch sie schüttelte den Kopf, stand auf und ließ ihn endgültig allein.
I n Berlin hatten sich die Mitarbeiter von GermanNet in der Eingangshalle des Gebäudes versammelt. Das Treffen war von Diana organisiert worden. Sie hatte Mails an einige Kollegen gesandt, mit denen sie sich gut verstand. Diese wiederum hatten andere eingeladen und immer so weiter. Man hatte sich in einem Besprechungsraum verabredet, nachdem aber immer mehr Kollegen dazukamen, war der Raum schnell zu klein geworden. Bald sah es so aus, als ob sich ganz GermanNet eingefunden hatte. Da es keinen Raum gab, der so vielen Menschen Platz bot, hatte Diana kurzerhand entschieden, die Versammlung in die
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