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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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erwies sich William als zu schwach auf den Beinen. Er litt unter wässrigem Durchfall und gehörte ins Krankenhaus, nicht in diesen Brutofen. Yorkeys Gebete um einen Wetterumschwung wurden auf drastische Art erhört. Am Nachmittag zogen von Norden her Wolken auf, und Yorkey sorgte dafür, dass sie ihr Lager aufschlugen, bevor der Sturm losbrach. Diesmal war es kein bloßer Vorbote der Regenzeit. Der Monsun traf das Land mit Verspätung, dafür aber umso heftiger. Blitze zuckten über ihnen, der Donner krachte, die Bäume schienen sich unter den Regenfluten niederzubeugen. Sie wurden nass bis auf die Haut. Der Weg verwandelte sich in eine Rutschbahn aus Schlamm, auf dem Waldboden war es auch nicht viel besser, da er mit glitschigem Laub bedeckt war. Ihnen gingen allmählich die knappen Vorräte aus. Yorkey hatte nicht damit gerechnet, zu Fuß nach Pine Creek zurückzukehren. Außerdem besaß er keine Waffe mehr, mit der er Vögel oder Kleintiere hätte jagen können. »Du bist ein Abo«, knurrte Myles. »Such uns Buschfutter, ihr braucht sonst ja auch keine Gewehre.« William, der neben ihm im strömenden Regen kauerte, brachte ein Lächeln zu Stande. »Myles, es würde dir nicht schmecken, glaub mir. Wir müssen das Ende dieser Sintflut einfach abwarten.« »Dann sitzen wir eine Woche hier. Lass mich das Pferd nehmen und Hilfe holen.« »Nein«, entgegnete Yorkey entschlossen, »nein.« Am nächsten Morgen mussten sie weiterziehen, obgleich es nach wie vor regnete. Der schlammige Weg war immer noch besser als der Waldboden mit seinen tückischen Löchern und Baumstümpfen. Das Pferd war zu wichtig, sie konnten nicht riskieren, dass es sich verletzte. Plötzlich stürzte Myles in den Schlamm, weinte, entschuldigte sich und flehte sie an, ohne ihn weiterzugehen. »Schon gut, Kumpel«, sagte Yorkey, »ruhen wir uns ein bisschen aus. Ich massiere deine Beine, wie ich es bei deinem Dad mache. Dann geht es dir bald besser.« Sie tranken den letzten Tee, und William scherzte: »Wasser ist sowieso gesünder.« Er musste geahnt haben, dass das Proviantpaket fast leer war, ließ aber den Mut nicht sinken. Myles umklammerte den Teebecher und schaute seinen Vater klagend an: »Es tut mir so Leid. Ich habe alles verdorben, nicht wahr?« »Nein, das stimmt nicht«, meinte Yorkey freundlich. »William hat Recht. Er weiß, dass wir ab und zu rasten müssen. Danach geht es mit neuer Kraft weiter. Wozu die Eile?« Myles beachtete ihn nicht. »Ich habe alles verdorben, stimmt’s?«, fragte er seinen Vater noch einmal. »Nicht nur das, auch den Rest, mit Harriet.« Yorkey erstarrte. Dies war nicht der rechte Zeitpunkt, um über Familienfehden zu sprechen, doch Myles ließ nicht locker. »Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Ich kann nur sagen, dass es mir schrecklich Leid tut. Ich wollte sie hassen, weil sie Mutters Platz eingenommen hatte…« William versuchte, ihn zu beschwichtigen. »Jetzt nicht, mein Sohn. Ruh dich aus, du bist erschöpft. Yorkey wird dir eine trockene Stelle ausheben.« Doch Myles blieb am qualmenden Feuer sitzen, das Yorkey unter einem kleinen Dach aus Adlerfarn hatte entzünden können. »Nein, ich kann nicht weiter«, sagte Myles. Er streifte mit schmerzverzerrtem Gesicht einen der durchweichten Stiefel ab und enthüllte einen blutigen, aufgequollenen Fuß. »Ich war wohl zu lange in der Zivilisation«, meinte er trocken. »Bisschen aus der Übung.« »Um Gottes willen!«, rief Yorkey. »Ich mache dir einen Verband.« William schüttelte den Kopf. »Tu das, Yorkey, aber er muss trotzdem reiten. Wir reiten beide.« Als Yorkey sein Hemd in Streifen riss, zuckte Myles nur die Achseln. »Ich glaube, das hilft nicht viel, und auf das Pferd steige ich schon gar nicht. Es muss meinen Vater heimbringen. Außerdem möchte ich zu Ende reden.« Während Yorkey die blutigen Füße verband, wurde ihm klar, dass Myles entweder Stiefel oder Verbände tragen konnte, aber nicht beides zugleich. Das Blut sickerte durch den Flanell, vermutlich waren die Füße bereits entzündet. Am Morgen würde er noch einen Blick darauf werfen, konnte die Wunden aber nur säubern, gegen die Infektion besaß er kein Mittel. Was nun? Myles sprach eindringlich auf seinen Vater ein. »Dann habe ich gemerkt, dass ich sie gar nicht hasse. Ich fand sie sogar schön, und auch das hat mich geärgert. Aber man kann so gut mit ihr reden. Dann fand ich den Brief, der in der Zeitung in Perth abgedruckt worden war.« William nickte. »Ich habe

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