Tal der Träume
Entschuldigungen annahm. Lawrence rühmte sich seiner diplomatischen Fähigkeiten, die sich bezahlt gemacht hatten. Wie er Oatley in die Knie gezwungen hatte, bis dieser ihm die Pferde anbot! Musste ganz schön geschmerzt haben, ein so schönes Paar ziehen zu lassen …
»Ich behaupte nach wie vor, sie hat ihn wegen des Geldes geheiratet«, meinte Maggie. »Hat dem alten Gockel den Kopf verdreht, dabei finde ich gar nichts an ihr. Sie ist ziemlich fade. Du weißt doch, dass sie heute Abend herkommen.«
»Wer?«
»Die Oatleys. Deshalb musste ich auch den Zimmerfächer aufhängen. Immerhin, er macht sich gut im Salon, und ich habe einen schwarzen Jungen gefunden, der ihn bedient.«
»Falls er nicht einschläft.«
»Für den Fall habe ich ihm mit der Peitsche gedroht. Aber der Fächer sorgt wirklich für kühle Luft, nur schade, dass die Decke in der Eingangshalle zu hoch ist. Meinst du nicht, wir könnten auch dort welche anbringen?«
Lawrence jedoch starrte auf eine kurze Meldung in der Zeitung, in der es um die Wiederaufnahme von Verhandlungen über die Erschließung großer Kupfervorkommen im Territorium ging.
Der Bergbauminister in Adelaide kündigte gestern an, die britische Firma Ungers and Stockdale habe sich um die Bergbaurechte beworben und plane beträchtliche Investitionen im Gebiet …
Er schleuderte die Zeitung beiseite und rief nach Christy.
»Was hat die Sache mit den Kupferminen zu bedeuten? Haben Sie das gelesen?«
»Ja, Sir.«
»Und warum hat man mich nicht informiert? Wer sind Ungers and Stockdale überhaupt? Habe noch nie von ihnen gehört. Kabeln Sie umgehend dem Minister, verlangen Sie eine Erklärung. Nein, überbringen Sie ihm meine Grüße mit der Bitte um weitere Anweisungen. Erinnern Sie ihn daran, dass ich über die Kupfervorkommen in diesem Gebiet besonders gut informiert bin. Das sollte reichen. Und nun los.«
Wie üblich hatte William sich von seinem Temperament hinreißen lassen und bald wieder beruhigt. Er entschuldigte sich bei Harriet und erklärte, dass seine Enttäuschung und Überraschung über den Haarschnitt zu dieser Überreaktion geführt hätten. Dennoch ertappte sie ihn häufig dabei, dass er mit wehmütigem Blick ihr gekürztes Haar betrachtete, doch sie sagte nichts, um den Streit nicht wieder anzufachen.
Sie waren zu einer Soiree in der Residenz geladen. Harriet war aufgeregt, ganz im Gegensatz zu ihrem Mann. Nun fände sie Gelegenheit, ihre elegante Garderobe vorzuführen. Zunächst jedoch wollte sie ihn vorbereiten, um nicht wieder eine unangenehme Überraschung zu erleben.
Sie holte den Spitzenhut mit den rosa Federn.
»Sehr hübsch«, bemerkte William lächelnd, »sehr hübsch.«
Dann folgte das weiche Georgette-Kleid mit der engen Taille, dem großen Ausschnitt, der Satinrüsche am Mieder und den Volants am Saum.
»Gefällt es dir?«
Er nickte anerkennend. »Aber ja, es wirkt sehr weiblich, Liebes.«
Er musste ihr beim Schnüren des Korsetts helfen.
»Zieh es enger.«
»Es scheint schon ziemlich eng zu sein«, meinte William besorgt. »Vielleicht ist es dir zu klein.«
»Nein, es muss eng sein, sonst hält es nicht«, meinte sie und unterdrückte ein Keuchen.
»Gut, wenn du meinst.« Als er fertig war und die letzte Schleife band, musste er lachen. Dann drehte sie sich um, und er hob anerkennend die Augenbrauen.
»Mein Gott, das schiebt die Brust ganz schön in die Höhe, was? Sieht wunderbar aus. Ich kann nicht widerstehen …«
Er küsste ihre vollen Brüste. Harriet genoss die Wirkung, die das Korsett auf ihn hatte.
Als sie fertig angezogen war und der hübsche Hut kess auf ihrem Kopf thronte, stellte sie sich vor. William seufzte.
»Du siehst reizend aus, meine Liebe. Das Kleid steht dir gut.«
»Obwohl es rosa ist.«
»Wie bitte?«
»Die meisten Damen hier oben tragen Weiß, weil es kühler ist.«
William grinste bewundernd. »Mag sein, aber in diesem hier wirkst du kühl wie Eis. Ein Bild von einer Frau, vor allem an einem so heißen Abend.«
Mrs. Mollard sah vom Wohnzimmerfenster aus den Hut über dem Gebüsch auftauchen. Dann entdeckte sie ihn in der Menge auf der Terrasse und war hingerissen. Weiße Spitze, aber in der Form eines steifen Strohhuts.
Während sie ihre Gäste begrüßte, überlegte sie, wie man Spitze so in Form bringen konnte. Das Tüpfelchen auf dem i waren jedoch die rosa Federn, die anmutig auf dem Hut schwebten. So etwas sah man hier selten. Die Besitzerin musste eine jener englischen Damen sein,
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