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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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und den »matronenhaften« Stil, den ihre Mutter trug, doch nun wirkte sie wie ein anderer Mensch – frischer, strahlender, ihre Augen sahen plötzlich größer aus. Sie lächelte erfreut. »Ich habe es dir doch gesagt«, flötete Lena. »Einfach wunderbar. Du bist ein völlig neuer Mensch.« Sie schnappte sich einen runden Hut aus weißer Spitze mit rosa Federn und platzierte ihn auf Harriets Kopf. »Sieht das nicht entzückend aus? Den hättest du vorher gar nicht tragen können.« »Es sieht wunderschön aus«, sagte Harriet verblüfft. »Ist er zu verkaufen?«, erkundigte sich Lena. »Ja, Madam.« »Dann soll sie ihn haben. Er wird herrlich zu dem rosa Nachmittagskleid passen. Schicken Sie ihn zu Mrs. Oatley ins Raffles.« Auf dem Rückweg zum Hotel war Harriet wie betäubt, schämte sich ihres unmodernen Taftkleides mit den bauschigen Ärmeln und war gleichzeitig stolz auf die neue Frisur, die sich unter dem ausladenden Hut verbarg. »Macht das nicht Spaß?«, fragte Lena. »Morgen kaufen wir dir ein paar neue Hüte.« Drei Tage später trafen die Kleider ein, und Lena musste das Mädchen zu Hilfe rufen, um Harriet in die neuen Korsetts zu schnüren. Die Kleider waren atemberaubend: ein Schneiderkostüm, beinahe noch eleganter als Lenas, dazu ein wunderschönes Abendkleid aus gelbem, besticktem Tüll mit einem weich fließenden Rock und passender Stola. Die anderen, mit Volants besetzten Kleider waren ebenfalls traumhaft geschnitten und dem tropischen Klima angepasst. Allerdings fand sich nicht ein einziges weißes Modell darunter. Das Mädchen bestaunte ehrfürchtig die Kleider. »Madam, noch nie habe ich so schöne Kleider gesehen.« »Ich auch nicht«, gestand Harriet. Lena und Leslie gingen mit ihr zum Rennen, und Leslie war verblüfft, als er sie erblickte. »Himmel, du siehst hinreißend aus, Harriet.« Sie dachte schon, seine Frau habe ihm diese Komplimente nahe gelegt, doch im Rennklub zog sie alle Blicke auf sich, wurde von jungen Herren umschwärmt und in die Geheimnisse der Pferdewetten eingeführt. Zwei von ihnen boten sogar an, ihr Singapur zu zeigen oder mit ihnen zu speisen, da sie den Trauring anscheinend nicht bemerkt hatten. Sie lehnte errötend ab, während Lena kichernd hinter ihr stand. Niemand zog sich um, bevor sie nach dem Rennen im Schlepptau von Lena und ihrer Clique eine Party am Strand besuchte, wo weiter getrunken wurde. Es gab ein formloses Büfett im Wohnzimmer, wo man die Teppiche weggeräumt hatte, um Platz zum Tanzen zu schaffen. Ein Pianist am Flügel und ein eifriger Violinist sorgten für die musikalische Untermalung. Noch nie hatte Harriet einen so formlosen Umgang oder eine so fröhliche Party erlebt, und sie amüsierte sich prächtig. Diese Welt war ganz anders als das Singapur ihrer Flitterwochen – das ruhige Haus, die steifen Bankette bei den Chinesen. Und weit entfernt vom langweiligen alten Darwin.
     
    William war außer sich. Das neue Nachmittagskleid interessierte ihn nicht im Geringsten. Er war hereingekommen und hatte sie umarmt, glücklich, wieder bei ihr zu sein. »Ich habe dich so vermisst, meine Liebe, und die Kunden waren so schwierig. Mit ihnen zu verhandeln ist nicht einfach… aber was war mit dir? Hast du dich gut unterhalten?« Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sie. »Du siehst verändert aus. Als hättest du…« Dann berührte er ihr Haar. »Was ist denn damit passiert?«, fragte er erstaunt. »Ich habe es abschneiden lassen«, antwortete sie und drehte sich, damit er die neue Frisur bewundern konnte. »Siehst es nicht hübsch aus? Und es ist so viel kühler.« »Du hast was?« Er nahm sie bei den Schultern und hielt sie fest. »Du hast dein wunderbares Haar abschneiden lassen! Wie konntest du das tun, ohne mich vorher zu fragen? Wie bist du auf diese Idee verfallen?« »Es sieht jetzt viel besser aus«, antwortete sie enttäuscht. »Es sieht nicht besser aus, du wirkst auf einmal so fremd. Mach es los, ich möchte sehen, was davon übrig geblieben ist.« Sie zog verunsichert die Nadeln aus ihrem Haar. »Oh nein, die Krönung deiner Schönheit. Jetzt ist nichts mehr davon zu sehen.« »Passiert ist passiert«, versuchte sie zu scherzen. »Ruiniert ist ruiniert, meinst du wohl. Wirklich dumm von dir.« »Der Friseur hat gesagt, die alte Frisur sei matronenhaft«, verteidigte sie sich. »Und wenn schon? Du bist doch eine verheiratete Frau, und jetzt siehst du aus wie ein flotter Vamp.« »Ich bin kein flotter Vamp! Und seit wann muss ich

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