Tal der Traeume
Hauptsache, du hattest deinen Spaß.« »Ja, die Leute sind nett. Wir haben im Tennisklub zu Mittag gegessen.« »Tatsächlich? Ich hatte noch nie Zeit, dorthin zu gehen. Aber du scheinst dich wunderbar amüsiert zu haben, dank Lena und Leslie.«
Doch Lena hatte erst mit ihren Bemühungen angefangen und nahm Harriet nun ganz und gar unter ihre Fittiche. Wenn sie Harriet nicht gerade durch die Geschäfte schleifte, besuchten sie ihre Freunde, wo man statt des Morgentees häufig Gin-Cocktails zu sich nahm, die Harriet lieber abgelehnt hätte. Doch trotz der Zimmerfächer, mit denen die meisten Häuser und öffentlichen Gebäude versehen waren, war es heiß, und die Getränke löschten den Durst. »Wie, ihr habt keine Zimmerfächer?«, erkundigten sich Lena und ihre Freundinnen erstaunt. »Ist es bei euch zu Hause nicht heiß?« »Doch, sehr sogar, aber die Stadt ist sehr neu. Es gibt noch nicht viele Annehmlichkeiten, wir haben nicht einmal Elektrizität.« Lena betrachtete den kleinen malaiischen Jungen, der den Zimmerfächer ihrer Freundin bediente. »Du brauchst keine Elektrizität. Es gibt doch Eingeborene.« »Ja, aber…« Als William am nächsten Abend ins Hotel kam, berichtete Harriet von dem Geschenk, das Lena und Leslie ihnen gekauft hatten: ein aufwändiger Zimmerfächer für ihr Heim, der fertig verpackt im Gepäckraum des Hotels auf sie wartete. William lachte Tränen. »Ein Zimmerfächer in Darwin! Mein Gott, du darfst ihre Gefühle nicht verletzen, ich hoffe, du hast das Geschenk dankend angenommen. Aber kannst du dir Tom Lings Gesicht vorstellen, wenn wir ihn in eine Ecke setzen und seinen großen Zeh an dieses Ding binden? Er würde vermutlich in Tränen ausbrechen.« Er überlegte. »Wenn wir ihn verschenken, brauchen sie es ja nicht zu erfahren.« »Wem willst du ihn schenken?« »Unserem Residenten und seiner Missus, meine Liebe. Ist es ein guter Fächer?« »Lena sagt, der beste. Sie benutzt ihn in Malaya.« »Ausgezeichnet«, meinte William grinsend. »Das perfekte Geschenk für Ihre so genannten Exzellenzen. Gut gemacht, Harriet, gut gemacht.« Dann aber überbrachte er ihr die Neuigkeit, er müsse nach Norden reisen, um mit den Vertretern eines malaiischen Prinzen und vielleicht auch dem Prinzen selbst zu sprechen. »Leslies Prinz?« »Nein, verglichen mit diesem Burschen und seinem Vater ist er ein kleiner Fisch. Sie sind märchenhaft reich, und ich konnte sie für die Kupferminen interessieren, die Garfield Perdoe nicht wollte. Mit derartigen Geldern können sie nicht nur die existierenden Kupferminen erschließen, sondern auch nach Silber, Zink und sogar Gold suchen. Wir haben noch immer keine Ahnung, welche Reichtümer unser Territorium birgt. Es ist praktisch unerschlossen.« Harriet war ratlos. »Das verstehe ich nicht. Warum sollten sie sich die Mühe machen, wenn sie schon so reich sind? Haben sie denn nicht genug?« »Mehr als genug, Milliarden Pfund in unserer Währung. Aber was macht man damit? Sie müssen an ihre Nachkommen denken, die Throne aus massivem Gold benötigen, dazu Heerscharen von Dienern und Harems voll der schönsten Frauen der Welt…« »Wie bitte?« »Aber ja. Deshalb verlangt das Protokoll, dass du hier bleibst. Man hat mich in den Palast dieses Sonnenkönigs eingeladen, aber meine englischen Berater meinten, ich solle meine Frau nicht mitbringen, da Frauen dort nicht sonderlich hoch angesehen sind.« »Du meinst, ich wäre dir im Weg?« »Und wie!« »Schade, ich hätte so gern gesehen, wie sie leben.« »Das bekommen nur wenige Europäerinnen je zu sehen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, hier auf mich zu warten. Ich erzähle dir alles, wenn ich zurück bin.« »Natürlich bin ich enttäuscht, aber ich möchte keinen Skandal verursachen.« »Nun, es tut mir ehrlich Leid, Harriet, aber ihre Investitionen sind bedeutend, obwohl die eigentliche Zahlung vermutlich über eine Londoner Bank erfolgen und die Firma einen englischen Namen tragen wird.« »Wieso?« »Wer weiß, welche verschlungenen Wege diese Burschen einschlagen. Die Quelle liegt jedoch in Prinz Abu Selongs Palast, und ich muss die Gelegenheit ergreifen. Sie investieren Millionen in aller Welt, und ich verlange im Vergleich dazu wenig. Außerdem sprechen meine Fakten und Zahlen für sich.« »Warum kann ich nicht in der Nähe wohnen und eine Stippvisite im Palast machen?« »Unmöglich, ich würde mein Gesicht verlieren. Und wenn du im Palast wohntest, was sie im Übrigen nicht verweigern könnten,
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