Takeover
Ehrlichkeit begrenzt werden kann .« Angela war dankbar, sich hinter den Standardweisheiten des Krisenmanagements verstecken zu können.
»Diese Krise ist aber anders. Außerdem ist es nicht gelogen – und, um es kurz zu machen – ich will es so«, Rolf wurde lauter.
»Abgesehen von allem anderen, wäre es nicht fair gegenüber Ferry .«
»Ich scheiße auf Ferry! Ich will das Beste für GermanNet , und wer nicht auf meiner Seite ist, der ist gegen mich. Ich habe gerade Manfred Nord gefeuert. Wie ist es mir dir? Auf welcher Seite stehst du ?« Rolf schrie jetzt.
Angela war aufgestanden und wurde jetzt auch laut.
»Wenn du willst, schmeiß mich auch raus! Ich werde jedenfalls deinen lächerlichen Plan nicht unterstützen, und außerdem gehe ich jetzt nach Hause .«
Angela bückte sich, um ihre Schuhe zu suchen und anzuziehen. Sie wollte raus hier.
»Du bleibst !«
»Du kannst mich mal .«
Angela war zuerst mehr erstaunt als erschreckt, als sie von Rolf gepackt und zu Boden geworfen wurde. Der Mann saß auf ihr und drückte ihre Arme nach unten.
»Lass mich los, du Schwein !« Zu ihrer eigenen Verwunderung hatte Angela immer noch keine Angst, sondern war nur angewidert und wütend.
»Du Schlampe, ich werde dir zeigen, wer hier das Sagen hat .«
Rolf ließ ihre Arme los und schlug ihr mit beiden Händen ins Gesicht. Angela wollte um Hilfe schreien, aber er hielt ihr den Mund zu, während er mit der anderen Hand unter ihren Rock griff.
Diana drehte ihre Runden durch den Berliner Tiergarten und dachte darüber nach, was der nächste Schritt sein könnte. Bisher hatte sie kein Interview gegeben, aber wenn sie die Presse dazu nutzen konnte, Ferry zu helfen, wollte sie es tun. Vielleicht war der verdammte Miss-Titel jetzt ja mal nützlich. Wenn das funktionieren sollte, brauchte sie aber einen Profi im Umgang mit der Presse. Wer wäre besser dazu geeignet als Angela?
Diana wusste, dass Angela nicht weit entfernt wohnte, und beschloss kurzerhand, die nächste Runde so zu laufen, dass sie an Angelas Haus vorbeikam. Sie könnten beide gemeinsam frühstücken und dabei alles Weitere in Ruhe besprechen.
Diana klingelte zum dritten Mal bei Angela, vergebens. Sie lief wieder los, vielleicht war Angela heute Nacht ja gar nicht nach Hause gekommen. Plötzlich sah sie Angelas Wagen, der vor dem Haus in eine Parklücke fuhr. Das Auto war nicht zu übersehen, ein pinkfarbener Beatle. Diana lief schneller – und erschrak.
Angela stieg langsam aus und Diana wusste sofort, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Ihre Freundin hatte keine Schuhe an, sie hatte ein blaues Auge und Blut klebte in ihren Haaren.
»Angela«, rief Diana erschrocken.
Die andere ging instinktiv einen Schritt zurück und sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Dianas erste Reaktion war es, sie in die Arme zu nehmen. Einen Moment blieb Angela stocksteif, doch dann ließ sie sich fallen, und fing heftig an zu schluchzen.
Diana wunderte sich später, woher sie die Kraft genommen hatte. Sie schaffte es, die Freundin in ihre Wohnung zu tragen, ins Bett zu legen und bei ihr zu bleiben, bis sie eingeschlafen war. Sie hatten bisher kaum miteinander gesprochen. Irgendwann hatte Diana nur gefragt wer , und Angelas Antwort flüsterte heiser nur ein Wort.
»Rolf.«
»Das miese Schwein.«
Als Angela eingeschlafen war, ging Diana ins Nebenzimmer und rief Ferry an.
In Seattle war es 2 Uhr nachts, als Ferry aus dem Schlaf gerissen wurde. Er brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, wo er war. Zuerst wollte er nicht ans Telefon gehen. Die ganzen Vorsichtsmaßnamen, die sie getroffen hatten, waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Dann wurde ihm plötzlich klar, dass das unter falschem Namen gekaufte Handy klingelte.
»Ja ?« , stammelte er noch immer benommen ins Telefon.
»Hier ist Diana, es wäre nett, wenn du langsam aufstehen und dich den Problemen stellen würdest .«
Ferry war jetzt hellwach, er wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.
»Was ist passiert ?«
Diana berichtete ihm kurz, was geschehen war.
»Angela zahlt die Rechnung dafür, dass du einfach abgehauen bist. Wir versuchen hier deinen Kopf zu retten !« , schrie sie völlig außer sich.
»Ich komme zurück. Ich nehme den nächsten Flug nach Deutschland. Aber zunächst ist es das Wichtigste, dass ihr beide in Sicherheit seid. Du weißt, wo mein Wohnungsschlüssel von der Zweitwohnung ist. Das scheint mir fürs Erste der beste Platz für Angela zu
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