Tal der Traeume
dass sie ihre Wirkung taten. Schon bald schlief er tief und fest.
Die Dosis musste höher als üblich gewesen sein, denn William erwachte vom ersten Hahnenschrei. Er tappte zum Fenster, um seine morgendlichen Atemübungen zu absolvieren. Der Gedanke an Mollard ärgerte ihn nach wie vor, doch er hatte so lange und gut geschlafen, dass seine Laune sich beträchtlich gebessert hatte. Ihm blieb genügend Zeit, um ein ernstes Wort mit diesem Herrn zu sprechen. Er wollte gerade in die Küche gehen und sich eine Tasse Tee holen, als Harriet ihn ansprach. »So willst du dich also davonschleichen.« William drehte sich um. »Wie bitte? Ich dachte, du schläfst. Möchtest du Tee? Es ist noch früh, aber da du schon wach bist…« »Ich will gar nichts«, fauchte sie. »Außer einer Entschuldigung.« Er lächelte. »Ja, es tut mir Leid, ich habe einfach durchgeschlafen. Du hättest mich wecken sollen.« »Wirklich? Zuerst beleidigst du mich auf offener Straße. Dann kommst du betrunken nach Hause…« »Entschuldigung, Madam. Ich habe dich nicht beleidigt und war auch nicht betrunken.« »Und ob. Du bist hereingekommen und auf dem Bett zusammengebrochen. Ich habe erst gemerkt, dass du zu Hause bist, als ich hereinkam. Dann war ich gezwungen, allein zu essen. Tom Ling musste dich ausziehen. Es ist eine Schande.« William blinzelte. Allmählich kam die Erinnerung wieder. Tom hatte die Lampen angezündet und ihm sein Nachthemd gereicht. »Boss kann nicht so schlafen, zu eng.« Und er hatte schläfrig gehorcht. Ohne Zweifel hatte ihn das Opium derart lahm gelegt. Doch was immer Toms Heilmittel auch enthalten haben mochte, er war nicht in der Stimmung für eine Szene. Er verließ wortlos das Schlafzimmer und schloss leise die Tür hinter sich. William schickte seinen Sekretär zu Theo und Jay, um eine weitere Besprechung zu arrangieren. Dann ging er zur Residenz, wo ihm erneut Christy entgegentrat und erklärte, Seine Exzellenz werde ihn nicht empfangen. »Was soll das heißen? Will mich heute nicht empfangen und morgen auch nicht. Was ist mit den Perdoes?« »Dies war die Nachricht, die ich Ihnen überbringen sollte.« »Dann vereinbaren Sie einen Termin für mich.« »Gut, ich lasse es Ihren Sekretär wissen.«
Leo kam mit der Nachricht zurück, dass die Amerikaner zum augenblicklichen Zeitpunkt keine Möglichkeit für ein Treffen sähen. Den ganzen Tag über wartete er vergeblich auf ein Wort von Mollard. Dann erfuhr William, dass der Resident eine Safari für die Perdoes organisiere, bei der sie eine Viehstation besuchen und er ihnen unterwegs einige der spektakulären Quellen und Schluchten zeigen wolle. Er begriff, dass man ihn mit voller Absicht von den Verhandlungen ausschloss. Leider begegnete er Mollard auf der Straße. Er unterdrückte seinen Zorn und erkundigte sich höflich, wann sie die geschäftlichen Besprechungen mit den Amerikanern aufnehmen könnten. Mollard starrte ihn an. »Ich bin erstaunt, dass Sie mich noch immer belästigen, obwohl Sie meine Aufgabe doch so viel besser erfüllen können.« »Wovon reden Sie eigentlich? Ich habe Cornford gesagt, dass ich nicht aus Eigennutz Ihre Hilfe gesucht habe, sondern an die Interessen des Territoriums denke. Ich würde gern auf mein Beraterhonorar verzichten, wenn es diesem Unternehmen dienlich wäre. Die Verträge liegen bereit…« Der Resident fiel ihm ins Wort. »Falls Sie Beschwerden über meine Amtsführung haben, können Sie sich an Adelaide wenden. In der Zwischenzeit lassen Sie bitte Mr. Perdoe in Ruhe. Ich bin durchaus in der Lage, diese Angelegenheit allein zu regeln.«
Er schlenderte grußlos davon und ließ William wie vom Donner gerührt auf der Straße stehen. Mollard schien eine imaginäre Beleidigung als Vorwand zu benutzen, um seine Verbindung mit Perdoe zu zerstören und selbst seine Position einzunehmen. Doch wie konnte das sein? Die Verträge, die sich in seinem Besitz befanden, waren vom Bergbauministerium in Adelaide aufgesetzt und genehmigt worden. Und was sollte dieses Gerede heißen, er könne Mollards Aufgabe so viel besser erfüllen? Zugegeben, wie die meisten Geschäftsleute Darwins war er wenig beeindruckt von dessen Vorstellung als Resident, verspürte aber keinerlei Ehrgeiz, sich selbst an dieser Aufgabe zu versuchen. Offensichtlich war das alles nur eine falsche Fährte, mit der er Williams Beziehung zu den Amerikanern sabotieren wollte. Er eilte zurück ins Büro, verfasste ein langes Telegramm an den Bergbauminister in
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