Tal der Traeume
»Erst sagen, wo Gopiny.« Myles wollte aufstehen, doch ein Fußtritt warf ihn nieder. »Wo Gopiny?«, knurrte Mimimiadie. »Ich weiß es nicht!«, schrie Myles. »Wer ist Gopiny?« Mimimiadie stellte Yorkey die gleiche Frage und erhielt eine überzeugende Antwort. »Habe Gopiny dort gesehen. Hat mich zu dir geschickt, stimmt? Wo er ist? Vielleicht oben.« Er deutete auf das Plateau. Mimimiadie wollte endlich weg, nachdem er seinen Jungen wiederhatte, die ganzen Diskussionen gingen ihm auf die Nerven, doch irgendetwas war Numinga und Gopiny zugestoßen. Vielleicht sollte er die beiden Weißen töten, um sein Gesicht vor den anderen zu wahren? Doch das würde den Zorn der Weißen auf sie lenken. Sicher wusste die ganze Welt der Weißen von seinem kühnen Plan zur Rettung seines Sohnes, den er gegen den weißen Boss austauschen wollte. Yorkey hatte gesagt, William sei ein bedeutender Mann. Sie würden warten, was geschah, ob er sein Versprechen hielt. Aber wie lange würden sie warten? Er nahm Yorkey beiseite. »Du guter Mann, hast nach meinem Jungen gesehen. Sag mir die Wahrheit. Wo Gopiny?« »Ich weiß es nicht, Boss, ehrlich. Ich weiß es nicht.« »Was sagt er?« Er hörte argwöhnisch zu, als Yorkey Oatleys Sohn die Frage stellte, und bemerkte die Angst in dem glatten, jungen Gesicht. Der Sohn schüttelte wiederholt den Kopf, ein Strom von Wörtern drang aus seinem Mund. Warum hatte er Angst? Was wusste er? Es tat gut, zur Abwechslung einmal die Weißen in Angst und Schrecken zu erleben. Seine Männer beobachteten ihn, und er versetzte dem Sohn zu ihrer Freude noch einen Tritt. Dennoch, sie mussten weg von hier. Ihnen fehlte die Zeit, eine Suche nach den beiden Männern durchzuführen. Sie waren auf sich selbst gestellt. Er konnte den anderen nur befehlen, die Augen offen zu halten. Er wandte sich an die Krieger. »Wir müssen aufbrechen.« Sie stimmten ihm von ganzem Herzen zu. Das lange Warten hatte sie schon genug gelangweilt. »Ich weiß nicht, wo Gopiny ist. Und wir haben keine Zeit, ihn zu suchen. Vielleicht hat ihn der Kerl verletzt oder getötet.« Er stieß Myles mit dem Fuß an. »Eigentlich sollte ich ihn auch verletzen oder töten, als Vergeltung, aber dann kommen große Suchtrupps und jagen uns. Dabei haben wir gewonnen, mit eurer Hilfe. Diese Geschichte können wir nach unserer Rückkehr erzählen. Falls wir zurückkehren«, fügte er finster hinzu. Es sind junge Burschen, die an meinen Lippen hängen, dachte er. Ich muss ihnen irgendeine Art der Vergeltung bieten. Dann kam ihm eine wunderbare Idee. Sein hartes Gesicht verzog sich zu einem gemeinen Grinsen. Er wandte sich an den Mann, der Myles’ Pferd hielt. »Das Tier gehört dir. Du kannst darauf zurückreiten, so weit du willst.« Der junge Mann strahlte und tanzte umher, tätschelte das Tier und dankte seinem Anführer für das herrliche Geschenk. Er konnte den Ritt kaum erwarten. Mimimiadie nickte feierlich. Problem gelöst. Er beachtete Myles nicht und trat auf Yorkey zu. »Ihr geht jetzt. Nimm Oatley. Nimm Sohn. Geh.« Yorkey war erfreut und schüttelte Mimimiadie die Hand. »Guter Mann. Hast Versprechen gehalten, was? Schau jetzt nach Boomi. Danke, Boss.« Doch als Yorkey sich den Pferden zuwandte, richtete Mimimiadie das Gewehr auf ihn und wies seine Männer an, die Tiere festzuhalten. Dann sagte er ruhig: »Geht alle. Keine Pferde. Gehen.« Yorkey und Oatley begannen eine wütende Diskussion, doch Mimimiadie bestand darauf, dass nicht nur Schwarze, sondern auch Weiße diese Entfernung zu Fuß zurücklegen konnten. Er blieb hart. Yorkey tobte. Er gab die Schmeicheleien auf und brüllte den Anführer an. »Du hast versprochen, wir kommen sicher heim. Das geht nicht. Nein! Wir gehen nicht. Wir brauchen die Pferde, ihr nicht.« Schließlich mündeten seine Argumente in eine Bitte um Oatleys Leben. »Sieh ihn dir an. Er ist krank. Er kann nicht gehen. Er würde sterben. Suchtrupps kommen, am ganzen Victoria River. Hörst du? Wenn er stirbt, hast du großen Ärger.« Zu guter Letzt schlossen sie einen Handel. Ein Pferd, nicht mehr. Nun konnte Mimimiadie nicht mehr zurück. Ein Tier brauchte er für sich, um mit Boomi an einen sicheren Ort zu reiten. Eine gute Idee. Ein Pferd gab er ab, das war ein ehrenvolles Geschäft. Er wählte das Schwarze, weil es kräftig aussah. Er befahl Yorkey, Oatley aufs Pferd zu helfen, und schickte die beiden anderen fort. Dann sah er mit dem Gewehr in der Hand zu, wie Yorkey Myles auf die Füße half. Als sie
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