Tal der Traeume
von Gesicht und Armen, doch in seinen Augen funkelte Leben, er würde weiterkämpfen. Yorkey wagte nicht, ihm zu sagen, dass sein dummer Sohn irgendwo da draußen war und den Austausch zu ruinieren drohte. »Wir müssen uns beeilen«, sagte er und wollte William in den Sattel helfen, doch Mimimiadie trat vor und richtete das Gewehr auf sie. »Nicht gehen.« »Was soll das heißen?«, rief Yorkey überrascht. »Es ist vorbei. Ihr habt Boomi, ich nehme ihn mit.« »Nein, warten.« »Worauf? Wir gehen.« Doch es hatte keinen Sinn. Er ließ William neben dem Pferd zu Boden sinken und verlangte von den Schwarzen, mit ihm allein gelassen zu werden. Dabei versuchte er, den Gedanken an das Gewehr in den Händen des leicht erregbaren Anführers zu verdrängen.
Myles war wütend und verängstigt zugleich. Wenn dieser schwarze Bastard Yorkey zurückkam, würde er ihn wegen Körperverletzung anzeigen. Doch was war jetzt zu tun? Gewiss konnte er nicht unbewaffnet weiterziehen. Und wie lächerlich würde er sich machen, wenn er allein nach Pine Creek zurückkehrte. Zack würde sich totlachen. Doch was spielte sich dort vorne ab? Sollte er einfach in Deckung bleiben? Sich durch den Busch anschleichen und nachschauen? Der Gedanke an die beiden toten Aborigines ließ ihn nicht mehr los. Es waren Mimimiadies Männer gewesen, er würde sie vermissen und sich nach ihnen erkundigen. Andererseits würde Yorkey ihn nicht verraten, weil er sich dadurch selbst in Gefahr brachte. Vielleicht sollte er ihm die Schuld in die Schuhe schieben. Oder war es doch besser, von hier zu verschwinden? Was sollte aus William werden? Hätte Yorkey nicht sein Gewehr zertrümmert, hätte er seinem Vater helfen können. Jemand anders nahm ihm die Entscheidung ab. Als er zu seinem Pferd ging, traf ihn ein Schlag von hinten, und er fiel hin. Bevor er begriff, was geschehen war, rissen ihn zwei wild aussehende Aborigines wieder auf die Füße. Myles brüllte los. »Lasst mich los! Das werdet ihr büßen! Wisst ihr nicht, dass ich ein Boss bin? Großer Boss. Viele Soldaten werden kommen und schießen.« Ihre Gesichter wirkten ungerührt, während sie seine Hände nach hinten rissen und so stramm fesselten, dass ihm die Schnüre wie Draht ins Fleisch schnitten. Entsetzt sah er, dass sie gute Gewehre bei sich trugen, und änderte seinen Ton. »Warum macht ihr so etwas? Ich bin ein Freund. Ich habe nichts Böses getan. Ich warte nur auf Yorkey. Will ihm helfen. Versteht ihr?« Doch sie nahmen sein Pferd, stießen ihn auf den Weg und trieben ihn eilig voran. Einer von ihnen grinste, sprang in den Sattel, griff nach den Zügeln und presste die Knie in die Flanken des Tieres. Der andere fiel neben dem Pferd in Laufschritt und zerrte Myles hinter sich her. Er stolperte. Ein brutaler Tritt in den Hintern trieb ihn weiter, der Schweiß rann ihm übers Gesicht. Angst und Erschöpfung forderten ihren Tribut. Seine Beine waren schwer wie Blei. Er weinte beinahe vor Erleichterung, als er Yorkey ohne Fesseln neben den beiden Pferden stehen sah. Sein Vater lag im Gras. Er sah schrecklich aus, war aber am Leben. »Sagt ihnen, sie sollen mich loslassen!«, schrie Myles. »Sagt ihnen, wer ich bin. Das ist empörend!« Plötzlich tauchte ein Ehrfurcht gebietender Schwarzer auf, ein Riese mit dicken, filzigen Locken und einem eisernen Blick baute sich majestätisch vor ihm auf. In der Hand hielt er einen langen Speer. Er stand unbeweglich da, seine Raubvogelaugen fixierten Myles, den man vor seine Füße stieß. Myles wusste sofort, dass dies der berühmte Mimimiadie sein musste, und fuhr entsetzt zusammen. Die Brust des Mannes war von Narben bedeckt, die aus Schlachten oder von Initiationsriten stammten und von einem bewegten Leben zeugten. »Sag ihm, er soll mich freilassen«, rief er seinem Vater zu. William nickte. »Schon gut, Myles, bleib ruhig, ganz ruhig.« Er rappelte sich mühsam hoch und stützte sich auf Yorkey. »Guter Mann, Boss. Dein Sohn Boomi. Mein Sohn Myles. Gut?« Yorkey erklärte die Lage mit Gesten, doch William schaute ihn nur müde an. »Er kann jetzt etwas Englisch, ich habe es ihm beigebracht. Hatte nichts Besseres zu tun.« »Gut. Sprechen jetzt Englisch, Boss?«, fragte Yorkey Mimimiadie bewundernd. »Gut, was?« »Er Sohn von Oatley«, verkündete Mimimiadie stolz. »Stimmt«, sagte Yorkey. »Auch guter Mann. Lass ihn gehen. Wir gehen alle. Boomi ist da. Keine Probleme mehr, oder?« Mimimiadie hob einen Finger, um sie zum Schweigen zu bringen.
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