Tal der Traeume
deswegen und hat mit dem Gedanken gespielt, sich selbst zur Wahl zu stellen. Er wollte einen Weg finden, um die Zahlung zu erzwingen, nachdem die Androhung rechtlicher Schritte nichts gefruchtet hat. Wenn sich Leute über fehlende Einrichtungen in Darwin beschweren, wird er wütend und weist auf die finanzielle Hilflosigkeit des Rates hin. Ich habe ihm gesagt, er würde dort nur sein Talent vergeuden. Er solle mit den Herren der südaustralischen Regierung sprechen, mit denen er bekannt ist, und sich als nächster Resident bewerben. Niemand im Territorium ist besser für diese Aufgabe geeignet als mein William, und niemand könnte, mit Verlaub, diesen Posten schlechter bekleiden als der augenblickliche Inhaber, der nur selten Pine Creek, Alice Springs oder andere Siedlungen im Outback besucht, deren Verwaltung er eigentlich vorsteht. Außerdem mangelt es ihm offenbar an der notwendigen Integrität, um wichtige Entscheidungen über das Schicksal dieses Außenpostens zu treffen. Er und seine zimperliche Frau haben zu viel mit ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen zu tun, um sich um die Stadt, die Furcht erregenden Auseinandersetzungen zwischen Weißen und Aborigines, die täglich im Outback stattfinden, und den miserablen Zustand des Hafens zu kümmern.
William würde Zeichen setzen, dessen bin ich gewiss, aber ich muss wohl so denken, schließlich bin ich seine Frau. Die, du wirst dich freuen, das zu hören, nach wie vor regelmäßig den Sonntagsgottesdienst in der protestantischen Kirche besucht, einem Fertigbau, da die alte Kirche vor einigen Jahren einem Wirbelsturm zum Opfer gefallen ist. In der Regenzeit bringt mich mein Mann freundlicherweise mit dem Buggy zur Kirche, nimmt aber nach wie vor nicht am Gottesdienst teil. Leider steht er auf der Seite der Glaubensgegner, daher bete ich für ihn. Reverend Walters liest eine gute Messe, begleitet vom Trommeln des Regens und den Einwürfen ergrauter Buschbewohner, die abweichende Meinungen offen kundtun. Manche von ihnen bringen auch ihre Hunde mit und sind mit ihren schlagfertigen Bemerkungen eigentlich ganz amüsant, doch darf man dieses Benehmen natürlich nicht durch Lächeln ermutigen. William lacht sich scheckig, wenn ich ihm von den Vorgängen in unserer kleinen Kirche berichte. Letzten Sonntag zog er vor einigen dieser Männer tatsächlich den Hut und teilte mir mit, es seien Krokodil- und Büffeljäger! So weit meine Erzählungen aus dem hohen Norden. Es ist ein sonderbarer Ort, aber keineswegs eintönig, du musst uns unbedingt besuchen kommen. Wenn es das Wetter erlaubt, reisen wir demnächst auf die Viehstationen der Oatleys im Landesinneren: Das wird ein richtiges Abenteuer. Ich sende dir, liebe Mutter, meine herzlichsten Grüße. Deine dich liebende Tochter Harriet
10. Kapitel
An diesem Sonntagmorgen war William bester Laune und beschloss, Harriet von der Kirche abzuholen. Er machte einen Umweg am Hafen vorbei, um sich die amerikanische Brigg anzuschauen, die dort vor Anker lag. An Bord befanden sich zwei potenzielle Investoren, mit denen er sich am nächsten Morgen treffen wollte. Die Herren aus Seattle korrespondierten seit beinahe einem Jahr mit William; ihre Verträge über die Investition in Kupferminen standen vor dem Abschluss. Als vorsichtige Geschäftsleute hatten sie die Anwesenheit des Residenten und des Leiters des Bergbauministeriums bei der Besprechung verlangt. William hatte nichts dagegen einzuwenden. »Kein Problem«, sagte er zu Lawrence Mollard. »Sie kennen mich schließlich nur aus meinen Briefen, obgleich sie vermutlich schon Erkundigungen eingezogen haben, bevor sie die weite Reise antraten. Ihre Gegenwart wird sicher eventuelle Bedenken aus dem Weg räumen.« »Ebenso wie meine Kenntnis der rechtlichen Fragen bei Pachtverträgen. Diese Neulinge werden meine Erfahrung zu schätzen wissen. Wie hieß doch gleich die Firma?« »Garfield Perdoe Incorporated«, antwortete William mit einem diskreten Hüsteln. »Ich nehme die Aufgaben eines Beraters wahr.« »Das ist mir bekannt. Und ich glaube, Sie bekommen ein nettes Stück vom Kuchen. Es geht um Kupfer, nun, mein Bereich sind mehr die Goldminen. Ernsthafte Investoren würden gut daran tun, sich auf mein Urteil zu verlassen.« »Gewiss, Lawrence, und wir haben die Möglichkeit von Goldminen auch bereits in Betracht gezogen, aber die Herren sind nicht interessiert.« »Wirklich nicht? In Pine Creek ist immer noch Gold zu holen. Denken Sie daran, ich muss Investitionen im
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