Tal der Traeume
erzählt, hier gebe es Krokodile? Man nannte sie Saltys, weil sie im Salzwasser lebten und als gefährlicher galten als ihre Artgenossen in den Flüssen. Mit einem Schaudern sank sie zu Boden.
Tom Ling fand sie am Strand. Aufgeregt umflatterte er sie, voller Sorge, hob ihre Schuhe und Strümpfe auf… »Kommen heim, Missy, nicht gut hier. Moskitos beißen, viele hier. Machen krank. Schlimmes Omen. Kommen heim.« »Wie spät ist es?«, fragte sie erschöpft. »Mittagessen vorbei, aber egal. Billy hat Suppe für Sie, viel und gut, fühlen besser.« »Ist Mr. Oatley wieder ins Büro gegangen?« Tom holte tief Luft, als lege er sich eine Lüge zurecht, besann sich aber eines Besseren. »Herr zu Hause, hingelegt. Sie kommen in Wohnzimmer, schön kühl da, Missy.« Seine dunklen Augen schauten sie flehend an. »Kommen mit Tom Ling, ja? Nicht gut hier. Alles wird gut, werden sehen.« »Nein, ich kann nicht zurück.« Doch er blieb beharrlich und ignorierte ihre wütenden Aufforderungen, sie in Ruhe zu lassen. Schließlich zog er sie auf die Füße, stützte sie, obwohl sie ihn deutlich überragte, und führte sie zum Haus zurück. Er bestand nicht einmal darauf, dass sie Schuhe und Strümpfe anzog, und einige vorbeireitende Männer starrten fassungslos die barfüßige Frau ohne Hut an, die sich auf einen Chinesen im schwarzen Pyjama-Anzug stützte. Harriet kümmerte sich nicht um die Blicke. Ihr war mittlerweile alles gleichgültig.
Es war einfacher, die Suppe zu essen, als sich auf Diskussionen mit den Chinesen einzulassen, und an den winzigen Hühnerklößchen zu picken, die Billy ihr geschickt hatte. Den Tee lehnte Harriet jedoch ab und verharrte reglos in einem weich gepolsterten Korbstuhl. Gelegentlich warf sie einen Blick in den Spiegel, der in der Mitte des zarten japanischen Schranks gegenüber prangte. Sie war noch immer barfuß, ihr Gesicht glühte vom Sonnenbrand, und ihr Haar hing zerzaust herunter, doch sie unternahm keinen Versuch, es in Ordnung zu bringen. Sie blieb einfach sitzen, versuchte, an nichts zu denken, doch der Brief und seine Konsequenzen ließen sie nicht los, bahnten sich, wie Luftblasen im Wasser, immer wieder den Weg an die Oberfläche. Irgendwann kam William herein. Er schien ihr Aussehen gar nicht zu bemerken. »Nun, Madam, was hast du mir zu sagen?« »Nichts«, erwiderte sie niedergeschlagen. »Gar nichts. Ich möchte nichts mehr davon hören.« »Ich kann es dir leider nicht ersparen. Ich habe beschlossen, dass es das Beste ist, alles offen auf den Tisch zu legen. Dann ist es ein für alle Mal vorbei.« Harriet dachte, es liege bereits zu viel offen auf dem Tisch, doch er sollte tun, was ihm beliebte, solange er sie damit in Ruhe ließ. Sie hörte reglos zu, als er ihr seinen Plan vortrug. »Ich bestehe auf einem Termin bei Mr. und Mrs. Mollard und erkläre ihnen die Umstände, durch die es zur Publikation dieses Briefes kam und die sich jenseits deiner Kontrolle befanden. Zusammen müssten wir eigentlich…« »Zusammen? Ich soll mit dir kommen?« »Selbstverständlich, was dachtest du denn? Ich stehe dir bei, wenn du deine Entschuldigung vorbringst.« Harriet erstarrte. »Das werde ich nicht tun! Es war nicht meine Schuld.« »Doch, das wirst du, Harriet. Schade, dass sie und so viele andere deine Meinung über sie in der Zeitung lesen mussten. Sie fühlen sich öffentlich bloßgestellt, und die Pflicht und die guten Manieren gebieten, dass du dich mit ihnen triffst und dich entschuldigst.« Sie schob ihr Haar aus dem Gesicht und setzte sich trotzig auf. »Das werde ich nicht tun! Wozu denn? Selbst wenn ich mich entschuldige, werden sie es nicht einfach vergessen. Es wird mir bis in alle Ewigkeit anhängen.« William zog einen Sessel heran und setzte sich ihr gegenüber. »Es geht mir um den Anstand. Du musst dich entschuldigen, so schwer es dir auch fallen mag. Alles andere ist unwesentlich. Dann hast du das Richtige getan.« »Nein.« Er seufzte. »Ich finde, du solltest es aus dem genannten Grund tun, aber es gibt noch einen weiteren. Mollard hat die Sache bereits seinem Anwalt übergeben.« »Woher weißt du das?«, fragte sie besorgt. »Ich weiß es eben. Mollard würde so weit gehen, dich der Verleumdung zu bezichtigen. Mit einer schriftlichen Beleidigung hat er dich in der Hand. Das möchte ich vermeiden, Harriet.« »Habe ich ihn wirklich diffamiert?« »So gut wie, aber ich möchte mich auf keine gerichtlichen Haarspaltereien einlassen.« »Gerichtlich!« Harriet war
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