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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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wütend, Christy. Warum müssen sich Leute mit derartigem Unsinn abgeben?«
    »Sie haben nichts Besseres zu tun«, murmelte er. »Der Tennisklub schließt ohnehin für die Sommermonate, da der Platz unter Wasser stehen wird.«
    Sie lächelte ihr zauberhaftes, argloses Lächeln. Christy kam sie bei jedem Zusammentreffen attraktiver vor, und er wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
    »Falls ich Sie in irgendeiner Weise kompromittiert haben sollte, ist es an mir, mich zu entschuldigen. Leider besitze ich hier nicht viele Freunde, und Sie sind sehr nett zu mir gewesen. Natürlich steckt hinter all dem pure Eifersucht. Sie stellen alle anderen Damen in den Schatten, darin liegt das Problem.«
    Ein rosiger Schimmer überzog ihre Wangen. »Also wirklich, Christy, das ist doch nicht wahr.«
    Nicht ganz, dachte er, als er ihr nachsah, aber fast. Sie wirkte weltgewandter und gepflegter als früher, war zwar keine hinreißende Schönheit, aber doch eine erotisch anziehende Frau. Er hatte Mrs. Mollards abfällige Bemerkungen über Harriets Größe gehört, aber sie wusste natürlich nicht die herrlichen Rundungen ihrer Figur zu schätzen. Schade, dass dies alles an einen alten Mann verschwendet wurde.
    Interessant, dass Oatley diesen teuflischen anonymen Brief so gelassen hingenommen hatte. Christy spielte mit dem Gedanken, in Oatleys Büro vorbeizuschauen, um zu zeigen, dass er die Begegnung mit ihm nicht scheute, besann sich dann aber. Oatley war ein schlauer Fuchs. Es war wohl besser, seinem Beispiel zu folgen und die Sache ruhen zu lassen.
     
    Myles verbrachte eine herrliche Zeit in Argentinien. Buenos Aires war eine lebhafte, farbenfrohe Stadt, deren gesellschaftliches Leben er in vollen Zügen genoss. Sein eigentliches Interesse galt jedoch dem Hinterland, wo er bei der Familie Flores auf einer der großen Rinderfarmen wohnte, deren Besitzer als Rancher oder Estancieros bekannt waren. Das Wohnhaus war im spanischen Stil gehalten, und die Herzlichkeit, mit der man ihn dort empfing, wärmte ihm das Herz. Seit langem schon war er nicht mehr so frei und wild geritten, und er genoss die Herausforderungen, vor die ihn die Gauchos stellten. Es waren wilde Kerle, die nichts mit den lakonischen Viehhütern seiner Heimat gemein hatten, außer dass sie ebenso gut ritten und dabei ihren Hals riskierten.
    Er begegnete einigen attraktiven jungen Damen, doch obwohl er ein geschätzter Gast war, ließ man ihn nie mit einer von ihnen allein. Es gab zahlreiche Veranstaltungen, formelle und zwanglose Abendessen, Musik und Tanz, doch immer wachten dunkeläugige Anstandsdamen lächelnd über die Mädchen.
    Er schrieb seinem Vater, er und eine Gruppe von Freunden planten eine Expedition, bei der sie die großen Flüsse und Wasserfälle erforschen wollten, von denen man überall sprach.
    Er hatte den Brief kaum abgeschickt, als er ein Telegramm von William über die Bank in Buenos Aires erhielt.
    »Pop schwer krank. Rückkehr dringend erforderlich. William.«
    Eine Woche später ging er in Buenos Aires an Bord der
Ohio
, eines Handelsschiffes, das über das Kap nach Sydney fuhr.
     
    Als Myles nach einer elenden Reise in Sydney eintraf, verschwendete er keine Zeit. Auf dem letzten Teil der Fahrt, in der Tasmanischen See, hatte er den heftigen Seegang erdulden müssen und allmählich auch unter dem mangelnden Komfort des Handelsschiffes gelitten. Nun fand er einen Küstendampfer, der nach Darwin fuhr, und stolperte nur Minuten vor dem Ablegen mit seinem Gepäck an Bord.
     
    Myles Oatley stand an Deck, als das Schiff in den vertrauten Hafen von Darwin einfuhr. Zum Glück herrschte Flut, so dass das Aussteigen einfacher war als bei Ebbe, wenn man zu Fuß an Land waten musste.
    Die Barkasse legte vom Schiff ab und brachte die Passagiere zum Anlegesteg. Myles war unangemeldet heimgekehrt. Er war aufgeregt, freute sich auf das Wiedersehen mit seinem Vater und versuchte, die Sorge um Pop zu verdrängen. Williams Frau hatte er praktisch vergessen.
    Er rannte den Steg hinauf, entdeckte einen chinesischen Kuli mit einem Handkarren und gab ihm einen Shilling, damit dieser sein Gepäck im Haus der Oatleys an der Esplanade ablieferte.
    Er eilte den Hügel hinauf, achtete nicht auf die Wartenden, die andere Ankömmlinge begrüßen wollten, und wich nur knapp drei bärtigen Reitern aus, die hinter einem Packpferd trabten. Sie brüllten, er solle doch aufpassen, wohin er laufe, doch Myles hatte nur Augen für sein Ziel, Williams Büro. Es war

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