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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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schnell genug.« »Sie haben ihn getötet?« »Mausetot, der Mistkerl. Einer von uns musste dran glauben.« Yorkey sah ihn nervös an. Er empfand eine gesunde Furcht vor den wilden Vertretern seines eigenen Volkes, wenn sie sich auf dem Kriegspfad befanden, und hegte auch einen aufrichtigen Respekt für ihre »geheimen Geschäfte«, den ihm seine Mutter eingeimpft hatte. Viele von ihnen waren Mystiker, wussten Dinge, besaßen Kräfte, die Uneingeweihten unbegreiflich waren. Ob sie auch wussten, dass Gopiny tot war? Sicher hatten sie es im Wind gehört, dem heißen Wind, der von Norden wehte. Er schauderte, als er vom Pferd stieg, Boomi herunterhob und auf seine Hüfte setzte. »Sie verschwinden von hier«, schnauzte er Myles an. »Kehren Sie um! Ich reite keinen Meter mit Ihnen zusammen. Ich will nichts mit Ihnen zu tun haben.« »Dann schlagen wir hier unser Lager auf. Du machst das, ich halte den Jungen fest.« Myles stieg ebenfalls ab. »Hände weg von ihm! Wenn Sie ihn anfassen, verpasse ich Ihnen eine Kugel.« Yorkey wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Mimimiadie würde wissen, dass er in seiner Nähe war, Gopiny hätte es ihm… Nein! Gopiny war tot! Falls sie keinen weiteren Späher eingesetzt hatten, wussten sie gar nicht, dass er unterwegs war. Schon bald würden sie Gopiny vermissen und nach ihm suchen. Wenn sie seine Leiche fanden, wäre alles zu Ende. Keiner von ihnen würde je in die Stadt zurückkehren.
    Yorkey starrte Myles’ Hose an. Er dachte an Numinga, der sich sicher für sie einsetzen würde. Immerhin brachte er Boomi sicher zu seinem Volk. Noch immer schaute er gedankenverloren auf die Hose: teurer Stoff, helle Farbe… Yorkey setzte den Jungen ab. »Willst du Kuchen? Setz dich hin.« Der Kleine grinste und nickte. Er liebte Kuchen. Ruhig wandte sich Yorkey an Myles. »Haben Sie ihn vom Pferd aus erschossen?« »Klar, ist tot umgefallen.« »Was ist dann das an Ihrer Hose? Die Flecken an beiden Beinen?« Myles war überrascht. Er sah nach unten und zuckte die Achseln. »Schlamm.« »Das ist kein Schlamm, sondern Blut!« Er geriet allmählich in Panik. »Wessen Blut? Wie ist es dahin gekommen?« Myles blinzelte und stammelte: »Herrgott, ich habe mich wohl geschnitten. Was ist so schlimm daran?« Yorkey packte und schüttelte ihn. »Sie lügen. Zeigen Sie mir den Schnitt! Ihre Hose ist ganz voller Blut. Unten an den Knöcheln. Das kann nicht von einem Schnitt stammen.« Myles wollte ihn abschütteln. »Lass mich los, dafür zeige ich dich an!« »Bei wem denn? Was ist mit dem Blut?« »Also, wenn du es unbedingt wissen möchtest, ich habe dir den Rücken freigehalten. Da war noch einer von ihnen, oben auf dem Dingo-Felsen. Er hat dich beobachtet und Zeichen gegeben.« »Und deshalb haben Sie ihn getötet?« »Ich musste ihn zum Reden bringen«, verteidigte sich Myles. »Ich wollte dich beschützen. Verstehst du das nicht?« In Yorkeys Kopf wirbelte alles durcheinander. Natürlich, das Signal. Also wussten sie doch, dass er und Boomi unterwegs waren, und warteten in Alarmbereitschaft. Das Wort »verstehen« zuckte durch sein Gehirn. »Verstehen? Wie konnten Sie ihn denn verstehen?« Die Antwort war ebenso vorhersehbar wie schrecklich. »Er sprach ganz gut Englisch«, sagte Myles glatt. Er hatte Numinga getötet, ihren einzigen Freund in dieser Horde! Yorkey holte aus und versetzte Myles einen Schlag ins Gesicht, dass dieser nach hinten stürzte, riss ihn am Hemd wieder hoch und schlug ihn erneut, dass er betäubt zu Boden fiel. Boomi schaute fasziniert zu.
    Yorkey begriff, dass er schnell zu Mimimiadie gelangen musste, bevor ihn die Nachricht von den beiden Morden erreichte. Er packte Boomi, nahm sein Pferd und das Ersatztier am Zügel, schnappte sich Myles’ Gewehr, leerte das Magazin, zerbrach den Lauf über seinem Knie und warf dem Besitzer die beiden Teile verächtlich hin. Dann lenkte er die Pferde auf den Weg und ritt rasch in Richtung Schlucht davon. Boomi weinte, weil er seinen Kuchen haben wollte.
     
    Der Wachposten sah sie. Hörte ihren Streit. Er verstand nichts, doch das war egal. Sie hatten Boomi dabei. Nie hatte er wirklich geglaubt, dass die Weißen ihn übergeben würden, doch nun war der Junge hier. Er rannte zu Mimimiadie, um die gute Nachricht zu überbringen. »Boomi ist zurück! Er ist hier! Holen wir ihn rasch.« Mimimiadie warf jubelnd die Arme empor, doch dann gewann Vorsicht die Oberhand. »Wie sieht er aus? Ist er gefesselt? Ist Yorkey bei ihm? Wo sind

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