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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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schweren Ledersesseln, einer verschlissenen Ottomane und schlichten hochbeinigen Kommoden. Es war der einzige Raum, der nicht im orientalischen Stil eingerichtet war, und er kam Harriet plötzlich muffig vor; in der Luft hing abgestandener Zigarrenrauch. William saß bereits an seinem Schreibtisch. »Mach die Tür zu.« Sie gehorchte und ging zu ihm hin. »Nun, Madam, was hast du dir gedacht? Was hat dich dazu getrieben, eine Beschreibung von Darwin an die Zeitungen zu schicken?« Harriet schaute ihn mit offenem Mund an. »Wie bitte?« Ein Zeitungsausschnitt flatterte zu Boden, und sie bückte sich danach. »Was soll das sein?« »Das möchte ich von dir wissen.« Harriet begann zu lesen. Sie spürte, wie sie blass wurde, und warf einen Blick auf William. Sein gebräuntes Gesicht war rot vor Zorn, das graublonde Haar stand ihm beinahe zu Berge. Er atmete so heftig, dass sie einen Herzanfall befürchtete. Ihre Antwort klang wie ein Schrei. »Nein! Gott, nein! Das habe ich nicht getan. Wer war das? William, nein!« Sie las es noch einmal, die vertrauten Wörter trafen sie wie Hammerschläge. »Oh, mein Gott! Das hat in der Zeitung gestanden? In welcher Zeitung?« »Dem West Australian«, erwiderte er verbissen. »Die führende Zeitung von Perth, wie du sicher weißt.« »Aber das bin ich nicht gewesen, William, das musst du mir glauben.« Harriet weinte, doch er empfand kein Mitleid mit ihr. »Dein Name steht darunter. Ein Brief aus dem hohen Norden, von Mrs. William Oatley. Willst du etwa behaupten, dieser Quatsch stamme nicht von dir?« »Nein«, schluchzte sie. »Ich meine ja. Aber ich habe es meiner Mutter geschrieben, nicht an eine Zeitung. Mein Gott, William, so etwas würde ich doch nie tun. Es war ein privater Brief an meine Mutter. Es tut mir so Leid, schrecklich Leid. Meinst du, das wird hier jemand lesen?« »Schon passiert. Deine Dummheit hat uns um ein lukratives Geschäft mit dieser amerikanischen Firma gebracht, uns und vor allem das Territorium und viele Menschen, die Arbeit suchen. Ganz zu schweigen von diesen willkürlichen Beleidigungen…«
    Harriet sank in einen Sessel, krümmte sich unter seinen Vorwürfen und den offensichtlichen Folgen ihres Briefes und suchte Zuflucht in einer Flut von Tränen. Tom Ling klopfte an die Tür. »Billy sagt, Essen steht bereit.« »Später!«, rief William. »Du hast deiner Mutter diesen ganzen Mist geschrieben?« »Ja«, flüsterte sie, »aber es ging nur mich etwas an. Nur mich.« »Hier ist ein Brief für dich, von deiner Mutter. Er kam heute Morgen an, und so wie er sich anfühlt, schickt sie dir ebenfalls den Artikel. Ebenso wie andere Leute in Perth«, fügte er boshaft hinzu. »Manche schicken sogar vorab ein Telegramm, darunter auch Mrs. Mollards Mutter.« »Oh Gott«, wimmerte Harriet und dachte an Maudie Hamilton. Auf diesem Weg hatte sie also davon erfahren. Und den Rest kannte sie offensichtlich noch gar nicht. »Was schreibt meine Mutter?« »Es ist dein Brief, lies du ihn.« William gab ihr den Umschlag, und Harriet riss ihn auf. Natürlich fiel der Artikel auf ihren Schoß. Sie sah zu William hoch. »Es war ein privater Brief, das schwöre ich dir. Jemand muss ihn in die Hand bekommen und an die Zeitung gegeben haben.« »Von einem privaten Brief ist keine Rede, Madam. Die Zeitung deklariert ihn als von dir verfassten Artikel.« Harriet überflog die Zeilen ihrer Mutter. »Oh Gott, nein! Sie ist es gewesen! William, sie schreibt, der Brief sei so interessant gewesen, dass sie ihn dem Herausgeber des West Australian gezeigt habe, der meinte… Oh Gott, es tut mir ja so Leid… seltene Einblicke in das tägliche Leben im hohen Norden, und…« »Weiter«, meinte William eisig. »Sie war so begeistert, dass sie ihm die Erlaubnis gab, ihn zu veröffentlichen.« »Zeig her.« William entriss ihr förmlich den Brief. Las ihn. Stand auf. Ging zur Tür. Riss sie auf. Brüllte Tom Ling zu, er solle ihm einen Whisky bringen. Setzte sich wieder. Las den Brief noch einmal. »Deine dämliche Mutter scheint zu glauben, wir seien auch noch stolz, deine literarischen Bemühungen gedruckt zu sehen.« »Ja«, stöhnte Harriet. »Schlimmer noch, ihr Freund der Herausgeber bietet dir an, ein Honorar für weitere Beiträge aus dem hohen Norden zu zahlen.« Harriet nickte. »Aber das würde ich nicht tun, William, nie im Leben.« »Das will ich dir auch nicht geraten haben«, knurrte er. »Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was du damit angerichtet hast?« »Ich wollte

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