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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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passenden Kleid richtig gut aussah. »Meine Liebe, Sie sehen heute Abend bezaubernd aus.« »Vielen Dank, Sir«, antwortete sie und betrat mit William den Salon. Maggie erstickte beinahe vor Wut. »Hast du gesehen, was sie anhat?«, zischte sie. »Was meinst du?« »Dieses Kleid, es ist rosa.« »Na und?« »Ach, egal«, schnaubte sie. Maggie und ihre Freundinnen betrachteten Harriet Oatley im Schutz ihrer Fächer. »Sie weiß einfach nicht, was sich gehört.« »Dieses Kleid gehört ins Schlafzimmer, nicht in die Öffentlichkeit.« »Es besteht nur aus Volants, ein Nichts an Stelle eines Kleides.« »Maggie, du solltest mir ihr reden.« »Warum ich? Soll sie sich doch zum Narren machen. Ich bin nicht ihre Gouvernante. Aber was kommt als Nächstes? Königsblau? Grasgrün?« Mina Forrest, die Frau des Anwalts, hütete ihre Zunge. Sie war verblüfft angesichts dieser Verwandlung. Harriet Oatley wirkte so elegant und selbstsicher, und das Kleid war nicht unanständig, sondern modern. Sie fragte sich, weshalb die Frauen von Darwin so viel Wert auf weiße Kleider legten. Mina besaß ein hübsches eisgrünes Modell, das ihre Mutter aus Sydney geschickt und das sie nie zu tragen gewagt hatte, aber jetzt… warum eigentlich nicht? Sie wünschte, sie fände den Mut, mit Harriet zu sprechen. Vielleicht ein anderes Mal, wenn es sich weniger auffällig bewerkstelligen ließ. Harriet wurde im Augenblick ohnehin von den jüngeren Männern umschwärmt, während sich William Oatley und seine Altersgenossen in eine Ecke zurückgezogen hatten. Auch Christy Cornford war überrascht und beeindruckt. Die junge Mrs. Oatley war die Sensation des Abends. Sicher war sie in die eleganten Kreise von Singapur geraten, die er selbst gut kannte, und hatte dort das eine oder andere gelernt. Er grinste verstohlen. Singapur war für ihn der einzige Zufluchtsort, die nächste Großstadt von Darwin aus. Er näherte sich Harriet, seiner exzellenten Tennispartnerin, mit neuer Entschlossenheit. Ihre Schüchternheit war ihm schon aufgefallen, doch sie konnte auch überraschend schlagfertig sein und hatte sich an diesem Abend zu einem neuen Menschen gewandelt. Gut gemacht, dachte er, ein cremeweißes Dekolletee und eine Taille, die ich mit den Händen umfassen könnte. Und das dicke Haar ist weg. Sieht wunderbar aus. Christy war nicht so aufdringlich wie die jungen Burschen, die ihr schamlos in den Ausschnitt starrten und sie mit Geschwätz langweilten. Er blieb einfach in ihrer Nähe und wartete auf eine Gelegenheit, um ihr ein Kompliment zu machen. Ihm fiel auf, dass auch die neue Eleganz Harriets Unsicherheit nicht ganz verbergen konnte. Was wollte sie eigentlich mit Oatley, dem alten Herrn? Das Geld reize sie, hieß es. Er entdeckte sein Bild im Spiegel und strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn. Er war dreißig und in Bestform, also eine weitaus passendere Begleitung für diese Dame. Nur an Geld fehlte es ihm. Als seine Chance gekommen war, führte er Harriet zu einem Burschen namens Cochrane samt Frau, den letzten Neuankömmlingen in der Stadt. Cochrane war Buchhalter bei der Telegrafengesellschaft, Ersatz für einen beurlaubten Angestellten. Beide wirkten so verschwitzt und unglücklich, dass er sich die Bemerkung, dies sei der Winter im Territorium, einfach nicht verkneifen konnte. Die Telegrafengesellschaft hatte stets Mühe, ihr Personal zu halten.
    Er schaute zu Oatley hinüber, der mit seinen Freunden Whisky trank und sich nicht um seine Frau zu kümmern schien. Ganz schön sorglos, dachte Christy. Die angeborene Selbstsicherheit der Reichen. Kurz nach seiner Ankunft in Darwin hatte Christy erfahren, dass es hier am Ende der Welt Familien mit großen Reichtümern gab. Darüber hatte er lange nachgedacht. Ein Mann, der in einen dieser Clans einheiratete, heiratete gleichzeitig ein Vermögen und wurde Mitglied der Kolonialaristokratie. Doch das war leichter gesagt als getan. Christy, nach nur vierjähriger Ehe als kinderloser Witwer allein auf der Welt, hatte seinen Posten aus purer Verzweiflung angenommen, da sich keine andere respektable Stelle anbot. Es war ihm nicht schwer gefallen, sich in die Pflichten eines Adjutanten einzufinden. Seine Tätigkeit war nicht anstrengend, er empfand nur den Mangel an Höflichkeit, den seine Arbeitgeber an den Tag legten, als störend. Christy hatte sich bei den Viehzüchtern von seiner besten Seite gezeigt, den charmanten Gentleman und liebenswerten Gast hervorgekehrt, doch obgleich er gemeinsam mit

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